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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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ein dreimaliges Aufblitzen der Lampe und dann noch einmal dasselbe Signal. Freie Bahn.
    Sie rannte über den Krocketplatz, wo ihre flachen Schuhe im matschigen, feuchten Gras einsanken, bis sie schließlich wieder harten Stein spürte: Sie hatte den zweiten Plattenweg erreicht. Sie rannte ohne zu zögern weiter, zählte dabei in Gedanken die vierzig Schritte ab, von denen man ihr gesagt hatte, bemerkte die scharfe Biegung zu spät und fiel kopfüber in die feuchten Büsche. Es war stockfinster. Mit einiger Mühe rappelte sie sich auf, griff nach ihrem Regenschirm, der bei dem Sturz zerbrochen war und blickte kniend nach rechts. Doch da war nichts, nur Finsternis und endloser Regen. Trotzdem wagte sie nicht, sich zu bewegen, bis endlich das Signal kam: drei Lichtblitze. Karin ging langsam bis ans Ende des Steinwegs; jetzt hatte sie den Rand des Gehölzes erreicht und sah das Versteck ihres vormaligen Ehemannes und jetzigen Führers des Vierten Reichs. An der linken Seite des Gebäudes brannten ein paar Lichter, sonst herrschte völlige Dunkelheit.
    Das ehemalige Bootshaus war viel länger, als sie es sich vorgestellt hatte, wenn auch nicht unbedingt größer, weil es nämlich nur einstöckig war. Der deutsche Geheimdienstbeamte hatte gesagt, daß es auf der rechten Seite einen Anbau habe, in dem der Mann, der sich jetzt Günter Jäger nannte, sein Domizil aufgeschlagen hatte. Auch an der rechten Seite war an dem Gebäude einiges verändert, dachte sie, als sie das hellere, neuere Holz sah, vielleicht sechs oder acht Meter lang. Wenn man die Breite des Bauwerks auf der Flußseite bedachte, dann würde das für zwei, drei oder sogar vier zusätzliche Räume für Angestellte ausreichen. In einem Punkt hatte der Beamte recht gehabt: Die Eingangstür lag ganz links, am Ende der mit Kies bedeckten Zufahrt, asymmetrisch, als handle es sich um einen provisorischen Eingang, aber abseits von Jägers Wohnung. Und unmittelbar vor ihr, mit dem kurzen Landungssteg und dem Fluß dahinter, führte unter einem kleinen Vordach mit einer schwachen roten Laterne eine Tür zu Günter Jägers Gemächern. Karin atmete ein paarmal tief durch, in der Hoffnung damit ihr wie wild schlagendes Herz unter Kontrolle zu bekommen, zog dann Drew
Lennox’ Automatik aus der Tasche ihres Regenmantels und ging quer über den Rasen auf die rot beleuchtete Tür zu. Einer von ihnen beiden würde dieses Zusammentreffen nicht überleben. Es würde das Ende ihrer zerrütteten Ehe sein. Aber Wasserblitz hatte Vorrang, Günter Jägers Plan zur Paralysierung von London, Paris und Washington mußte durchkreuzt werden. Frederik de Vries, der ehemals brillante agent provocateur, hatte einen Weg gefunden, das Unmögliche zu bewerkstelligen. Daran gab es für sie keinen Zweifel!
    Jetzt stand Karin auf der kleinen Eingangsterrasse mit dem unheimlichen roten Licht; sie ging die eine Stufe hinauf, hielt sich an einer der beiden Säulen fest, die das Vordach stützten, auf das stetig der Regen herunterprasselte. Plötzlich stockte ihr der Atem - die Tür stand offen, nur ein Spalt von ein paar Zentimetern, dahinter gähnte schwarze Dunkelheit. Sie ging darauf zu, Lennox’ Automatik in der linken Hand, und schob die Tür auf. Wieder umgab sie nur Dunkelheit und, abgesehen vom gleichmäßigen Prasseln des Regens, völlige Stille. Sie trat ein.
    »Ich wußte, daß du kommen würdest, meine Liebe«, hallte die Stimme der unsichtbaren Gestalt von unsichtbaren Wänden wider. »Mach bitte die Tür zu.«
    »Frederik!«
    »Aha, jetzt heißt es also nicht mehr Freddie. Frederik hast du mich nur dann genannt, wenn du böse auf mich warst, Karin. Bist du jetzt böse auf mich?«
    »Was hast du getan? Wo bist du?«
    »Es ist besser, wenn wir im Dunkeln reden, wenigstens eine Weile.«
    »Du hast gewußt, daß ich hierherkommen würde …?«
    »Die Tür stand offen, seit ihr, du und dein Lover, nach Bonn geflogen seid.«
    »Dann ist dir bewußt, daß die wissen, wer du bist -«
    »Das ist völlig belanglos«, fiel de Vries/Jäger ihr schroff ins Wort. »Nichts kann uns jetzt mehr aufhalten.«
    »Du wirst damit nicht durchkommen.«
    »Selbstverständlich werde ich das. Das ist alles bereits arrangiert.«

    »Wie denn? Die wissen, wer du bist, und werden dich nicht entkommen lassen!«
    »Weil die dort draußen auf beinahe zwei Hektar Unterholz und Ruinen mit ihren Abhörgeräte darauf warten, daß ich mit anderen hier in Deutschland und England, Frankreich und Amerika Verbindung aufnehme?

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