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Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)

Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)

Titel: Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Mack
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Hinch sprachst, als du betrunken warst. Sag mal, Sin, lässt du mich vielleicht beschatten?»
    «Nein», antwortete sein Geschäftspartner ausdruckslos. «Ich habe dich nur gefragt, ob du dich mit den Besitzurkunden beschäftigt hast. Aber lass uns nicht weiter darüber nachdenken. Kehren wir doch lieber zu der Angelegenheit mit Angelica zurück.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel Dreizehn
    Der Brief war mit der morgendlichen Post gekommen. Zunächst hatte er unbemerkt mit anderen Schreiben auf dem Silbertablett in der Eingangshalle gelegen. Doch dann war Antoscha die extravagante Schrift aufgefallen und dass der Brief an Semjon adressiert war. Er hatte ihn umgedreht, um einen Blick auf das Wachssiegel zu werfen.
    Daraufhin hatte er den jüngsten der Taruskin-Brüder in sein Studierzimmer gebeten, um ihm das Schreiben zu überreichen und – wenn Semjon es wünschte – auch darüber zu sprechen. Zu diesem Zweck schloss er sogar die Tür ab.
    Und jetzt beobachtete der Sekretär, wie Semjon mit einer dünnen Klinge unter das Siegel fuhr. Und wieder fielen Antoscha die Initialen auf, die in das Wachs geprägt waren: S. S. Er konnte sie allerdings nur einen kurzen Moment erkennen, bevor Semjon sie schließlich mit der Klinge trennte.
    «Das sieht ihm gar nicht ähnlich, einen ganz gewöhnlichen Brief zu schreiben», stellte Semjon fest. «Ich hatte wirklich mit etwas Dramatischerem gerechnet.»
    «Wieso?»
    Semjon berichtete dem Sekretär von dem Gespräch in dem Flüstergewölbe. Eigentlich hatte er gehofft, die Unterhaltung geheim halten und sich so dem Tadel seiner Familie entziehen zu können. Doch bei Antoscha hatte er das Gefühl, sich ihm anvertrauen zu können. Die beiden schienen ein Maß an Übereinstimmung zu haben, das über die ungeschriebenen Gesetze des Rudels hinausging.
    «St. Sin war einst Schauspieler.»
    «Na, das passt ja», stellte Semjon fest. «Und wie hast du das herausgefunden?» Er holte zwei gefaltete Blätter aus dem Umschlag, las sie aber noch nicht.
    «Eines führt zum anderen», erklärte der Sekretär. «Und die Menschen tratschen nun mal gern. Es scheint, unser Widersacher bewegt sich in den höchsten Kreisen. Auch wenn er von niederer Herkunft ist.»
    «Ein geschickter Schachzug.»
    «Darin ist er gut. Und auch darin, die Beteiligten gegeneinander auszuspielen. Nimmt man seine Vorliebe für Lasterhaftigkeit, das völlige Fehlen eines Gewissens und ein Talent für billige Theatralik hinzu, dann kann man sich schon ein recht gutes Bild von ihm machen.» Antoscha spitzte den Mund und zog ein in Leder gebundenes Buch hervor. «Wenn ich dir verrate, was ich herausgefunden habe, lässt du mich dann den Brief lesen?»
    «Natürlich.»
    Der Sekretär setzte seine Brille auf und fuhr mit dem Finger über eine Liste von Namen, bevor er sie schließlich laut vorlas. Semjons Augen weiteten sich.
    «Da siehst du es», schloss Antoscha, «St. Sin kann mit vielerlei mächtigen Menschen in Verbindung gebracht werden. Von Ministern bis hin zu adeligen Herren. Er kennt ihre Geheimnisse, und sie stehen in seiner Schuld.»
    «Welcher Natur sind denn diese Geheimnisse?»
    «Sexueller Natur.»
    «In London wimmelt es doch geradezu von Prostituierten beiderlei Geschlechts. Es sollte doch wohl genug Arbeit für alle da sein», sagte Semjon voller Zynismus und setzte sich auf seinem Stuhl zurück. «Ich verstehe nicht, wieso er sich die Mühe machen sollte, Angelica zu entführen.»
    Antoscha schüttelte den Kopf. «Prostituierte sind eine Sache. Aber eine echte Unschuld ist etwas völlig anderes. Angelica ist ihm irgendwie ins Auge gefallen. Oder ihr Stiefbruder hat sie angeboten. Aber das spielt keine Rolle. Wichtig ist, was als Nächstes passiert.»
    Semjons Haare stellten sich auf.
    «Beruhige dich. Ich sage ja nur, dass sie für beide Männer leichte Beute gewesen sein muss, bevor du auf den Plan tratest.»
    «Antoscha!»
    Der Sekretär warf ihm einen sanften Blick zu. «Nun, sie ist eine Schönheit … Ja, Semjon, ich habe trotz deiner Vorkehrungen einen Blick auf sie werfen können. Und ich bin nicht der Einzige im Haus, dem dies gelungen ist.»
    Semjon legte die Stirn in Falten, unterbrach den Sekretär aber nicht weiter bei seinen Ausführungen.
    «Im Moment ist sie hinter diesen Mauern sicher.» Er zeigte auf die Namen, die in dem Buch vermerkt waren. «Aber sie war für jemanden auf dieser Liste bestimmt. Und es wäre interessant herauszufinden, für wen.»
    «Wenn ich Sin den Hals umgedreht

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