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Die leise Stimme des Todes (German Edition)

Die leise Stimme des Todes (German Edition)

Titel: Die leise Stimme des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kenlock
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warten. Sie war also auf sich allein gestellt und nun fühlte sie sich der Sache nicht gewachsen.
    Vor ihr trotteten schwatzende Ärzte Sanden wie eine Herde Schafe ihrem Hirten hinterher. Dieser versuchte, das muntere Geplauder zu übertönen und merkte dabei nicht, dass er inzwischen fast schrie. Es war nervtötend.
    Zunächst führte sie ihr Weg durch die einzelnen Abteilungen der Klinik. Operationssäle wurden bestaunt, Forschungslabors betreten und Patientenzimmer besichtigt. Alles war wie aus dem Prospekt für eine Zukunftsklinik des 23. Jahrhunderts. Überall blitzte Edelmetall, glänzten hochwertige Keramikfliesen, funkelten verchromte Apparaturen. Es war ein Traum, aber Katherine glaubte inzwischen zu wissen, dass dieser Traum auch seine Schattenseite hatte.
    „Wahnsinn!“, sagte ein Mann neben ihr. Es war ein Arzt in mittleren Jahren mit Bärtchen Montgomery Clift hatte überhaupt kein Bärtchen und hängenden Schultern, der sich als Dr. Dr. Norbert Cerny vorgestellt hatte. Seit die Führung begonnen hatte, versuchte er mit Katherine ins Gespräch zu kommen, aber sie ignorierte ihn, so gut sie konnte. Wie er auf die Idee kam, er könnte ausgerechnet bei ihr Erfolg haben, war Katherine schleierhaft. Sein ungepflegtes Aussehen, aber vor allem die kaum verborgene Gier, mit der seine Augen ihren Körper abtasteten, stießen sie ab. Sie hatte ihm schon mehrfach zu verstehen gegeben, dass sie nicht interessiert war, aber der Mann war hartnäckig wie ein Pitbull.
    „Diese Klinik ist der Wahnsinn!“, wiederholte er und starrte dabei auf ihre Brüste.
    „Ja“, antwortete Katherine knapp.
    „Hier zu arbeiten, muss ein Traum sein.“
    „Ja.“
    „Sie kommen aus München.“
    „Ja.“
    „Ich bin aus Berlin. Waren Sie schon einmal in Berlin?“
    „Ja.“
    „Eine wunderschöne Stadt. Früher habe ich in Bielefeld gearbeitet. Ein Dorf mit Hochhäusern, das versucht, wie eine Stadt zu wirken. Nein, Berlin ist etwas Besonderes. Die Stadt hat ein einzigartiges Flair. Es ist diese Mischung aus Geschichte und Moderne, die sie so einzigartig macht.“
    Katherine sagte nichts. Vielleicht würde er ihr Schweigen richtig deuten. Er tat es nicht.
    „Was machen Sie heute Abend? Wir könnten ...“
    Genug. Es war genug. Katherine blieb stehen, achtete nicht darauf, dass sie anderen Kongressteilnehmern den Weg versperrte.
    „Die Antwort ist Nein!“, fuhr sie Cerny an. „Was immer Sie mich fragen wollen - Nein!“
    „Aber ...“
    „Nein!“
    Katherine hatte laut gesprochen. Mehrere Kongressteilnehmer drehten sich nach ihr um. Selbst Sanden blickte über die Schulter, um nach der Störung zu sehen. Katherine duckte sich ein wenig. Sie hätte sich beherrschen sollen. Aufmerksamkeit konnte sie beim besten Willen nicht gebrauchen. Neben ihr lief Cerny feuerrot an. Er murmelte eine Entschuldigung und drängte sich in der Gruppe weiter nach vorn. Wenigstens war sie diesen Idioten endlich los.
    Die Führung erreichte nun die Verwaltungsebene. Ein Bereich, für den sich die anderen Mediziner nicht interessierten, aber für Katherine war es der eigentliche Grund, warum sie daran teilgenommen hatte. Sandens Schritte beschleunigten sich. Offensichtlich wollte er seine Schäfchen schnell durch diesen Bereich der Klinik lotsen, und seine Herde folgte ihm eifrig.
    Katherine ließ sich zurückfallen, verlangsamte ihren Schritt, bis der letzte Teilnehmer um die Ecke bog und sie allein im Gang stand.
    Keller hatte ihr genau erklärt, wie sie vorgehen sollte. Ihr Blick huschte den Flur entlang. Überall Glastüren, hinter denen sich Schatten bewegten. Geräusche, die verrieten, dass in den Büros gearbeitet wurden. Aber damit war zu rechnen gewesen. Keller hatte es vorausgesehen und seinen Plan danach ausgerichtet.
    Katherine betrachtete die einzelnen Türen. Sie musste sich für eine entscheiden. Es durften nicht allzu viele Personen im Raum anwesend sein, denn je weniger Augen sie bei ihrem Vorhaben beobachteten, desto besser. Es kam darauf an, so unauffällig wie möglich zu agieren. Schließlich entschied sie sich für die zweite Tür links. Hier war nicht ganz so viel Geschäftigkeit auszumachen wie in den anderen Büros.
    Zwei schnelle Schritte und sie stand vor der Glastür. Katherine hob die Hand und klopfte leise gegen die Scheibe. Die Nervosität hatte auf ihre Blase geschlagen. Sie musste dringend pinkeln, aber dafür war jetzt keine Zeit. Von drinnen erklang ein gedämpftes Herein.
    Katherine holte tief Luft und öffnete

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