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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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ausgeben kann, und wenn die Kinder nach Paris kommen, naja, Sie können sich’s ja vorstellen.«
    Die Frau, die aus dem Schlafzimmer kam, unterbrach ihr Gespräch, eine auffällig blonde Frau mit einer dunklen Sonnenbrille, einem Rock, der ihre Oberschenkel nur zur Hälfte bedeckte, und einer Bluse, deren oberste vier Knöpfe offen waren. Sie wiegte sich provozierend in den Hüften. »Männer umschwirren mich, wie Motten das Licht« sang sie mit heiserer Stimme, als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes getan.
    »Unglaublich!« rief Witkowski verblüfft aus.
    »Nicht übel«, sagte Drew und pfiff leise durch die Zähne.
    »Meinen Sie, es geht so, Colonel?«

    »Ganz bestimmt. Bloß daß ich jetzt aufpassen muß, wen ich Ihnen als Wache stelle. Hoffentlich finde ich ein paar Schwule.«
    »Keine Sorge, großer Meister«, sagte Lennox. »In der Verpackung steckt ein Herz aus Eis.«
    »Sie kann ich offensichtlich nicht täuschen, Monsieur.« Karin lachte, ließ ihren Rock wieder herunter, knöpfte sich die Bluse zu und ging auf den Tisch zu, als das Telefon klingelte. »Soll ich es annehmen?« fragte sie. »Ich kann sagen, ich bin das Hausmädchen.«
    »Da wäre ich Ihnen dankbar«, antwortete Witkowski.
    » Allô? C’est la Résidence du grand colonel. «Karin lauschte ein paar Augenblicke, legte dann die Hand über die Sprechmuschel und sah zu Witkowski hinüber. »Es ist Botschafter Courtland. Er sagt, er muß Sie sofort sprechen.«
    Witkowski stand auf, ging durchs Zimmer und nahm Karin den Hörer ab. »Guten Morgen, Mr. Ambassador.«
    »Jetzt hören Sie mir gut zu, Colonel! Ich weiß nicht, was gestern nacht in Ihrer Wohnung oder auf der kleinen Nebenpiste in Orly passiert ist - und ich bin auch gar nicht sicher, ob ich es wissen will -, aber wenn Sie für heute morgen irgendwelche Pläne haben, dann streichen Sie sie, und das ist ein Befehl!«
    »Sie haben also von der Polizei gehört, Sir?«
    »Mehr als mir lieb ist. Und noch wichtiger, ich habe auch vom deutschen Botschafter gehört, der uns in jeder Hinsicht unterstützt. Kreitz ist vor wenigen Stunden von der Deutschlandabteilung des Quai d’Orsay informiert worden, daß es in einem Büroflügel der Lagerhäuser Avignon einen Brand gegeben hat. Unter den Überresten waren Embleme des Dritten Reiches und eine Unmenge von Papieren, die man versucht hat zu verbrennen.«
    »Ist dadurch das Feuer ausgebrochen?«
    »Offensichtlich war ein Fenster offengeblieben, so daß die Flammen Nahrung bekamen. Dann wurde der Rauchalarm und die Sprinkleranlage ausgelöst. Fahren Sie sofort hinüber!«
    »Wo ist denn dieses Lagerhaus, Sir?«
    »Woher, zum Teufel, soll ich das wissen? Sie sprechen doch Französisch, fragen Sie jemanden!«
    »Ich werde im Telefonbuch nachsehen. Und, Mr. Ambassador, ich würde es vorziehen, nicht meinen eigenen Wagen oder
ein Taxi zu nehmen. Würden Sie bitte die Fahrbereitschaft anrufen - von Ihrer Sekretärin anrufen lassen - und sicheres Gerät zu meinem Apartment in der Rue Diane schicken. Die kennen meine Adresse.«
    »›Sicheres Gerät‹? Was, zum Kuckuck, ist das denn?«
    »Ein gepanzertes Fahrzeug mit einer Eskorte von Marines.«
    »Du lieber Gott, ich wünschte, ich wäre in Schweden! Sehen Sie zu, daß Sie möglichst viel in Erfahrung bringen können, Colonel. Und beeilen Sie sich!«
    »Sagen Sie der Fahrbereitschaft, die sollen sich beeilen.« Witkowski legte auf und wandte sich zu Lennox und Karin de Vries um. »Das wirft alles über den Haufen. Wenigstens für den Augenblick. Mit etwas Glück haben wir einen Hauptgewinn gezogen. Karin, Sie bleiben so, wie Sie sind. Sie, mein Junge, gehen an meinen Kleiderschrank und sehen nach, ob Sie eine Uniform finden, die Ihnen paßt. Wir sind etwa gleich groß. Das sollte also möglich sein.«
    »Wo fahren wir hin?« wollte Drew wissen.
    »Zu einer Reihe von Büros in einem Lagerhaus, das von den Neonazis angezündet wurde. Die wollten Papiere verbrennen, aber es ist nicht ganz so gelaufen, wie Sie es vorhatten. Irgendein Arschloch hat ein Fenster offengelassen.«
     
    Das Hauptquartier der Neonazis bot ein Bild der Verwüstung. Die Wände versengt, die Vorhänge bis zu den Vorhangstangen verbrannt und das Ganze vom Sprinklersystem triefend naß. In einem mit allen möglichen Computergerätschaften angefüllten Raum, ohne Zweifel vom Chef der Einheit benutzt, stand ein großer, versperrter Stahlschrank. Als man ihn aufbrach, fand man darin ein ganzes Arsenal von Waffen, angefangen bei

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