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Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)

Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)

Titel: Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Mack
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mir.»
    Semjon atmete kaum hörbar und zögerte. Er könnte erschossen werden, wenn er sich zu erkennen gab. Zwar mochte er kaum glauben, dass etwas Derartiges an solch einem heiligen Ort geschehen könnte, wagte es aber auch nicht recht, sich auf sein Vertrauen in die Menschen zu verlassen.
    Und doch – wenn er nur so dem Drahtzieher von Angelicas Entführung gegenübertreten konnte, dann würde er es tun.
    Er wollte diesem Mann, oder den Männern, versichern, dass er ihnen den Hals umdrehen würde, falls sie die junge Frau nicht in Ruhe ließen. Semjon hatte keine Ahnung, wie man herausgefunden hatte, wo er wohnte. Aber als ihm plötzlich reumütig einfiel, wie Iwan ihn für seine fehlende Verschwiegenheit gescholten hatte, da wusste er, dass er selbst die Schuld daran trug.
    Der stämmige Mann steuerte eine weitere Nische an und sang dabei unmelodisch vor sich hin. Der irritierende, unangenehme Klang hallte von den Halbkuppeln der Nischen wider und wanderte dann hinauf zu der alles überragenden Hauptkuppel, wo er nur noch sehr schwach zu hören war.
    Semjon sah, dass der Mann zu der Treppe ging, die zu der Empore rund um die Kuppel führte.
    Und dann stieg er langsam Schritt für Schritt hinauf. Das Singen des Mannes war von einem Keuchen abgelöst worden. Semjon blieb keine andere Wahl, als ihm zu folgen, denn es gab nur diesen einen Weg nach oben.
    Als der fremde Mann schließlich die Empore betrat, hatte Semjon ihn fast eingeholt.
    «Setzen Sie sich dorthin», erklärte der Mann.
    Semjon blieb stehen. Wenigstens befand er sich noch in der Nähe eines Fluchtweges. Das war immerhin etwas.
    «Sie müssen sich hinsetzen. Und drehen Sie Ihr Ohr zur Wand», ordnete der Mann an.
    Semjon verstand. Er würde St. Sin zwar hören, aber nicht sehen. Zweifellos saß der geheimnisvolle Sin an einer Stelle ihm gegenüber, wo seine Worte die Kuppel umkreisen und so in der Stille für Semjon zu verstehen sein würden.
    Semjon hörte noch, wie sich die Schritte seines Führers entfernten und dann stehenblieben. Dann tat er wie ihm geheißen und setzte sich selbst hin.
    Als er seinen zotteligen Kopf gegen die Kachelwand lehnte, fühlte er sich zwar recht nüchtern, hatte aber einen schmerzenden Kopf.
    Der getragene Klang der geisterhaften Stimme in seinem Ohr erschreckte ihn ein wenig, und sein Kopf schlug gegen die Kacheln.
    Herrgott. Jetzt tat der Kopf aber wirklich weh.
    «Guten Abend, Mr. Taruskin.»
    «Wer sind Sie? Und was wollen Sie?»
    Die getragene Stimme gab ein tiefes Lachen von sich. «Sie wissen, wer ich bin. Ich bin St. Sin.»
    Semjon wäre am liebsten um die Empore gerannt und hätte den Kopf des Kerls auf der anderen Seite gegen die Wand geschlagen. «Woher wissen Sie, dass ich weiß, wer Sie sind?»
    Kein Lachen mehr – nur ein langes Schweigen. «Weil Sie jemanden ausgesandt haben, der dort herumschnüffeln sollte, wo er nicht erwünscht war. Ich habe erfahren, dass er Nachforschungen anstellte, und ihn dann verfolgen lassen. So viele interessante Straßen führen zum Haus des Rudels von St. James.»
    Semjon antwortete nicht.
    «Lassen wir das. Ich nehme an, Ihre Majestät wird Sie alle beschützen.»
    Semjon hielt den Atem an. Die Verbindung zwischen dem Hof und seiner Familie bestand zwar schon sehr lange, das Geheimnis war bisher aber nie an die Öffentlichkeit gedrungen.
    «Was wollen Sie?», fragte er erneut.
    «Die Schönheit in Ihrem Gewahrsam, natürlich.» In der tiefen Stimme schwang mehr als eine Spur unverhohlener Lust mit. «Angelica Harrow.»
    «Lassen Sie sie in Ruhe.»
    Stille. «Sie können sie mir entweder freiwillig übergeben, oder aber ich werde sie mir auf andere Weise holen.»
    Semjon stand auf und brüllte in die Dunkelheit hinein: «Fahren Sie zur Hölle, St. Sin!»
    Es dauerte sehr lange, bis das dröhnende Lachen erstarb, das er als Reaktion bekam. Semjon hielt sich am Geländer der Empore fest. Er mochte kaum glauben, dass er, der Besitzer der geisterhaften Stimme, und der stämmige Mann die einzigen Menschen in dem riesigen Gebäude waren.
    Er kniff die Augen zusammen, um irgendetwas erkennen zu können. Als ihm das nicht gelang, wartete er ein, zwei Minuten ab, bis seine Wolfssicht einsetzte.
    Als es schließlich so weit war, wurde alles hell. So hell, als würde die Sonne den Hauptaltar beleuchten, in dessen Nähe er einen Haufen Körper liegen sah. Waren sie tot? Nein. Sie atmeten. Wenn auch schwach. Man hatte sie zweifellos irgendwie betäubt – genau, wie man

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