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Die Leidenschaft des Cervantes

Die Leidenschaft des Cervantes

Titel: Die Leidenschaft des Cervantes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaime Manrique
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erträglich. Einige Moslems besuchten die Tavernen, um abseits des Blicks der Öffentlichkeit zu trinken. Wenn die bashas am Ende des Tages das Schließen der Tore ankündigten, wurden die betrunkenen Moslems an den Füßen nach draußen geschleppt, sodass sie die Straße hinab zum Platz unterhalb des Bagnio Beylic rollten.
    In einer dieser Tavernen verwickelte mich ein Renegat aus Malaga, der im Arabischen Ahmet hieß, gemeinhin aber nur als El Dorador bekannt war, in ein Gespräch. Nachdem ich im souk eine meiner Geschichten gesponnen hatte, hatte er mein Erzähltalent gelobt. Mein Körper und Geist waren vom Wein gewärmt, also biss ich an seinem Köder an, als er mich auf eine Pinte Wein einladen wollte. Wir unterhielten uns über das Leben in Algier, bis er sagte: »Jetzt, wo dein Bruder nach Spanien zurückgekehrt ist, muss es dir doch unter den Nägeln brennen, auch nach Hause zu fahren, oder?«
    Ich sagte nichts. Sancho hatte mich gewarnt: »In dieser Schlangengrube könnt Ihr gar nicht vorsichtig genug sein, mein Freund. Nehmt Euch besonders vor den Renegaten in Acht, sie versuchen immer, Christen in eine Falle zu locken, um sich bei ihren Herren anzudienen.«
    El Dorador flüsterte mir ins Ohr: »Ich kann dir und ein paar Männern zur Flucht verhelfen. Ich habe meinem Übertritt zum Islam abgeschworen. Ich will nach Spanien und zu unserem Glauben zurückkehren, dem einzig wahren Glauben. Ich verfluche den Tag, an dem ich meinen Fuß in dieses Land von stinkenden Mohammedanern gesetzt habe.« Zum Beweis zeigte er mir das Kreuz, das er unter seiner Robe trug, und küsste es mehrmals, dabei liefen ihm Tränen über die Wangen. Er wischte sie mit dem Handrücken fort. Mein verzweifelter Wunsch, aus Algier fortzukommen, machte mich blind. Außerdem hatte ich zu viel Wein getrunken, um die Situation richtig einzuschätzen: El Dorador überzeugte mich von seiner Aufrichtigkeit.
    »Ich brauche fünfhundert Golddukaten pro Mann, um eure Flucht zu organisieren«, fuhr er fort. »Eure Chancen sind besser, wenn ihr nicht zu viele seid. Auf mehr als acht Männer lasse ich mich nicht ein.«
    Ich kannte im bagnio einige reiche Kastilier, die mir vertrauten und das Risiko bereitwillig auf sich nehmen würden. Als Erstes sprach ich mit Don Fernando Caña, einem Weinhändler aus Kastilien. Er erklärte sich bereit, mir die fünfhundert Dukaten zu leihen unter der Bedingung, dass ich sie ihm zurückzahlte, wenn ich wieder in Spanien war und Arbeit gefunden hatte. Ich bat ihn, auch Sanchos Flucht zu finanzieren, doch von diesem Ansinnen wollte Don Fernando nichts hören. »Euer Gnaden, wir brauchen jemanden wie ihn«, sagte ich. »Sancho ist bekannt für seinen Einfallsreichtum und für seine Fähigkeit, Essen aus meilenweiter Entfernung zu riechen.«
    Ich konnte Don Fernando überzeugen. Es war eine exorbitant hohe Schuldensumme, die ich da übernahm, aber ich gab ihm mein Wort, dass ich sie ihm zurückzahlen würde. Wie ich so viel Geld beschaffen sollte, darüber würde ich mir später Gedanken machen. Wer konnte schon wissen, was die unergründliche Zukunft bereithielt? In der Zwischenzeit musste ich alles unternehmen, um dieser Hölle zu entkommen. Mir fiel die Aufgabe zu, die Flucht aus Algier zu organisieren. Abgesehen von Sancho und mir, Don Fernando und seinem Sohn Don Fernandito beschlossen wir, noch die Hinojosa-Zwillinge mitzunehmen, zwei spanische Edelmänner, die in Italien Malerei studiert hatten, sowie den jungen Hidalgo Don Diego de Mendiola, den Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns.
    Von dem Augenblick an war alles, was jemand zu uns sagte, jeder Blick, den jemand uns zuwarf, Grund genug, Verdacht zu schöpfen. Wenn ein noch so flüchtiger Bekannter uns im Vorbeigehen nicht grüßte, wurde er zum potenziellen Denunzianten. Je länger sich unser Aufbruch aus Algier hinzog, desto größer wurde die Gefahr, dass etwas schiefging. Wir beschlossen, jedes Gespräch im bagnio zu vermeiden und in der casbah höchstens zu zweit zusammenzustehen. Zudem entschieden wir, dass wir uns nur mündlich verständigen würden, dass nichts schriftlich festgehalten werden dufte und dass nur ich mit El Dorador verhandeln sollte.
    Zum ersten Mal im Leben verstand ich, was es bedeutete, Augen im Hinterkopf zu haben. Eines Nachts stürmten Soldaten die Schlafquartiere und führten eine Reihe Spanier ab. Hatten unsere Schergen Verdacht geschöpft? Wussten sie, dass eine Verschwörung in Gang war, und wollten die Drahtzieher

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