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Die Leichenuhr

Die Leichenuhr

Titel: Die Leichenuhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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denn nur zwischen Mitternacht und dem Ende der ersten Morgenstunde greift die Kraft der Leichenuhr.«
    Ich hatte Lizzy angeschaut und dabei in die Mündung meiner eigenen Pistole gesehen. Mir blieb nur die Wahl zwischen einer Kugel und dem langsameren Sterben auf dem Zeiger.
    Die Kugel war schneller.
    Sollte ich sie hinnehmen?
    »Noch etwas«, sagte Lizzy. »Ich weiß, worüber du nachdenkst, doch eine falsche Bewegung deinerseits, und es ist vorbei.«
    »Ich habe verstanden.«
    »Dann leg dich auf den Zeiger!«
    Schweiß bedeckte meine Stirn. Es war eine verfluchte Situation. Ich hatte ja damit gerechnet, an mein Kreuz heranzukommen, doch Lizzys Kontrolle war einfach zu stark gewesen.
    Mit beiden Händen umfaßte ich den Rand der Leichenuhr. Das Holz war glatt wie ein Kinderpo. Ich duckte mich und streckte dabei meinen Körper.
    »Ja, so ist es gut, Sinclair!« kommentierte Lizzy meine Versuche. »Du stellst dich wirklich geschickt an.«
    Ich schwieg. Jedes Wort hätte mich abgelenkt und hätte zudem auch Kraft gekostet.
    Die linke Hand löste ich vom Holz, machte den Arm lang und umfaßte zum erstenmal den Zeiger. Ich spürte unter mir nicht nur das glatte Metall, sondern auch die Blutschicht, die sich darauf ausgebreitet hatte.
    Sie hatte auf der Oberseite eine Kruste bekommen, die durch den Druck meiner Hand brach. Es schüttelte mich innerlich, als das alte Blut meine Hand verschmierte. Ich mußte mich von der Vorstellung befreien, daß hier Menschen gestorben waren.
    »So ist es gut, Sinclair! Mach weiter.«
    Bäuchlings lag ich auf dem Rand des Zifferblatts. In Magenhöhe spürte ich den Druck. Mir war speiübel, auch der Schwindel kehrte zurück. Er brachte meine sichtbare Welt durcheinander und teilte mir eben auf seine Weise mit, wie wenig fit ich war.
    Konnte das noch gutgehen?
    Ich mußte an mein Kreuz herankommen. Auf der Brust lag es, war körperwarm geworden, hatte sich aber nicht gemeldet, denn die Uhr strahlte zu dieser Zeit nichts Böses ab. Auch der Zeiger bewegte sich nicht, er ragte in die Höhe. Erst um Mitternacht würde es gefährlich werden.
    Meine Kehle war noch immer trocken. Die schlechte Luft sorgte für eine bleibende Übelkeit. Im Prinzip hatte ich die ideale Position schon erreicht, was auch Lizzy Lamotte auffiel, denn sie befahl mir, mich auf den Zeiger zu legen.
    »Tu es, Sinclair! Tu es während der nächsten Sekunden!«
    »Nein!«
    »Willst du die Kugel?«
    Ich zögerte diesmal mit der Antwort. Die davor hatte ich schnell geben können, und das nicht ohne Grund. Denn hinter Lizzy, wo sich der Schein der Kerzen in der Dunkelheit verlor, begann die Dunkelheit zu flimmern und sich zu bewegen.
    Wie aus dem Nichts entstand dort eine Gestalt.
    Lizzy duckte sich, als hätte sie einen eiskalten Hauch gespürt, der über ihren Nacken kroch.
    Sie war plötzlich verunsichert, ich aber wußte Bescheid und faßte auch wieder Hoffnung, denn die weißgraue Gestalt kannte ich aus meinen Träumen.
    »Dreh dich um, Lizzy!« brüllte ich sie an.
    Sie wußte nicht, was sie machen sollte. Mit einem Trick rechnete sie natürlich, gleichzeitig hatte auch sie gespürt, daß etwas nicht stimmte.
    Die Gesichtszüge entglitten ihr.
    »Los, mach schon!«
    Sie fuhr herum. Und sie sah Chronos!
    ***
    Er stand auf der Plattform wie auf einer Bühne.
    Lizzy schrie vor Wut auf. Ihr Schrei erreichte meine Ohren, und die kurze Pause gab mir Gelegenheit, mein Kreuz hervorzuholen. Ich mußte es einfach schaffen, solange Lizzy durch Gallio abgelenkt war.
    »Du!« rief sie.
    Chronos rührte sich nicht.
    »Du bist ein Gespenst!« schrie sie ihn an. »Du gehörst nicht hierher, obwohl du einmal mein Geliebter gewesen bist. Jetzt aber gehört die Uhr mir! Hast du verstanden? Sie gehört mir – mir allein! Ich bin ihre Herrin, denn ich will sie nicht zerstören. Ich habe mich mit Luzifer verbündet. Ich liebe diese Leichenuhr, und ich werde sie immer lieben. Daran kann und wird niemand etwas ändern, auch du nicht, verfluchter Gallio! Du warst zu schwach, um die Uhr zu beherrschen, du hast dich nicht getraut, du bist zu klein gewesen, was mir nicht passiert. Ich bin, ich werde sein, ich stehe unter dem Schutz der Hölle, und ich werde immer wieder die erneute Geburt erleben, hörst du?«
    Chronos schwieg!
    Ich hing in meiner unbequemen Lage und versuchte noch immer, das Kreuz in die Hand zu bekommen, was gar nicht so einfach war, denn der Pullover war mir im Weg.
    Die Halskette hatte ich bereits mit zwei Fingern umfaßt,

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