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Die leise Stimme des Todes (German Edition)

Die leise Stimme des Todes (German Edition)

Titel: Die leise Stimme des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kenlock
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Woche permanentem Dienst die Chance genutzt, sich richtig zu besaufen. Jetzt litt er unter heftigen Kopfschmerzen und Schlafmangel, aber er bereute keinen einzigen Schnaps, den er sich hinter die Binde gegossen hatte. Ihn ärgerte, dass Koszieky Mist gebaut hatte und dass Mark Keller gesund und munter mit seinem Staubsauger durch die Wohnung flitzte und ihm mit dem widerlich hohen Geräusch auf die Nerven ging.
    Fric griff nach einem alten, abgegriffenen Comic, den er mindestens schon zehn Mal durchgeblättert hatte, und lehnte sich im Stuhl zurück. Der Himmel mochte wissen, wann sich die Gelegenheit für einen neuen Anschlag auf Mark Kellers Leben ergab.
     
    In dem weitläufigen, teuer eingerichteten Zimmer lag der schwere Geruch von Krankheit und kommendem Tod. Thomas Gaster stand am Fußende des Bettes und blickte auf den Mann hinunter, dessen Name Erwin Götz von Wertheim lautete, und der einer der reichsten Männer Deutschlands war.
    Gaster hatte sich informiert. Von Wertheim war mindestens drei Milliarden schwer, aber das alles nutzte von Wertheim im Augenblick nichts. Er lag in seinem Krankenbett in einem der unzähligen Zimmer seines Hauses, starrte an die Wandvertäfelung aus dunkler Eiche und keuchte mühsam bei jedem Atemzug.
    Durchsichtige Plastikschläuche waren an den ausgemergelten Körper angeschlossen, versorgten ihn mit Medikamenten, ohne die er keinen einzigen Tag überstanden hätte. Der dunkelgrüne Monitor neben dem Bett überwachte seine Vitalfunktionen, die trotz allem noch erstaunlich gute Werte aufwiesen, obwohl er wie eine Mumie aus einem ägyptischen Pharaonengrab wirkte.
    Thomas Gaster machte nicht den Fehler, den schwer kranken Mann zu unterschätzen, und erwiderte den Blick aus den klaren grauen Augen mit dem gebotenen Ernst. Von Wertheim hatte seiner Organisation zwei Millionen Euro übergeben und dafür etwas erwartet, was er bisher noch nicht erhalten hatte. Auch wenn er nicht einmal mehr das Bett verlassen konnte und von einer Pflegeschwester alle zwei Stunden umgedreht werden musste, damit er sich nicht wund lag, war er ein gefährlicher Mann, der gewohnt war, zu bekommen, was er wollte.
    „Sie haben nicht geliefert.“
    Gaster versuchte nicht, sich herauszureden. Er hatte bereits bei früheren Begegnungen festgestellt, dass der Alte die geradezu unheimliche Fähigkeit besaß, die Wahrheit hinter jedem Wort zu erkennen.
    „Nein. Es hat nicht geklappt.“
    „Mir bleibt nicht mehr viel Zeit“, stellte der Mann im Bett mit krächzender Stimme fest.
    Das war typisch für von Wertheim: Er fragte nicht danach, warum es schief gegangen war. Ihn interessierten die Gründe nicht, nur die Tatsachen. Und Tatsache war, dass er noch immer auf seinen durchschwitzten Laken lag und auf die Hilfe anderer angewiesen war.
    Gaster überlegte einen Moment, wie er das Gespräch fortführen sollte, aber der Alte kam ihm zuvor.
    „Wann?“
    „Wir wissen es nicht genau. Derzeit können wir nichts unternehmen. Es wäre zu auffällig. Jemand könnte misstrauisch werden. Das wäre weder für Sie noch für uns von Vorteil.“
    Die grauen Augen, die Gaster jetzt erbarmungslos fixierten, verengten sich.
    „Man gibt mir noch einen Monat. Höchstens zwei. Ich kann keine Rücksicht auf derartige Dinge nehmen.“
    Thomas Gaster schwieg. Er hatte diese Reaktion erwartet. Trotzdem fühlte er sich unwohl bei dem Gedanken, die Sache zu beschleunigen. Wenn es schief ging, würde er den Rest seines Lebens in einer vier Quadratmeter großen Zelle verbringen. Aber eigentlich blieb ihm keine Wahl. Von Wertheim war zu mächtig und konnte ihm selbst nach seinem Tod noch Schwierigkeiten machen. Gaster schob alle Bedenken zur Seite und gab gegen jede Vernunft nach.
    „Wir werden es diese Woche noch einmal versuchen.“
    Von Wertheims Augen wurden zu schmalen Schlitzen. „Versuche nutzen gar nichts. Erledigen Sie den Job.“
     
    Katherine Tallet lag auf dem Sofa und versuchte, sich auf einen alten Schwarzweißfilm mit Heinz Rühmann zu konzentrieren, doch ihre Gedanken schweiften ab, kreisten um den plötzlichen Tod von Manfred Weber, da klingelte das Telefon.
    „Hallo, ich bin es“, meldete sich die vertraute Stimme ihres Vaters.
    Er rief mindestens einmal pro Woche an, obwohl ihm Katherine nicht das Gefühl gab, dass seine Anrufe willkommen waren. Ihr Verhältnis war seit dem Tod ihrer Mutter gestört. Denn Paul Tallet, der bekannte Dirigent, hatte nur ein Jahr nach der Beerdigung die Cellistin aus seinem Ensemble

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