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Die Leichenuhr

Die Leichenuhr

Titel: Die Leichenuhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gern mal von innen ansehen. Der muß doch toll sein, denke ich. Kuriositäten, da bekommt der Besucher bestimmt Dinge zu sehen, bei deren Anblick sich ihm die Haare sträuben.«
    »Das kann durchaus sein.«
    »Hast du denn damit zu tun?«
    »Nein, das ist nicht meine Sache.« Lizzy blieb mit mir vor ihrem Wagen stehen. »Ich verspreche dir, daß du dir dieses Kabinett mal von innen ansehen darfst.«
    »Toll. Und wann?«
    »So bald wie möglich«, murmelte sie und holte einen schmalen Schlüssel aus der Tasche, den sie in das Schloß steckte, zweimal drehte, um die Tür aufziehen zu können.
    Mir schlug eine dumpfe Wärme entgegen, zusammen mit einem Halbdunkel, das die Einrichtungsgegenstände des Wagens in sich hineinschlingen wollte. Ich gab mir den Anschein, mich unwohl zu fühlen und spürte sehr bald den Druck der Hand in meinem Rücken. »Du kannst ruhig hineingehen, John. Es ist niemand da, der dich beißen wird.«
    »Das glaube ich.«
    »Dann los!«
    Ich stieg die Stufen hoch und betrat den relativ schmalen Wagen, der jedoch für eine Person ausreichend Platz bot. Ich mußte den Kopf einziehen, konzentrierte mich auf die schmale Sitzbank und ließ mich dort nieder. Schräg gegenüber befand sich die Kochgelegenheit mit den beiden Platten und eine Kaffeemaschine stand daneben.
    Der Wagen war an den Stromkreislauf eines Generators angeschlossen worden. Die Wärme stammte von einem Strahler. Wie ein übergroßes Auge war er unter der Decke angebracht worden.
    »Zieh deine Jacke ruhig aus, mir ist es auch zu warm«, sagte Lizzy und zerrte den Vorhang zurück. Dahinter befand sich das kleine Schlafzimmer. Ihr reichten ein Bett und die schmalen Einbauschränke durchaus. »Ich bin gleich wieder zurück, John. Du kannst ja mittlerweile den Tisch decken.«
    »Mach’ ich.« Die Tassen hatte ich schon entdeckt. Sie standen, zusammen mit anderem Geschirr, auf einem kleinen Bord über der Spüle. Ich holte sie an den Tisch und stellte die Kaffeekanne drauf.
    Meine Zigaretten legte ich daneben. Die Jacke hatte ich ausgezogen.
    Den Pullover zerrte ich nach unten, damit er die Beretta verdeckte.
    Lizzy Lamotte kehrte zurück.
    Ich hörte das Rascheln des Vorhangs, schaute hin – und bekam erst mal große Augen…
    Sie lächelte, als sie mich unbeweglich sitzen sah. »Ist was?« fragte sie schließlich.
    Ich nickte. »Und ob.«
    »Wieso?«
    »Ich… also ich dachte, daß du dich umziehen wolltest.«
    »Habe ich doch, weil es hier so warm ist.«
    Sie trug hautenge, bunte Leggins mit dem grellen Pucci-Muster. Über ihren Körper hatte sie ein duftes Oberteil gezogen, das leicht durchsichtig war. Bei Gegenlicht ein netter Anblick. Lizzy kam lächelnd näher und setzte sich im rechten Winkel zu mir auf einen Stuhl an der Schmalseite des Tischs.
    Für uns beide schenkte sie den Kaffee ein. Ich schaute ihr zu, war rot geworden und gab meinen Fingern ein leichtes Zittern. Sie sollte mich noch immer für den leichten Tölpel halten.
    Lizzy schenkte Kaffee ein. »Nimmst du Zucker oder Milch?«
    »Schwarz.«
    »Gut, ich auch.« Sie freute sich. »Da haben wir ja schon wieder etwas gemeinsam.« Lizzy hob die Tasse an und prostete mir zu. »Auf eine gute Zeit für dich.«
    »Ja, danke.« Auch ich trank die heiße Brühe, die mir beinahe die Lippen verbrannte.
    Lizzy stöhnte auf und lehnte sich zurück. »Es ist schon etwas Besonderes, wenn man an einem Morgen dasitzt und Kaffee trinkt, obwohl man eigentlich arbeiten müßte. Aber das haben wir einzig und allein dem Bullen zu verdanken. Ich denke, daß wir auf ihn anstoßen sollten.«
    »Ja.«
    »Aber nicht mit Kaffee.«
    »Womit dann?«
    »Laß dich überraschen.« Flugs stand sie auf, während ich demonstrativ auf ihren wippenden Busen starrte. Lizzy verschwand wieder hinter dem Vorhang. Sie ließ mich ziemlich nachdenklich zurück. Ich rechnete ja mit einer Falle oder einer Überrumpelung und war gespannt, welche Pläne sie noch verfolgte. Sie kehrte zurück und lachte. Dabei hielt sie eine Flasche fest, in der eine klare Flüssigkeit schwappte. »Ein Selbstgebrannter, gerade richtig für unseren Freund, den Polizisten. Findest du nicht auch.«
    »Na ja…« Ich verzog den Mund. »Am frühen Morgen ist das nicht so mein Fall.«
    »Darum mußt du nichts geben, John. Am schönsten sind doch die Ausnahmen von der Regel.« Sie drehte den Verschluß auf. Gläser hatte sie auch mitgebracht. Keine kleinen, sie hatten schon die Größe von Zahnputzbechern. Zu einem Drittel schenkte sie die

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