Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
Minirock, das neben Dietz auf dem Liegestuhl saß, stand auf und trat neben ihre Kollegin. »Übrigens, Monsieur«, sagte Elyse, »ich kann Pläne gut lesen. Ich habe an der Sorbonne Architektur studiert.«
    »Du großer Gott!« sagte Captain Dietz leise und sichtlich beeindruckt.
    Minuten verstrichen, in denen die ehemalige Sorbonnestudentin die Pläne betrachtete. Schließlich sagte sie: »Wie Sie sehen können, ist im Erdgeschoß alles ganz eindeutig - die Nordveranda, der große Saal in der Mitte, der auch als Speisesaal benutzt wird, und die Küche, die groß genug wäre, um ein Restaurant
an der Rive Droite zu versorgen. Im ersten und zweiten Stockwerk befinden sich Gästesuiten für wichtige Besucher; Adrienne und ich können diese Suiten bis in die letzten Einzelheiten beschreiben.«
    »Wer hält sich im Augenblick in diesen Gästesuiten auf?« fragte Witkowski.
    »Herr Heinemann war doch mit dir zusammen, Adrienne, richtig, mon chou? «
    »Oui« , antwortete das Mädchen. »Ein widerlicher Kerl!«
    »In den zwei anderen Suiten im ersten Stock sind Colette und Jeanne, ihre Begleiter sind Geschäftsleute aus München und Baden-Baden; und im zweiten Stock bin ich und ein schrecklich nervöser Mann, der so aufgeregt ist, daß er sich sinnlos betrunken hat und dann zu nichts mehr fähig war. Ich war dafür natürlich sehr dankbar und beschloß, einen kleinen Spaziergang zu machen - wobei ich dann Ihnen begegnet bin, Monsieur. Die anderen Räume werden augenblicklich nicht benutzt.«
    »Der Mann, mit dem Sie zusammen waren, wie sieht der aus?« fragte Lennox. Elyse beschrieb ihn, worauf Drew leise sagte: »Das ist unser Mann. Das ist Bergeron.«
    »Er hat vor irgend etwas Angst.«
    »Dazu hat er allen Grund. Er ist seinen Leuten zur Last geworden und weiß das … Sie haben jetzt drei Stockwerke geschildert; es gibt noch ein viertes. Was ist dort oben?«
    »Dort hat niemand Zutritt, mit Ausnahme einiger weniger Männer, die schwarze Anzüge und rote Hakenkreuzarmbinden tragen. Sie sind alle groß, so wie Sie, und haben eine ausgesprochen militärische Haltung. Die Angestellten, selbst die Wachen, haben panische Angst vor ihnen.«
    »Der dritte Stock?«
    »Er erinnert an ein Grab, Monsieur, die Grabstätte eines großen Pharao, aber statt in den Tiefen der Pyramide vergraben zu sein, befindet es sich am höchsten Punkt, wo es der Sonne und dem Himmel am nächsten ist.«
    »Würden Sie bitte deutlicher werden?«
    »Ich sagte, daß niemand dort Zugang hat, aber ich sollte vielleicht hinzufügen, daß es auch absolut sicher abgeschlossen ist. Dieses bewohnte Grab nimmt das ganze oberste Stockwerk ein,
jede einzelne Tür ist aus Stahl. Nur die Männer in den schwarzen Anzügen gehen dort aus und ein. Sie schieben die Hand in eine Wandvertiefung und drücken mit der Handfläche auf irgend etwas, damit sich die jeweilige Tür öffnet.«
    »Elektronische Handlinienscanner«, sagte Witkowski. »Eine absolut sichere Methode.«
    »Wenn sie nie dort oben gewesen sind, wie kommt es dann, daß Sie das alles wissen?« fragte Drew.
    »Weil die vordere und die hintere Treppe und der Korridor ständig bewacht werden. Selbst die Wachen brauchen gelegentlich Entspannung, und einige davon sind sehr attraktiv.«
    »Ah, oui«, ließ sich das junge Mädchen im Minirock vernehmen. »Der blonde Erich hat gesagt, ich soll immer, wenn ich frei bin, zu ihm kommen. Und das tue ich auch.«
    »Die Welt ist nicht fair«, murmelte Dietz.
    »Und wer ist der Pharao im Obergeschoß?« beharrte Lennox.
    »Das ist kein Geheimnis«, antwortete Elyse. »Ein alter Mann, ein sehr alter Mann, den alle verehren. Außer seinen Adjutanten in den schwarzen Anzügen darf niemand ihn ansprechen, aber man bringt ihn jeden Morgen im Aufzug herunter, sein Gesicht ist hinter einem dichten Schleier verhüllt, und man fährt ihn dann zu dem ›Meditationspfad‹, wie sie das nennen, hinter dem Pool. Dann wird das Tor geöffnet und er entläßt alle. Dann erhebt er sich aus seinem Stuhl, steht ganz aufrecht da, trotz seiner Jahre, und marschiert buchstäblich zu einer Stelle, die niemand von uns je gesehen hat. Es heißt, daß er sie sein ›Adlernest‹ nennt und dort meditiert und weise Entscheidungen trifft, während er seinen Morgenkaffee mit Brandy zu sich nimmt.«
    »Monluc«, sagte Drew. »Mein Gott, er lebt noch!«
    »Wer auch immer er ist, er ist der Schatz, den die am Leben erhalten.«
    »Ist er das? Ein Schatz, meine ich?« fragte Witkowski. »Oder ist er in

Weitere Kostenlose Bücher