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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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sagen, ich kann’s Ihnen persönlich den Kopf ab, und ich muß sagen, ich kann’s ihm nicht verübeln!«
    »Dann haben seine beiden Männer sich inzwischen also befreien können?«
    »Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht? Und was denken Sie sich jetzt?«
    »Wenn Sie sich eine Sekunde lang beruhigen, sage ich es Ihnen …«
    »Ich mich beruhigen? Oh, da habe ich einiges zu tun. Courtland wird heute morgen in den Quai d’Orsay bestellt, um sich für Sie eine Tracht Prügel abzuholen; Sie werden zur persona non grata erklärt und des Landes verwiesen; eine ausländische Regierung legt gegen mich formellen Protest ein, und da sagen Sie mir, ich soll mich beruhigen?«
    »Und hinter all dem steckt Moreau?«
    »Jedenfalls nicht der Weihnachtsmann.«
    »Dann kommen wir auch damit klar.«
    »Hören Sie mir eigentlich zu? Sie haben zwei Agenten außer Gefecht gesetzt, sie gefesselt und geknebelt in Ihr Zimmer gesperrt, Ihnen jede Möglichkeit genommen, mit ihrer Dienststelle in Verbindung zu treten, und damit eine größere französische nachrichtendienstliche Operation gestört!«
    »Ja, aber Stanley, ich habe Fortschritte gemacht und zwar Fortschritte von der Art, wie Moreau sie verzweifelt braucht.«
    »Was …?«
    »Schicken Sie eine Einheit Marines zu einer protestantischen Kirche in Neuilly-sur-Seine.« Lennox gab Witkowski die Adresse und berichtete ihm von dem gefesselten König im Gebüsch. »Er ist der Oberhäuptling der Neonazibewegung in Paris, er steht, glaube ich, noch über diesem Strasbourg, zumindest ist seine Tarnung besser.«
    »Wie haben Sie ihn gefunden?«

    »Dafür ist jetzt keine Zeit. Rufen Sie Moreau an und lassen Sie die Marines König zum Deuxième Bureau schaffen. Bestellen Sie Claude von mir, daß ich mich für die ganze Geschichte verbürge.«
    »Der wird mehr haben wollen, als einen protestantischen Geistlichen mit einer Menge blauer Flecken.«
    »Kriegt er auch«, sagte Drew vergnügt. »Und jetzt sehen Sie zu, daß die Sache in Schwung kommt, das sollte Sie nicht mehr als zwei oder drei Minuten kosten. Und anschließend möchte ich mich mit Ihnen treffen -«
    »Mit mir treffen? Ich habe große Lust, Ihnen den Arsch aufzureißen!«
    »Sparen Sie sich Ihre Wut noch ein wenig auf, Stanley. Ich weiß, wo sie Karin festhalten.«
    »Was?«
    »Rue Lacoste, Nummer 23, Wohnung unbekannt, aber erst vor kurzem gemietet.«
    »Und das haben Sie aus dem Pater rausgequetscht?«
    »Keine Zeit, Stosh! Sie müssen alleine kommen, nur wir zwei dürfen uns treffen. Wenn die auch nur ahnen, daß da etwas im Gang ist, oder um diese Uhrzeit einen fremden Wagen auf der Straße sehen, bringen sie sie um. Das haben sie in ein oder zwei Stunden ohnehin vor, falls sie mich nicht vorher erreichen und fertigmachen können.«
    »Wir treffen uns hundert Meter östlich von dem Gebäude zwischen zwei Straßenlaternen an der dunkelsten Stelle, einer Ladenfassade oder in einer Seitengasse.«
    »Vielen Dank, Stanley, ich weiß das zu schätzen.«
    »Danken Sie mir nicht zu früh. Noch haben wir Karin nicht da raus.«
     
    Karin de Vries saß auf einem Stuhl mit gerader Rückenlehne, die Hände hinter sich zusammengebunden. Vor ihr saß ein schlanker, breitschultriger Neonazi rittlings auf einem hölzernen Küchenstuhl, stützte die Arme auf die Rückenlehne und hielt locker eine Pistole mit einem Schalldämpfer in der rechten Hand.
    »Warum glauben Sie, daß Ihr Mann noch lebt, Frau de Vries?« fragte der Nazi in deutscher Sprache. »Falls das tatsächlich stimmen
sollte, weshalb sollten wir etwas über ihn wissen? Wirklich, meine Gnädigste, er ist von der Stasi exekutiert worden. Das ist doch allgemein bekannt.«
    »Allgemein bekannt mag es ja sein, aber es ist eine Lüge. Wenn man mit einem Mann acht Jahre lang zusammenlebt, kennt man seine Stimme, wenn man sie hört, auch wenn sie noch so verzerrt ist.«
    »Faszinierend. Sie haben seine Stimme gehört?«
    »Zweimal.«
    »Nach den Stasiakten ist das unmöglich. Sie belegen seinen Tod sogar mit recht anschaulichen Einzelheiten, wie ich vielleicht hinzufügen darf.«
    »Das ist ja genau das Problem«, sagte Karin mit eisiger Stimme. »Da waren zu viele Einzelheiten.«
    »Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr.«
    »Selbst die bösartigsten Gestapoleute haben die Folterung und die Hinrichtung von Gefangenen nicht detailliert geschildert. Das lag nicht in ihrem Interesse.«
    »Das war vor meiner Zeit.«
    »Vor meiner auch, aber es gibt Aufzeichnungen. Vielleicht

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