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Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)

Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)

Titel: Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Mack
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Eigenschaft liegt durchaus auch in deiner Familie. Angelica ist schließlich ebenso ein Freigeist – wenn du diesen Begriff vorziehst – und scheint ganz und gar unkontrollierbar zu sein. Das hast du selbst gesagt, als du mir von ihrer Erziehung erzähltest.»
    Victor zog einen Riss in der Tischplatte mit einem Finger nach und vermied es, seinen Geschäftspartner anzusehen. «So frei ist sie nun auch wieder nicht. Wir müssen schließlich alle essen. Ihr ist es gelungen, sich drei Jahre lang allein in London durchzuschlagen, ohne ihren Körper zu verkaufen oder sich aushalten zu lassen. Anscheinend arbeitet sie lieber.»
    «Im Gegensatz zu dir.» Sin konnte sich diese Spitze nicht verkneifen. Er nahm einen erneuten Schluck aus seinem Glas und schmatzte mit den Lippen. «Wir arbeiten die Hälfte der Zeit mit Verlust.»
    «Ist das etwa meine Schuld? Die Orgien, die du veranstaltest, sind nun mal teuer.»
    «Natürlich sind sie teuer. Wir unterhalten schließlich die Oberklasse und den Hochadel. Edelmänner wollen sich nun mal nicht mit irgendwelchen hergelaufenen Huren auf dreckigen Fußböden vergnügen.»
    «Da bin ich mir gar nicht so sicher», murmelte Victor. «Männer scheinen sich ihr Vergnügen überall zu nehmen, wo sie es kriegen können – Edelmann oder nicht.»
    Sin warf ihm einen mürrischen Blick zu und schloss sich dem Einwand schweigend an. «Ah, aber schließlich sind es die Frauen, die wir haben wollen.» Er trank sein Glas in einem Zug aus, und sein unrasierter Schlund gab dabei die lautesten Geräusche von sich. Aber als er das Glas wieder absetzte, hustete er weder, noch waren seine Augen feucht. Nein, sein Blick war starr, und die blauen Augen blinzelten nicht einmal. «Darf ich dir eine kleine Einführung in das Thema reicher, zügelloser Frauen geben? Erstens: Bloße Vergnügungen langweilen sie.»
    Victor schaute sein Gegenüber angewidert an. «Zweitens: Sie genießen es, andere zu demütigen und selbst gedemütigt zu werden», kam er seinem Geschäftspartner zuvor.
    «Du hast also zugehört.»
    «Aber erkläre es mir ruhig erneut, Sin. Für den Fall, dass ich irgendetwas verpasst habe.»
    Der andere Mann stand auf und überragte Victor dabei um einiges. Er war einst sehr attraktiv gewesen. Und auch wenn seine Züge immer noch recht markant wirkten, so war sein Gesicht doch durch den Alkohol und diverse Krankheiten gezeichnet – so, wie die Augen von seiner Grausamkeit gezeichnet waren. «Drittens: Gewisse Frauen haben Freude an den unvorstellbarsten Schlechtigkeiten. Und man muss schon ein gehöriges Maß an Einfallsreichtum mitbringen, um auch diese Sorte befriedigen zu können.»
    «Ja, ja. Das hast du mir schon mehr als einmal erzählt – und damit geprahlt.»
    «Und wieso sollte ich auch nicht prahlen? Meine besten Kundinnen wollen einen Mann mit eisernem Willen, der keine Furcht davor hat, ihnen das zu geben, was sie insgeheim wollen. Eine richtige Bestrafung kann höchst stimulierend sein, wenn sie von einer festen Hand ausgeführt wird. Du jedenfalls bist viel zu jung und unreif, um bei diesem Spiel überzeugend zu sein.»
    Victor strich sich mit einer Hand über die Wange, die im Gegensatz zu Sins faltiger und vernarbter Haut ganz zart und pfirsichweich war. «Dann sollte ich mich vielleicht eher an die Jungfrauen halten.»
    Der ältere Mann sah ihn missmutig an. «Das führt uns zurück zu deiner Schwester. Es war ausgesprochen töricht von dir, sie von ihren Ketten zu befreien», erklärte er mit verächtlicher Stimme.
    «Aber sie sollte ihrem Käufer in makellosem Zustand geliefert werden. Und sie ist meine Stiefschwester, falls du das vergessen hast.»
    Sin schien der Einwand kaltzulassen. «Ah ja. Aber das gereicht uns nur zum Vorteil. Alle, denen sie etwas bedeutet haben könnte, sind tot. Und somit gibt es auch keinerlei gefühlige Verbindungen mehr, eh?»
    «Ich glaube, auch als die meisten noch am Leben waren, hat sich niemand um sie geschert», erwiderte Victor. «Das hat sie hart gemacht. Man erkennt es nur schwer, wenn man sie sieht, aber jene Härte ist da.»
    «Wenn du es sagst. Ich nehme an, du hast sie um jeden noch so kleinen Betrag gebracht, den sie vielleicht geerbt haben könnte. Nein, um genau zu sein, bin ich sogar sicher, dass du das getan hast.»
    Victor zuckte nur mit den Schultern.
    «Dachte ich’s mir doch», sagte Sin voll boshafter Befriedigung.
    «Halt den Mund.» Victor stand auf und nahm eine bedrohliche Haltung ein, die neben seinem

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