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Die Leichenuhr

Die Leichenuhr

Titel: Die Leichenuhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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beiden Gläser voll und schob mir eines rüber.
    Schon jetzt stieg mir der Geruch in die Nase. Ich schnupperte.
    »Hast du was?«
    »Im Prinzip nicht. Ich überlege nur, aus welchen Kräutern der gebraut ist.«
    Sie beugte sich zu mir herunter. Ihr Gesicht war feingeschnitten und wirkte trotzdem irgendwo verzerrt. Um die Augen herum spannte sich die Haut. Auch den Ausdruck in den Pupillen konnte ich kaum deuten. Sie waren nicht richtig dunkel, sie waren auch nicht direkt hell, sondern bestanden aus einem Mischmasch.
    »Es sind die Kräuter des Waldes, John. Ganz spezielle, von mir persönlich gesammelt.«
    »Toll.«
    »Im Volksmund heißen sie Hexenkräuter.«
    Ich wußte nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Wie verhielt ich mich jetzt richtig? Ich tat zunächst nichts, abgesehen von einem harten Räuspern.
    Sie lächelte schief. »Ist was, John? Habe ich etwas Falsches zu dir gesagt?«
    »Riech doch mal dran.«
    Das tat ich schon die gesamte Zeit über, schließlich stieg mir der Geruch permanent in die Nase. Es roch süßlich und gleichzeitig auch scharf.
    Dieses Zeug in mich hineinzukippen, würde mich Überwindung kosten.
    Wer wußte denn, was sie in diesen Trank hineingemixt hatte. Es gab ja auch die sogenannten K.o.-Tropfen. Ich traute dieser Person zu, daß sie mich damit betäuben wollte.
    »Was ist denn, John?«
    Ich hob den Kopf. Das Glas stand auf dem Tisch, umklammert von meiner Hand. »Ich möchte ja keine Ansprüche stellen, was mir auch nicht zusteht. Ich will auch nichts sagen, aber ein ehrlicher Whisky wäre mir schon lieber.«
    Sie lächelte. »Mir auch.«
    »Hast du keinen?«
    »Leider nein«, sagte sie. »Ich habe nur diesen Hexenschnaps.« Plötzlich lachte sie, und einen Augenblick später wurde alles anders. Etwas wirbelte auf mich zu. Aus so geringer Entfernung geschleudert, daß ich den Kopf nicht zur Seite drehen konnte.
    Der Schnaps traf mein Gesicht.
    Und er erwischte meine Augen!
    ***
    Er brannte wie eine scharfe Säure. Er machte mich blind. Ich schrie zwar nicht, stöhnte aber auf und merkte, daß ich durch den Schnaps blind geworden war. Mit einer Geste der Verzweiflung riß ich die Hände hoch, den Schutz brauchte ich nicht mehr, denn Lizzy Lamotte kippte mir keine zweite Ladung ins Gesicht.
    Dafür klatschte ihre Hand gegen meinen Hals. Ich wurde so hart getroffen, daß mir die Luft wegblieb und ich zurückfiel. Sie stützte mich ab. Durch den schrägen Aufprall aber rutschte ich nach links weg und kippte gleichzeitig auf den Rücken.
    Ich war blind geworden. Die Vorgänge in meiner unmittelbaren Umgebung bekam ich optisch nicht mehr mit, ich mußte mich da schon an die entsprechenden Geräusche halten und lauschte den hastigen Schritten der jungen Frau.
    Automatisch hatte ich die Hände hochgerissen, schnappte noch immer nach Luft und versuchte zugleich, mir das Zeug aus den Augen zu wischen, was eigentlich Unsinn war, denn es war besser, wenn die Tränen es herausspülten, so verteilte ich es nur noch mehr. Wer aber behielt in einer derartigen Lage schon den Überblick?
    Ich mußte mich zurechtfinden, bevor sie wieder zurückkehrte. Zumindest etwas sehen, wenn ich meine Beretta zog und Lizzy damit in Schach hielt. Sie kam wieder.
    Laut klangen ihre Tritte. Sie flüsterte auch etwas, das ich nicht verstand.
    Tränen spülten die ersten Reste der fremden Flüssigkeit aus meinen Augen. Zwar konnte ich noch immer nichts richtig erkennen, aber das Dunkel wich einem Grauschleier, der sich wie ein Vorhang ausgebreitet hatte.
    Dazwischen bewegte sich eine Gestalt. Es war Lizzy, die mit einem heftigen Ruck den Tisch zur Seite schob, der nicht am Boden befestigt war. Jetzt hatte sie Platz.
    »Du verdammter Hund! Du Lügner! Leichengeruch, hast du gesagt! Das stimmt. Du hast recht, aber es wird dir nichts mehr nutzen, denn du wirst die nächste Leiche sein! Ich lasse mich nicht reinlegen. Spielst hier den Blöden, schleichst dich als Handlanger ein, aber das ist vorbei.«
    Hoffentlich redete sie noch länger, um so mehr klarte mein Blickfeld auf.
    Sie tat mir den Gefallen nicht.
    Ich konnte sie bereits erkennen, sie stand vor mir und bewegte sich. Das heißt, nur an einer Seite, denn etwas raste auf mich herab. Es war ein Schatten, der leider keiner mehr blieb, als er an meinem Kopf explodierte.
    Da hatte sich der Schatten in einen harten Gegenstand verwandelt, der mich in die tiefe Bewußtlosigkeit hineinriß. Ich fiel in das Loch!
    ***
    Obwohl Suko sich ärgerte, ließ er sich nichts

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