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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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lassen. Bis zum Erbrechen hatten sie ihn über die Erkenntnisse befragt, die er aus dem Tal der Bruderschaft mitgebracht hatte, statt sie einfach zu akzeptieren und die Dinge ins Rollen zu bringen. Und was noch ärgerlicher war, jetzt waren zu dem dreiköpfigen Ausschuß noch ein paar Nachrichtendienstoffiziere aus Großbritannien, den USA und Frankreich dazugekommen, alle arrogant und mißtrauisch. War denn nicht vorstellbar, daß man ihm falsche Informationen zugespielt hatte, unrichtige Daten, die man leicht dementieren konnte, weil ja immerhin eine entfernte Möglichkeit bestand, daß Alexander Lassiter ein Doppelagent war? Natürlich war das vorstellbar, hatte er gesagt. Fehlinformationen, menschliches Versagen, Computerfehler,
Wunschdenken, Phantasievorstellungen - alles war möglich! Es war ihre Aufgabe, das, was er mitgebracht hatte, zu bestätigen oder abzutun, nicht die seine.
    Harry war inzwischen zur Tür gegangen und fragte jetzt: »Ja, bitte?«
    »Ein neuer alter Freund, Sting«, tönte die Antwort von draußen.
    Spottdrossel! dachte Lennox und erstarrte. Die Spottdrossel, von der niemand in der Agency je gehört hatte. Harry war dieser seltsame Eindringling willkommen; er war letzte Nacht zu müde, zu ausgepumpt gewesen, um klar denken zu können, als der angebliche CIA-Mann ihn aufgesucht hatte. »Augenblick«, sagte er dann etwas lauter. »Ich bin noch ganz naß vom Duschen. Ich muß mir einen Bademantel anziehen.« Lennox rannte ins Bad, spritzte sich Wasser ins Gesicht und in die Haare und eilte dann ins Schlafzimmer und zog Hosen, Schuhe, Socken und Hemd aus und schnappte sich den Hotelbademantel aus dem Schrank. Dann blieb er kurz am Nachttisch stehen, zog die oberste Schublade auf, holte die kleine Automatik heraus, die ihm die Botschaft besorgt hatte und steckte sie sich in die Tasche des Frotteebademantels. Erst dann ging er zur Tür zurück und öffnete sie. »Spottdrossel, wenn ich mich richtig erinnere«, sagte er und ließ den bleichen, graugesichtigen Mann mit der stahlgeränderten Brille ein.
    »Oh, das«, sagte der Besucher lächelnd. »Das war eine harmlose Kriegslist.«
    »Eine List? Was soll das heißen? Wozu?«
    »Washington hat mir gesagt, Sie wären wahrscheinlich erschöpft, und deshalb beschloß ich mich zu tarnen, für den Fall, daß Sie es für nötig gehalten hätten, zu telefonieren. Washington will nicht, daß im Augenblick bekannt wird, daß ich eingeschaltet bin. Später schon, aber nicht jetzt.«
    »Sie sind also nicht Spottdrossel -«
    »Ich wußte, daß Sie mich reinlassen würden, wenn ich die Codebezeichnung Sting verwende«, fiel der Mann ihm ins Wort. »Darf ich mich setzen? Es dauert nur ein paar Minuten.«
    »Sicher«, erwiderte Harry etwas verwirrt und deutete mit einer Handbewegung auf die Couch und ein paar Sessel. Der Besucher
entschied sich für die Couch, und Lennox nahm ihm gegenüber in einem Sessel Platz, so daß ein niedriger Tisch zwischen ihnen stand. »Warum will Washington nicht, daß Ihre Beteiligung bekannt wird?«
    »Sie sind wesentlich aufmerksamer als gestern abend«, sagte der Fremde wieder sehr freundlich. »Weiß der Himmel, Sie waren kaum wiederzuerkennen.«
    »Bitte beantworten Sie meine Frage und weisen Sie sich aus. Warum will Washington, daß Sie ein Geist bleiben? Ich hätte eher das Gegenteil erwartet.«
    »Ganz einfach, weil wir nicht wissen, wer wirklich sicher ist und wer nicht.«
    Der Mann holte zuerst seine Taschenuhr heraus, legte sie auf den Tisch und brachte dann ein schwarzes Ausweisetui zum Vorschein; er ließ es geschlossen und reichte es Lennox über den Tisch.
    Harry griff nach dem kleinen Etui und hatte sichtlich Schwierigkeiten es zu öffnen. »Wo ist die Schließe?« fragte er, während sein Besucher die Taschenuhr hochhob und den Drehknopf eindrückte. »Ich kann die Schließe nicht -« Lennox verstummte. Seine Augen wurden glasig, die Pupillen weiteten sich; er blinzelte kurz ein paarmal hintereinander. Dann sackte sein Gesicht herunter und seine angespannten Muskeln wurden schlaff.
    »Hallo, Alex«, sagte der Besucher scharf. »Ich bin’s, Ihr alter Knochenflicker, Gerhard. Wie geht es Ihnen, mein Freund?«
    »Sehr gut, Doktor. Nett, mal wieder von Ihnen zu hören.«
    »Unsere Telefonverbindung ist heute abend viel besser, nicht wahr?«
    »Telefon? Ja, wahrscheinlich.«
    »Ist heute in der Botschaft alles gut gelaufen?«
    »Nein, verflucht! Diese Idioten haben mir dauernd Fragen gestellt, auf die sie die Antwort

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