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Die Leichenstadt

Die Leichenstadt

Titel: Die Leichenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dieser Stadt.
    Das alles ging mir durch den Kopf, während ich zu Doreen Delano in die Tiefe starrte.
    Sie trug ein helles Gewand, das ihr bis auf die Knöchel fiel. Vielleicht war das Kleidungsstück weiß, doch innerhalb des Lichts zeigte es eine grüne Farbe. Ob sie mich gesehen hatte, wußte ich nicht. Jedenfalls wollte ich sie auf mich aufmerksam machen und rief ihren Namen.
    »Doreen!«
    Meine Stimme hallte durch die Pyramide, denn ihre Wände wirkten wie ein großer Trichter.
    »… een…« Das Echo schwang mir entgegen, doch bei der Frau bemerkte ich keine Reaktion.
    Das Boot oder der Nachen trug sie weiterhin den Blutstrom hinunter. Verdammt, sie hatte mich doch hören müssen. Noch einmal strengte ich meine Stimme an, und jetzt zeigte sie eine Reaktion. Ich winkte heftig, als sie den Kopf hob und zur Spitze des Bauwerks schaute.
    Ihren Gesichtsausdruck erkannte ich nicht. Die Entfernung war zu groß, aber ich vernahm ihren Schrei, und er schallte mir sehr ängstlich entgegen. Witterte sie eine Gefahr? Natürlich, die Gefahr befand sich überall. Sie hatte mich regelrecht eingekreist. Ich bewegte mich auf schwarzmagischem Territorium und mußte jeden Augenblick mit einer Überraschung rechnen. Aber ich wollte auch erfahren, was es mit Doreen Delano auf sich hatte, und da Strickleitern nach unten hingen…
    Meine Gedanken wurden von einem Geräusch unterbrochen. Es war hinter meinem Rücken aufgeklungen, und die Gefahr wuchs. Ich schalt mich selbst einen Narren, daß ich so dumm reagiert und mich hatte ablenken lassen. Feinde hatten sich unbemerkt an mich heranschleichen können.
    Ich kreiselte herum.
    Es war ein regelrechter Sprung, der mich in die Höhe brachte. Jetzt schaute ich nach vorn und sah, was inzwischen geschehen war. Ich konnte nur raten, woher die Gestalten gekommen waren, doch das war in diesen Momenten uninteressant. Die Tatsache, daß sie mich umstellt hatten, zählte.
    Mein Herzschlag beschleunigte sich, als ich auf die Monstren schaute. Es waren blaue Skelette!
    ***
    Diesen Augenblick hätte Suko nicht erwartet. Er blieb stocksteif stehen und schaute auf das Bett, in dem völlig harmlos ein Mädchen namens Jennifer Moore lag.
    Bis auf die widerliche Spinne, die den Mund verließ und sich ihren Platz auf der Bettdecke gesucht hatte. »Inspektor, was ist…«
    Suko hörte die Stimme der Schwester, doch er schüttelte den Kopf. Er wollte jetzt nicht reden. Auf Zehenspitzen bewegte er sich in Richtung Bett. Dann schrie die Schwester.
    Suko hörte den Schrei, wandte sich um, sah die Frau und ihre weit aufgerissenen Augen. Auch sie hatte die Spinne gesehen, war blaß geworden und schüttelte den Kopf. In ihren Augen stand das Nichtbegreifen. Sie schnappte nach Luft, schluckte, nervös fuhr die Zunge über die Lippen, und aus ihrem Mund drang gleichzeitig ein tiefes Stöhnen. Sie war so geschockt, daß ihre Knie nachgaben und sie sich mit dem Rücken am Türfutter abstützen mußte.
    »Gehen Sie«, sagte Suko. »Gehen Sie weg, und lassen Sie mich mit dem Kind allein!«
    Die Schwester blieb stur. »Nein, das werde ich nicht. Auf keinen Fall, Inspektor. Ich bleibe…«
    »Sie begeben sich in Gefahr!«
    Schwester Bonifatia blitzte den Chinesen an. »Ich halte Ihnen zugute, daß sie nicht wissen, wer ich bin. Ich allein vertraue auf die Kraft des Kreuzes. Dieses Kreuzes hier.« Sie deutete auf das schlichte Holzkruzifix dicht unter ihrem Hals. Suko nickte nur. Er hatte kein Hausrecht in dem Heim und konnte die Schwester nicht wegschicken.
    »Dann schließen sie eben die Tür«, sagte er leise. Das tat die Frau.
    Zur Pistole griff der Chinese nicht. Er holte statt dessen die Dämonenpeitsche hervor, schlug einmal einen Kreis über den Boden, und die drei Riemen rutschten aus der Öffnung.
    »Was ist das?« fragte die Schwester.
    Von Suko bekam sie keine Antwort. Er warnte die Frau vor der Spinne.
    »Sie dürfen Sie nicht anrühren, denn sie ist äußerst gefährlich.«
    »Giftig?«
    Suko lachte auf. »Wenn es das nur wäre. Nein, Schwester, wenn sie von der Spinne gebissen werden, dann löst sich die Haut von Ihrem Körper, und Sie laufen als Skelett herum, das eigentlich in die geheimnisvolle Leichenstadt gehört.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Ist auch egal.«
    »Aber das Kind. Wenn es nun von der Spinne gebissen wird…«
    Suko schüttelte den Kopf. »Bei Jennifer muß es etwas anderes sein. Sie hat eine besondere Aufgabe zugedacht bekommen.«
    »Und welche?«
    »Das kann ich Ihnen jetzt noch nicht

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