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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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unterhalten uns, Bobby.«
    Sieben Minuten später, nachdem die Marines Durbanes Büro gründlich durchsucht und keine Waffen gefunden hatten, saß Drew ihm auf dem einzigen Stuhl vor seinem Schreibtisch gegenüber.
    »Was, zum Teufel, soll das alles?« sagte der Chef der Fernmeldezentrale. »Was in Gottes Namen habe ich getan, daß diese Gestapomethoden nötig sind.«
    »Da hast du vielleicht das richtige Wort gebraucht, Bobby. Gestapo wie im Naziwörterbuch.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Kennst du eine gewisse Phyllis Cranston?«
    »Sicher. Sie ist die Sekretärin von diesem …, wie heißt er doch gleich, dem dritten oder vierten Attaché im Büro des Geschäftsträgers. Und?«
    »Hat sie dir gesagt, um wen es sich bei einem gewissen Colonel Webster handelt und wo er wohnt?«

    »Ja, das hat sie, aber das wäre gar nicht nötig gewesen.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Wer, glaubst du wohl, hat die Verbindungen zwischen der Botschaft und dem dauernd unterwegs befindlichen Colonel Webster hergestellt? Zwei oder waren es drei Hotelwechsel? Du warst so viel unterwegs, und Mrs. de Vries auch, daß selbst Witkowski die Übersicht verloren hat.«
    »Dann ist alles unter Verschluß gehalten worden?«
    »Ich glaube, es war die Rede von ›oberste Geheimhaltungsstufe‹. Warum, glaubst du wohl, habe ich die Cranston so zusammengestaucht?«
    »Das wußte ich nicht.«
    »Ich wollte wissen, woher sie es wußte. Ich habe ihr sogar gedroht, sie auffliegen zu lassen, und das ist mir gar nicht leicht gefallen, weil meine Mutter selbst Alkoholikerin war. Das ist eine schlimme Krankheit.«
    »Was hat sie dir gesagt?«
    »Sie hat beinahe einen Nervenzusammenbruch bekommen und geheult und irgendwelchen religiösen Blödsinn verzapft. Sie hatte am Abend zuvor ziemlich gebechert und war ganz schön fertig.«
    »Du mußt sie ja recht gut kennen.«
    »Meine Frau und ich waren bei einem dieser Botschaftsempfänge, und Martha - das ist meine Frau - hat gesehen, wie Phyllis an der Bar rumhing und sich vollaufen ließ. Ich dachte mir, wie kann man sonst diese langweiligen Empfänge überhaupt überstehen, wenn man sich nicht ein wenig bedudelt, verdammt, ich hab’s selbst oft genug getan. Aber Martha wußte besser Bescheid; sie hatte schließlich die letzten Jahre meiner Mutter miterlebt. Sie hat mir gesagt, ich solle versuchen, Phyllis zu helfen, und hat was von ›mangelndem Selbstwertgefühl‹ und solchem Zeug erzählt. Also habe ich es versucht, es aber ganz offensichtlich nicht geschafft.«
    »Dann hast du nie sonst jemandem gesagt, wer ich bin oder in welchem Hotel ich mich gerade aufhielt?«
    »Du lieber Gott, nein. Selbst als dieser Arsch, bei dem Phyllis arbeitet, wegen deiner Mitarbeiter und so herumgeschnüffelt hat, hab ich ihm gesagt, daß ich nicht die leiseste Ahnung
hätte, wer deine Aufgaben übernehmen würde. Ich war sehr froh, daß Phyllis offenbar kapiert hatte, daß sie den Mund halten soll.«
    »Warum hat er denn herumgeschnüffelt?«
    »Was er gesagt hat, klang durchaus plausibel«, erwiderte Durbane. »Schließlich weiß ja jeder, daß Consular Operations nicht gerade für den Speisezettel der Botschaft zuständig ist. Er sagte, ein französischer Immobilienmakler sei an ihn herangetreten und hätte ihm einen heißen Anlagetip gegeben. Er dachte, deine Leute könnten vielleicht ein paar Erkundigungen über den Burschen einziehen. Wie gesagt, das klang mir durchaus plausibel, Drew. Cranston sagt, er würde viel häufiger mit Pariser Geschäftsleuten essen gehen, als mit Leuten, die uns hier was nützen können.«
    »Warum ist er nicht zu Witkowski gegangen?«
    »Um das zu erfahren, brauchte ich ihn gar nicht zu fragen. Das ist schließlich keine Frage der Sicherheit, und er darf den rechten Arm der Botschaftspersonal natürlich nicht für private Finanztransaktionen einspannen.«
    »Und was bin ich, ein kleiner Zeh?«
    »Nein, du bist mehr so das umherschweifende Auge, das die Operationen im Innendienst einer größeren diplomatischen Niederlassung überwacht, was als Beratung der Belegschaft in Verhaltensfragen interpretiert werden könnte, was finanzielle und andere Dinge betrifft. Das legt wenigstens deine offizielle Dienstbeschreibung nahe.«
    »Die sollte jemand umschreiben«, sagte Lennox.
    »Warum denn? Sie ist doch köstlich obskur.«
    Drew lehnte sich in seinem Sessel zurück, blickte zur Decke und seufzte hörbar. »Ich muß mich bei dir entschuldigen, Bobby, ehrlich. Als ich von Phyllis Cranston

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