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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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nicht, daß dieser Patient zuviele Bilder von identifizierbaren Gesichtern wahrnimmt, und das deine könnte in diese Gattung fallen.«
    »Das ist mir auch zu hoch. Na schön, gehen wir weiter.« Die drei gingen durch die Tür und betraten einen langen, breiten, hellgrün gestrichenen Korridor mit einer Reihe großer rechteckiger Glasfenster zu beiden Seiten. Hinter den Fenstern konnte man hübsch eingerichtete Zimmer sehen, jedes mit einem Bett, einem Schreibtisch, einer Couch, einem Fernsehgerät
und einem Radio sowie einer Tür, die in ein Bad mit Dusche führte. An den Außenwänden gaben Fenster den Blick auf Wiesen mit hohem Gras und Frühlingsblumen frei. »Wenn das die Krankenzimmer der Patienten sind«, sagte Traupmann, »dann habe ich schon lange keine so hübschen mehr gesehen.«
    »Die Radios und die Fernseher sind natürlich vorprogrammiert«, sagte Kröger. »Alles harmloses, unschuldiges Zeug, mit Ausnahme der Radios bei Nacht, da senden wir Informationen, die auf die einzelnen Patienten abgestimmt sind.«
    »Sag mir, was mich erwartet«, bat der Neurochirurg aus Nürnberg.
    »Du wirst einen äußerlich völlig normalen Harry Lennox kennenlernen, der immer noch glaubt, er habe uns getäuscht. Er reagiert auf seinen Decknamen, Alexander Lassiter, und ist uns in hohem Maße dankbar.«
    »Warum?« unterbrach ihn Traupmann. »Warum ist er uns dankbar?«
    »Weil er der Meinung ist, er habe einen Unfall gehabt und sei gerade noch mit dem Leben davongekommen. Wir haben eines unserer Geländefahrzeuge eingesetzt und das Ganze höchst überzeugend in Szene gesetzt, den Wagen umgekippt, so daß er darunter eingezwängt war und haben in der unmittelbaren Umgebung ein kleines Feuerwerk hochgehen lassen. Ich habe den Einsatz von Drogen und Hypnose erlaubt - sofort, um seine ersten Minuten hier in unserem Tal auszuradieren.«
    »Und du bist sicher, daß sie ausradiert sind?« Sie blieben im Korridor stehen, und Traupmann musterte Kröger starr.
    »Ganz und gar. Das Trauma des ›Unfalls‹ und die Bildeindrücke und der Schmerz, den wir induziert haben, haben sämtliche Erinnerungen an seine Ankunft überlagert. Die sind jetzt ausgeblockt. Wir haben uns natürlich anschließend mittels Hypnose vergewissert. Er erinnert sich nur an die Schreie, die unerträglichen Schmerzen und das Feuer, durch das man ihn schleppte, als er gerettet wurde.«
    »Die Stimuli sind psychologisch schlüssig«, bemerkte der Neurochirurg. »Und was ist mit dem Zeitfaktor? Wenn er sich
dessen bewußt ist, wie habt ihr ihm dann die verstrichene Zeit erklärt?«
    »Das war das kleinste Problem. Als er erwachte, war seine obere Schädelpartie dick bandagiert, und man hat ihm, während er noch unter dem Einfluß starker Sedativa stand, erklärt - und zwar immer wieder - daß er schwere Verwundungen erlitten hätte und dreimal operiert werden mußte, während er in einem ausgedehnten Koma lag. Man hat ihm erklärt, daß ich ihn aufgegeben hätte, wenn er nicht so deutliche Lebenszeichen von sich gegeben hätte.«
    »Gut formuliert. Ich bin sicher, daß er sehr dankbar ist … Weiß er, wo er sich befindet?«
    »Oh j a, wir verbergen nichts vor ihm.«
    »Wie könnt ihr ihn dann wieder hinausschicken? Mein Gott, er wird die Lage des Tals verraten! Dann werden sie Flugzeuge schicken, und man wird hier alles in Schutt und Asche legen!«
    »Das macht nichts, denn wie von Schnabe dir sicher sagen wird, werden wir nicht existieren.«
    » Bitte , Gerhard, eines nach dem anderen. Ich gehe jetzt keinen Schritt weiter, wenn du nicht deutlicher wirst.«
    »Später, Hans. Begrüße zuerst unseren Patienten, dann wirst du alles viel besser verstehen.«
    »Meine liebe Greta«, sagte Traupmann und drehte sich halb zu Krögers Frau herum. »Ist Ihr Mann noch das gleiche vernünftige menschliche Wesen, das ich einmal gekannt habe?«
    »Ja, Herr Doktor. Diesen Teil, den Teil, den er Ihnen erklären wird, verstehe ich auch. Es ist wirklich brillant, Sie werden sehen.«
    »Aber zuerst mußt du dir unseren Patienten ansehen; das nächste Fenster, die nächste Tür rechts. Und denk daran, er heißt Lassiter, nicht Lennox.«
    »Was soll ich zu ihm sagen?«
    »Was du willst. Ich würde dir vorschlagen, daß du ihm zu seiner Genesung gratulierst. Komm.«
    »Ich warte am Empfang«, sagte Greta Frisch-Kröger.
    Die beiden Ärzte betraten das Zimmer, wo Harry Lennox, mit einer grauen Flanellhose und einem gestreiften Hemd bekleidet, den Kopf dick bandagiert, am Fenster stand

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