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Die Leiche im Badezimmer

Die Leiche im Badezimmer

Titel: Die Leiche im Badezimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ausgelöscht, und
es war, als hätte sie nie existiert. Totale Finsternis war vor meinen Augen;
ich stieß einen dünnen Schrei aus, bevor sich mein gesamtes Inneres ins Nichts
aufzulösen schien.
    Ein Alptraum! Was, zum Teufel,
konnte das sonst gewesen sein? All der verrückte Quatsch über die Schaffung
meines eigenen Universums, von dem Celestine Jackson ein Teil sein sollte — zu
meinem eigenen Vergnügen auch noch! Und wir beide waren splitterfasernackt auf
dem Boden herumgerollt und hatten uns unter dem Licht der Sonne geliebt, die
ich s o zweckmäßig für diese
Gelegenheit geschaffen hatte. Auch die Zeit, entsann ich mich, war etwas, das
ich erschaffen hatte, und ich hatte gehört, wie die Bilder vorbeitickten. Nicht
Bilder — Kameras? Verdammt! Man maß die Zeit weder mit Kameras noch mit
Bildern, man maß sie mit — Pistolen?
    Es mußte sich um mehr als nur
einen Alptraum gehandelt haben. Der ganze Raum verschwamm, und ich schloß zum
Schutz die Augen. Als ich sie wieder vorsichtig öffnete, war das Zimmer wieder
da und alles an seinem Platz bis auf das schöne Hinterteil, das von der Wand
über dem Kamin herunter mit mir zu reden pflegte...
    Fang
von vorne an! Alles muß an seinen Platz, sonst entsteht ein Chaos. Das erste
zuerst!
    »Okay!« sagte ich laut, und
meine Stimme klang wie die auf einem Tonband, das man mit der falschen
Geschwindigkeit ablaufen läßt.
    Wer
bist du?
    »Al Wheeler. Ich bin
Polizeibeamter.«
    Gut.
Wo bist du?
    »Im Schlafzimmer meiner
Wohnung, ich sitze auf dem Bett.«
    Wieviel Uhr ist es?
    Ich sah mich um und entdeckte
meine Uhr auf dem Nachttisch. »Zwanzig Kendricks nach Celestine?«
    Minuten!
Zwanzig Minuten nach was?
    »Stunden. Ich meine, nach elf.«
Ich verspürte die Selbstzufriedenheit eines Schülers, der mit nur ganz wenig
Hilfe von seiten des Lehrers mit der richtigen
Antwort herausgerückt ist. »Zwanzig nach elf.«
    Puh,
Boy! Die
Stimme in meinem Unterbewußtsein seufzte tief. Das ging aber fix. Warum machst du dir nicht eine Tasse Kaffee?
    Ich war schon auf halbem Weg in
die Küche, als es an der Tür klingelte. Es schien mir sehr lang vorzukommen,
und ich ging wie ein sehr alter Mann — bevor ich die Wohnungstür erreichte und
sie öffnete. Ein Mädchen mit einem Heiligenschein dichter roter Locken um den
Kopf stand da mit einem unsicheren Lächeln auf dem Gesicht. Es trug eine weiße
Tunika, dazu passende Hosen, und es war schön.
    »Al«, sagte das Mädchen nervös.
»Ich bin gekommen, um mich dafür zu entschuldigen, daß ich Ihnen gestern nacht weggelaufen bin.«
    »Großartig«, sagte ich. »Ich
erinnere mich nicht einmal mehr an Ihren Namen. Von mir aus können Sie ein
Aktfoto von sich selbst an meine Schlafzimmerwand hängen, mir ist es egal. Ich
würde wahrscheinlich noch nicht einmal hinsehen, wissen Sie das?«
    »Al, sind Sie okay?« Ihre
großen saphirblauen Augen weiteten sich, während sie mich anstarrte. »Sie sehen
aus, als ob Sie eben die Trockenschleuderphase einer Waschmaschine durchgemacht
hätten.«
    »Können Sie Kaffee machen?«
fragte ich hoffnungsfreudig.
    Sie schloß die Wohnungstür,
packte mich beim Ellbogen und schob mich zu der Couch im Wohnzimmer.
    »Bleiben Sie hier sitzen und
beruhigen Sie sich«, sagte sie. »Ich bin in Null Komma nichts mit dem Kaffee
zurück.«
    »Das ist Kamera-Foto-Zeit. Und
wissen Sie, was das ist?« Ich kicherte wissend. »Null Komma nichts.«
    In Ihren Augen lag ein
seltsamer Ausdruck, bevor sie auf die Küche zuging; aber wir haben schließlich
alle unsere Probleme, überlegte ich. Fünf Minuten später saß sie auf dem Rand
einer Sessellehne und sah zu, wie ich mit meiner dritten Tasse Kaffee begann.
    »Wie fühlen Sie sich jetzt?«
fragte sie.
    »Genauso, wie ich mich gefühlt
habe, als Sie eintrafen«, knurrte ich. »Ausgezeichnet. Ich...« Ihr Gesicht
schwankte einen Augenblick und war dann wieder deutlich in allen Details zu
erkennen.
    »Geht es Ihnen auch bestimmt
gut?«
    Mein steifer Hals tat noch weh,
und ich rieb ihn sachte mit meiner freien Hand. »Sie sind Helen Walsh«, sagte
ich. »Sie sind mir gestern abend weggerannt, ohne auf
Wiedersehen zu sagen, aber Sie haben mir einen Zettel hinterlassen, auf dem
stand, daß Sie die Konferenz aufschieben würden — und außerdem ein reizendes
Unterhöschen als Unterpfand Ihrer Aufrichtigkeit.«
    »Na —« Ihr Gesicht hatte einen
deutlich erleichterten Ausdruck. »Das ist schon besser.«
    Ich trank den Kaffee aus, und
sie nahm mir die leere Tasse aus

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