Die Lennox-Falle - Roman
»Streichen wir den Schuhmacher und den Vergnügungspark?«
»Ich denke nicht«, antwortete Karin, stellte Drew seinen Kaffee hin und setzte sich wieder. »Zwei Neonazis sind tot und zwei nach Amerika unterwegs. Weitere zwei sind nach meiner Rechnung entkommen.«
»Insgesamt sechs«, sagte Drew. »Nicht gerade ein ganzer Zug«, fügte er dann hinzu und sah Witkowski dabei an.
»Nicht einmal ein halber Trupp. Wieviele mögen es insgesamt sein?«
»Lassen Sie uns das herausfinden. Ich übernehme den Vergnügungspark -«
»Drew«, fiel Karin de Vries ihm scharf ins Wort.
»Sie werden gar nichts übernehmen«, fügte der Colonel hinzu. »Mit Ihrem Kurzzeitgedächtnis ist es nicht sehr weit her, Junge. Die wollen Sie tot sehen, haben Sie das vergessen?«
»Was soll ich denn machen, einen Kanaldeckel aufmachen und mich in den Abwasserkanälen verstecken?«
»Nein, Sie werden hierbleiben. Ich schicke zwei Marines für die Bewachung der Treppen und einen Mann vom Wartungsdienst, um das Fenster zu reparieren.«
»Haben Sie was dagegen, wenn ich mich nützlich mache?«
»Keine Sorge, das dürfen Sie schon. Das hier wird unser provisorischer Stützpunkt, und Sie sind unser Kontaktmann.«
»Mit wem?«
»Das werde ich Ihnen schon jeweils sagen. Ich rufe Sie mindestens jede Stunde einmal an.«
»Und ich?« fragte Karin erwartungsvoll. »Ich kann in der Botschaft nützlich sein.«
»Das ist mir schon klar, ganz besonders in meinem Büro mit einer Wache vor der Tür. Sorenson weiß, wer Sie sind, und Knox Talbot ohne Zweifel auch. Wenn einer von den beiden mich über mein sicheres Telefon anruft, nehmen Sie die Nachricht entgegen und geben sie unserem Gedächtniskünstler hier durch. Dann bekomme ich sie von ihm. Jetzt muß ich mir nur noch einfallen lassen, wie ich Sie dort hinbringe, für den Fall, daß diese Hurensöhne den Eingang hier beobachten.«
»Vielleicht kann ich Ihnen dabei behilflich sein.« Karin beugte sich nach ihrer Handtasche, die sie neben dem Stuhl abgestellt hatte, stand auf und ging ins Schlafzimmer. »Es dauert nur einen Augenblick, aber ich muß ein wenig nachhelfen.«
»Was macht sie jetzt?« fragte Witkowski, als Karin die Tür hinter sich schloß.
»Ich glaube, ich weiß es, aber lassen Sie sich überraschen. Vielleicht ernennen Sie sie dann zu Ihrer Assistentin.«
»Da könnte ich mir Schlimmeres vorstellen. Freddie hat ihr eine ganze Menge beigebracht.«
»Was er wiederum von Ihnen gelernt hat.«
»Nur das mit der Feuerleiter, den Rest hat er sich selbst ausgedacht, und gewöhnlich war er uns ein gutes Stück voraus … uns allen außer Harry wahrscheinlich.«
»Was passiert, wenn sie die Botschaft verläßt?«
»Das wird sie nicht. Dort gibt es eine Menge Notunterkünfte. Ich werde irgend jemanden für ein paar Tage rauswerfen, dann kann sie dort bleiben.«
»Mit einer Wache natürlich.«
Der Colonel drehte sich halb zu Lennox herum und sah ihm gerade in die Augen. »Sie mögen sie, nicht wahr?«
»Ja, und deshalb mache ich mir um sie Sorgen«, erwiderte Drew ruhig.
»Normalerweise wäre ich damit nicht einverstanden, aber in diesem Fall nehme ich meine Einwände zurück.«
»Ich habe nicht gesagt, daß sich daraus etwas entwickeln würde.«
»Nein, aber wenn, dann haben Sie mir gegenüber einen kleinen Vorsprung. Sie arbeitet in derselben Branche.«
»Wie bitte?«
»Ich war dreizehn Jahre mit einer wunderbaren Frau verheiratet, einer großartigen Frau, die am Ende zugeben mußte, daß sie mit meinem Beruf und all den Komplikationen, die damit in Verbindung stehen, einfach nicht zurechtkommt. Das war das erste und einzige Mal in meinem Leben, daß ich gebettelt habe, aber es hat mir nichts gebracht - sie hat alles durchschaut. Ich war das, was ich tat, zu sehr gewöhnt, putschte mich jeden Tag aufs Neue dafür auf. Aber sie war sehr großzügig - ich bekam unbeschränktes Besuchsrecht für die Kinder. Aber ich war natürlich gar nicht so oft da, um sie häufig besuchen zu können.«
»Das tut mir leid, Stanley, ich hatte wirklich keine Ahnung.«
»Das gehört ja auch nicht zu den Dingen, die man in den Stars and Stripes bringt, oder?«
»Nein, das wohl nicht. Aber Sie haben offenbar ein gutes Verhältnis zu Ihren Kindern, ich meine, wenn Ihre Enkel Sie besuchen kommen und so.«
»Ja, zum Henker, die finden, daß ich zum Schreien bin. Meine Frau hat wieder geheiratet, sehr gut sogar, und was soll ich denn mit dem Geld machen, das ich verdiene? Ich habe mehr, als ich
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