Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)
ausreißen.
Angelica öffnete Kleid und Unterkleid und legte sich ihrem eigenen Blick bloß.
Ihre Brüste hoben und senkten sich zwar durch den panischen Atem, waren aber ebenso weich und unbehaart wie Gesicht und Hals. Sie ließ die Hände tastend und spürend über ihren gesamten Körper gleiten.
«Na, das ist ja mal ein hübscher Anblick.» Semjons tiefe Stimme ließ sie zusammenfahren, und sie musste sich haltsuchend auf die Kommode stützen, als sie sich zu ihm umdrehte.
Er stand in der Tür und sah selbst ziemlich unordentlich und atemlos aus.
«Du!», entfuhr es ihr mit einem Keuchen. Doch ihr Atem ging sofort wieder ruhiger, als ihr Blick über seine Gestalt wanderte. Sie konnte an ihm keinerlei äußere Veränderung zu ihrer letzten Begegnung feststellen.
Vielmehr sah er aus wie ein Gentleman, der einen heiteren, geselligen Abend hinter sich und nur frische Luft geschnappt hatte, um sich ein wenig auszunüchtern.
Er lächelte sie an.
Angelicas törichtes Herz wäre am liebsten dahingeschmolzen. Sie drehte sich nun ganz zu ihm um. Dabei zog sie die Falten ihres Kleides um den Körper, um ihre Nacktheit zu verbergen.
«Was hast du denn da gerade getan, meine Liebe? Deine eigene Schönheit bewundert?»
«Ich dachte, ich hätte vielleicht … einen Floh. Ich hatte so etwas wie ein Beißen gespürt und …» Sie verstummte.
«Ich werde sofort den Hausvorsteher verständigen», meinte er lachend. «Ich muss allerdings sagen, man könnte es dem Floh kaum übel nehmen, wenn er sich ein wenig in deiner lieblichen Haut verbeißen wollte. Aber es können Kräuter verstreut und Puder auf den Teppichen verteilt werden – nur für den Fall.»
Er trat nun ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Als er eine Hand auf Angelica legte und vorsichtig versuchte, das Kleid zu öffnen, das sie so fest zusammenhielt, zuckte sie zurück. «Darf ich mal sehen?»
«N-Nein», erwiderte sie und schob seine Hand weg. Wenn er sich nun vollends in eine Bestie verwandelte – so wie die Wesen, die sie unten im Saal gesehen hatte? Würde er ihr dann noch gestatten, ihn von sich zu weisen?
Oder würde er sich einfach auf sie stürzen?
«Nicht jetzt, Semjon», gelang es ihr gerade noch zu sagen. «Es ist … es ist ein wenig kühl hier.»
«Dann lass dich von mir wärmen», entgegnete er mit verführerischer Stimme.
Angelica zuckte erneut zurück. «Bitte. Ich bin im Moment nicht sonderlich amouröser Stimmung.»
Er betrachtete sie einen langen Moment. «Wie schade. Verzeih mir bitte, aber der Anblick, wie du dich selbst so leidenschaftlich streicheltest, hat mich alles andere vergessen lassen.»
Angelica beruhigte sich etwas. «Hast du dich bei dem Treffen deines Klans gut amüsiert? Ich, ich hatte nicht damit gerechnet, dass eure Zusammenkunft so lange dauern würde.»
Sie würde ihm weder sagen, dass sie durch die Tür zum Saal geschaut, noch, was sie dort gesehen hatte. Und auch ihr Wissen, dass ein geheimnisvoller Mann namens St. Sin ihn aus dem Haus geführt hatte, würde sie für sich behalten.
Er war nicht lange fort gewesen. Was war wohl in der großen Kathedrale geschehen?
Angelica nahm an, dass er ihr wohl nie davon berichten würde. Sie setzte sich auf das Bett, rang die Hände und vermied jeden Blick auf ihn.
«Und verzeih mir bitte auch, dass ich dich so lange allein ließ.» Seine Finger wanderten unter ihr Kinn und drehten ihr Gesicht in seine Richtung.
Sie starrte in seine Augen, sah aber nur die warme Haselnussfarbe, die sie kannte, und keinerlei stechenden Gelbton. Die Wärme seines Blickes durchflutete sie und ließ die Angst schmelzen, die sie so sehr zu verbergen suchte.
«Du hast am heutigen Abend irgendetwas gesehen», erklärte er mit leiser Stimme und sah ihr tiefer und suchender in die Augen, als sie es zuvor bei ihm getan hatte. «Was war es?»
«Nichts.»
Er ließ sie los und stellte sich vor das Fenster. «Dieses Zimmer ist zu hoch, als dass jemand hineinblicken könnte. Und die Mauern können nicht von Eindringlingen erklommen werden.»
«Nachdem die Sonne untergegangen war, sah ich am Fenster nichts weiter als das Spiegelbild dieses Raumes.»
Er stand breitbeinig und stark da, die Hände hinter dem Rücken verschränkt – das Abbild eines dominanten, wachsamen Mannes.
«Und bist du auch im Haus geblieben, Angelica?»
«Natürlich.»
«Wie gern würde ich dir glauben.»
Sie machte eine nervöse Geste, als wolle sie seine Vermutung abwehren.
«Wenn diesen Fenstern ein
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