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Die Leichenuhr

Die Leichenuhr

Titel: Die Leichenuhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sie vorladen.«
    Tonio Baresi war kein Dummkopf. Das letzte Wort hatte sich verdammt amtlich angehört. Er räusperte sich, zog die Augenbrauen zusammen und fragte: »Was soll das bedeuten?«
    »Polizei.«
    »Habe ich nichts mit zu tun.«
    »Doch, sogar mit Scotland Yard.«
    Baresi schwieg. Er bekam zwar keine Gänsehaut, ihm wurde nur etwas komisch. In seinen Augen flackerte Mißtrauen auf. »Ich wüßte nicht, was ich mit Scotland Yard zu tun hätte…«
    »Das wird sich herausstellen.« Suko spürte, wie ein Tropfen an seinem Rücken entlangrann. »Es geht um die beiden Vermißten, wenn Sie sich erinnern.«
    »Das ist erledigt.«
    »Für uns nicht.«
    Baresi merkte, daß er so nicht weiterkam. Er hob die Schultern, drehte sich um und bekam mit, daß ihn einige Leute schon jetzt beobachteten.
    Das paßte ihm nicht. »Kommen Sie in meinen Wagen. Da ist es auch trockener, Mister. Wie heißen Sie eigentlich?«
    »Inspektor Suko.« Baresi bekam auch den Ausweis zu sehen. Er war erst jetzt zufrieden, stand aber unter Druck, denn er riß mit einer wütenden Bewegung die Tür auf.
    Suko folgte ihm auf den Fuß, stieg die kleine Metalltreppe hoch und betrat den langgestreckten Wagen, in dem der Elektroofen eine bullige Wärme verbreitete. Der vordere Teil des Gefährts diente als Büro, der hintere als Wohn- und Schlafraum.
    Sie blieben im Büro. Als Suko vor einem kleinen Schreibtisch Platz genommen hatte, hörte er Schritte. Aus dem zweiten Teil des Wagens erschien eine braunhaarige junge Frau, die überrascht war, als sie Suko sah. Er stand auf, um sich vorzustellen, aber Baresi war schneller.
    »Lizzy, der Mann hier ist von der Polizei.«
    »Ach…«
    »Es geht um die beiden, die bei uns abgehauen sind.«
    Sie griff nach einer Regenjacke und zog sie über. »Was haben wir damit zu tun?«
    »Das weiß ich auch nicht.«
    Lizzy zog den Reißverschluß hoch. »Ich kann doch gehen, oder?«
    »Sicher.«
    Lizzy nickte Suko zu. Ihm war ihr ziemlich blasses Gesicht aufgefallen.
    Und die Schatten unter ihren Augen deuteten darauf hin, daß sie eine harte Nacht hinter sich hatte. Er sprach erst, als Lizzy den Wagen verlassen hatte. »Ihre Tochter?«
    »Nein!« Die Antwort klang wütend.
    Suko grinste innerlich, ließ das Thema und kam auf die beiden Vermißten zu sprechen. »Es muß eine Lösung geben, Mr. Baresi, glauben Sie mir. Und ich…«
    »Aber nicht hier bei uns«, fiel ihm der Direktor ins Wort. »Ich habe sie beschäftigt, das gebe ich gern zu, dann aber verschwanden sie bei Nacht und Nebel.«
    »Sie sind nicht mißtrauisch geworden?«
    Hinter seinem Schreibtisch wirkte Baresi größer. »Nein, bin ich nicht. Wer bei uns arbeitet und wen ich als Hilfskraft anstelle, der bekommt seinen Lohn, wenn er nicht nur fürs Essen schuftet, am Abend ausbezahlt. Er ist gewissermaßen ein Tagelöhner. Da passiert es schon mal, daß Leute keine Lust haben und sich bei Nacht und Nebel absetzen. So ist das Leben.«
    »Sie scheinen ein netter Chef zu sein.«
    Baresi hatte die Ironie nicht überhört. »Was reden Sie denn da! Was heißt netter Chef? Hier geht es um Existenzen, auch ich muß rechnen. Die Großen wollen die Kleinen kaputt machen. Mich haben sie noch nicht am Boden, das verdanke ich auch meiner Führungspolitik. Ich lasse mir das Geld nicht einfach aus den Taschen ziehen. Ich muß sehen, daß ich zurechtkomme, ich muß die Leute auf Trab halten.«
    »Stimmt. Aber warum sind die beiden verschwunden?«
    »Keine Ahnung.«
    »Sie tauchten auch nicht wieder auf.«
    »Ist nicht mein Problem, Inspektor.«
    Suko seufzte. »Aber meines, Mr. Baresi. Leider ist es zu meinem Problem geworden, da muß ich schon einiges einsetzen, um den Fall zu klären.«
    »Was bedeutet das für mich?«
    »Ganz einfach. Ich werde mit Ihren Leuten reden müssen.«
    Baresi zeigte seine dritten Zähne. »Das ist verdammt beschissen.«
    »Warum?«
    »Sie bringen Unruhe in unser Lager.«
    »Haben Sie denn etwas zu verbergen?«
    »Nein, aber warum hier?«
    »Ich muß irgendwo anfangen.«
    »Dann gehen Sie mal nach Ash, Inspektor. Dort sind die beiden auch bekannt gewesen. Die haben so manche Nacht gesoffen. In den Kneipen kennt man sie. Einmal kam ein Wirt und wollte eine Rechnung einlösen. Dem habe ich es gegeben.«
    »Schade.«
    »Kann man wohl sagen.« Baresi lächelte. »Hier werden Sie nichts finden, Inspektor. Außerdem können Ihnen meine Leute sowieso nichts erzählen. Die beiden waren Einzelgänger. Sie hockten immer zusammen, um die übrige Crew

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