Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Leichenuhr

Die Leichenuhr

Titel: Die Leichenuhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
schlich um das Fahrzeug wie ein Dieb, der erst sicher sein wollte, daß man ihn nicht beobachtete. Da die Scheiben nicht getönt waren, konnte ich ohne Schwierigkeiten in das Innere schauen, trotz der Tropfen, die außen am Glas ihre Muster hinterlassen hatten. Die Jacke sah ich noch, mehr auch nicht. Er war verschlossen, wie ich schon längst festgestellt hatte, und ich versuchte es noch einmal an der Heckklappe, wo sich auch nichts rührte.
    Allerdings fiel mir etwas anderes auf, und zwar der Geruch, der so gar nicht in diesen frischen Regenmorgen passen wollte. Er war irgendwie anders, kaum zu erklären, dumpfer, bedrückender. Ich war irritiert. Was roch so?
    Bekannt war er mir schon vorgekommen, und ich schnüffelte weiter.
    Dabei beugte ich meinen Oberkörper der Heckklappe entgegen, denn dort mußte sich die Quelle des Geruchs befinden.
    Da hatte ich es!
    Moder…
    Ich richtete mich wieder auf, überlegte und strich über das nasse Haar.
    Moder war auch nicht der richtige Ausdruck. Ich dachte an einen Toten.
    Ja, Leichen rochen so. Ich dachte an das Werkzeug, das am Karussell lag. Gern hätte ich es gehabt, um den Kofferraum aufzubrechen, denn er Leichengeruch verflog nicht, er hielt sich, und so glaubte ich auch nicht an eine Täuschung.
    Werkzeug holen und…
    Da hörte ich das Räuspern!
    Ich fuhr herum und staunte.
    Vor mir stand eine junge Frau!
    ***
    Ich hatte sie schon mal gesehen, ich wußte auch, daß sie Lizzy hieß und daß sie in der besonderen Gunst des Direktors Baresi stand, wie mir Tom versichert hatte. Ihr durfte sich kein anderer Mann offen nähern, sonst spritzte Baresi Gift und Galle.
    Sie trug einen hellen Regenmantel und hatte die Kapuze über ihr braunes Haar gestreift.
    Sie schien das Lager verlassen zu wollen.
    »Guten Morgen«, sagte ich ein wenig aufdringlich.
    Die Frau schaute mich nur an. Den Gruß erwiderte sie nicht, statt dessen stellte sie mir eine Frage: »Wer sind Sie?«
    »Ich arbeite hier.«
    »Sag mir deinen Namen.« Sie sprach vertraulicher, ohne jedoch vertraut zu wirken. »John Sinclair.«
    »Gut.« Es klang neutral. »Und wer bist du?«
    In ihrem Gesicht entstand ein überraschtes Zucken. »Ich heiße Lizzy Lamotte.«
    »Ein schöner Name.«
    »Red keinen Unsinn und sag mir lieber, was du hier zu suchen hast.«
    »Ich bin neu hier«, sagte ich schulterzuckend, »und wollte mich mal ein wenig umschauen.«
    »Du bist Handlanger?«
    »So kann man es sehen.«
    »Dann solltest du arbeiten, verdammt.«
    »Nein oder ja. Ich habe gearbeitet.« Zum Glück war mir Suko eingefallen. »Aber da war dieser Polizist, der seine Untersuchungen durchführen will. Er hat mich davon abgehalten, die anderen auch. Wir sollen in der Nähe bleiben, falls er noch Fragen hat.«
    Lizzy kam einen Schritt näher. Sie war jetzt gespannt, hatte sogar die Augen leicht verengt. »Hat er irgendwas gesagt?«
    »Wie meinst du das?«
    »Wie lange er noch hier auf dem Gelände bleiben will, zum Beispiel.«
    »Nein.«
    »Und worum geht es?«
    »Um Vermißte, denke ich.«
    Sie runzelte die Stirn und gab sich erstaunt. »Du hast da in der Mehrzahl gesprochen?«
    »Ja, das sagte er.«
    »Kennst du die Zahl der Vermißten, von denen dieser Bulle sprach?«
    Mit dieser Frage war sie mir praktisch ins Messer gelaufen. Ich stand noch immer in der Nähe des Polos und dachte auch an den Leichengeruch. Um zwei Personen ging es, nun aber war möglicherweise noch eine weitere hinzugekommen. Bisher hatte ich keinen Beweis, aber ich würde einfach so tun, als wüßte der Polizist schon Bescheid.
    Lizzy zeigte Ungeduld. »Was ist? Kannst oder willst du nicht reden?«
    »Nun ja, ich weiß nicht…«
    »Was weißt du nicht?«
    Ich spielte weiterhin den Dummen. »Es ist so, der Bulle hat gesagt, daß niemand mit einem anderen über die Fragen und Antworten sprechen soll.«
    Lizzy Lamotte lachte leise. »Daran wird sich wohl keiner halten, aber bitte, wie du willst. Du solltest nur bedenken, daß ich zu denjenigen Personen hier auf dem Gelände gehöre, die viel Einfluß haben. Das könnte sich auch für dich bezahlt machen, ich werde bestimmt nicht undankbar sein.«
    Ich stellte mich noch immer etwas unterbelichtet an. »Wie… wie soll ich das denn verstehen?«
    »Eine Hand wäscht die andere. Wenn ich bei Baresi ein gutes Wort für dich einlege, könntest du möglicherweise bei uns bleiben. Ist doch nicht unübel – oder? Im nächsten Jahr geht es rüber nach Irland. Wird ein toller Sommer dort.«
    Ich strahlte sie an und

Weitere Kostenlose Bücher