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Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)

Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)

Titel: Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Mack
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murmelte Semjon nachdenklich. «Aber da es sich um einen öffentlichen Ort handelt, wird es wohl sicher sein.»
    Angelica wäre am liebsten zu ihm gerannt, war aber wie festgewachsen. Eigentlich verabscheute sie es zu lauschen, und doch hatte sie gerade genau das getan. Dieser Mann namens Iwan schien im Haus so ziemlich das Sagen zu haben – auch wenn es sich offensichtlich um jemanden handelte, der unter Semjon stand.
    Iwan war gewiss jemand, der nichts von ihrer Anwesenheit im Haus wissen durfte und von dem sie sich fernzuhalten hatte.
    Semjon schnippte die Karte in Iwans Richtung, und der ältere Herr fing sie in der Luft auf. «Sie gehen also hin?»
    «Ja. Wieso nicht?»
    Iwan schüttelte bedächtig den Kopf. «Und was soll ich den anderen sagen?»
    «Wenn ich in anderthalb Stunden nicht wieder da bin, dann sollen Sie mich holen», erklärte Semjon leichthin. «Einer für alle und alle für alle. Moment mal. Hab ich das richtig gesagt, Iwan?»
    Seine Unsicherheit verriet Angelica, dass er eindeutig zu viel getrunken hatte.
    «Ich weiß es nicht, Sir», erwiderte der ältere Mann schmallippig. «Die Lektüre wagemutiger Abenteuerromane ist mir fremd.»
    Zu Iwans großem Ärger stupste Semjon ihn spielerisch mit der Faust an das Kinn. «Sie machen sich zu viele Gedanken. Dann will ich mal aufbrechen.»
    «Wissen Sie denn überhaupt, um wen es sich bei dieser Person handelt?»
    «Ich habe da so eine Ahnung.»
    «Und wer ist es?»
    Genau die Frage, die Angelica ihm am liebsten auch gestellt hätte.
    «St. Sin, denke ich. Wer könnte es sonst sein?»
    Iwan konnte nichts mit dem Namen anfangen und schüttelte verwirrt den Kopf, als er die Tür hinter Semjon schloss.
    Dann ging er den Weg zurück, den er gekommen war. Angelica bemerkte er dabei nicht. Sie drehte sich um und rannte blitzschnell wieder nach oben.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel Zehn
    Semjon betrat das riesige Gebäude der St. Paul’s Cathedral durch eine Seitentür, nachdem er einen Messingpolierer bestochen hatte, der noch spät dort arbeitete.
    Die Münzen, die er ihm gegeben hatte, waren wertvoll genug, um in den nächstgelegenen Pub gehen und dort mindestens zwanzig Schilling vertrinken zu können. Semjon tat einen Schritt über den politurverschmierten Lumpen und das kleine Gefäß, in dem sich die Paste befand, und betrat das Innere der Kathedrale. Er war froh, einen Moment Zeit zu haben, um sich ein wenig umschauen zu können.
    Die große, düstere Kuppel schien über dem Raum zu schweben. Und obwohl das Mondlicht durch die kleinen, eingelassenen Fenster ihres Rundes schien, war ihre Herrlichkeit kaum zu erkennen.
    Um keinen unnötigen Lärm zu machen, ging Semjon ganz leise und verlagerte sein Gewicht auf die Seiten seiner Lederstiefel und nicht auf die härteren Hacken. Die schwarzweißen Fußbodenkacheln des Gotteshauses waren von der Größe so gearbeitet, dass sie genau zu den Schritten eines großen Mannes passten. Er hielt sich am äußeren Rand des runden Bodens direkt unter der Kuppel und vermied es tunlichst, über die in Schwarz gekachelten Bereiche ganz in die Mitte zu treten.
    Aber es war sowieso niemand zu sehen.
    Semjon blieb stehen, um zu lauschen. Dabei wusste er nicht einmal, worauf. Oder auf wen.
    Auf einen umherwandernden Diakon? Auf einen Mann mit einem Wischmopp?
    Selbst dieses wunderbare Gebäude – der Stolz Londons – musste dann und wann mal gewischt werden.
    Einige Minuten lang hörte er gar nichts.
    Doch dann löste sich ein Schatten aus einer der Nischen hinter den eckigen Säulen, die die große Kuppel zu stützen schienen.
    Ein Mann. Ein Mann, der stämmig und kompakt gebaut war und sich gemäßigten Schrittes bewegte.
    Semjon blieb, wo er war, und schnüffelte instinktiv, um zu sehen, ob er einen Geruch wittern konnte.
    Unter den kirchlichen Gerüchen von Gesangbüchern und frommem Räucherwerk lag noch etwas anderes.
    Es war der schwache Geruch von Fäulnis. Wie schlechte Zähne. Oder noch Schlimmeres.
    Semjon war auf der Hut und sog erneut tief die Luft ein. Schon allein dieser Geruch bewies, dass es eine Verbindung zwischen dem Schlupfwinkel des Entführers und St. Sin gab.
    Aber handelte es sich wirklich um die berüchtigte Person?
    Der schwerfällig wirkende Mann trat in die Mitte des Platzes unter dem Dom. Als Erstes wanderte sein Blick hoch nach oben zu der Empore, die sich um die gesamte, gewaltige Kuppel zog.
    «Kommen Sie, Mr. Taruskin», sagte er plötzlich mit klarer Stimme. «Folgen Sie

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