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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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finden müßten, nicht ich.«
    »Ja, ich verstehe. Leute, die in diesem anderen Geschäft tätig sind, das Sie betreiben - dasjenige, das wir nie erwähnen - sind immer darauf bedacht, sich um jeden Preis zu schützen, oder nicht?«
    »Ja, man spürt das bei jeder Frage, die sie stellen, bei jedem Wort. Offen gestanden, es ist erbärmlich.«
    »Ja, das kann ich mir denken. Also, was haben Sie jetzt vor, was haben Ihnen diese Idioten denn erlaubt?«

    »Ich werde morgen früh nach Paris fliegen. Dort treffe ich mich mit meinem Bruder und dann mit noch jemanden, den ich sehr gern habe, Gerhard. Der Witwe eines Mannes, mit dem ich in Ostberlin zusammengearbeitet habe. Ich freue mich sehr darauf, sie wiederzusehen. Sie wird mich am Flughafen abholen, im Diplomatenteil, mit einem Botschaftswagen.«
    »Ihr Bruder kann Sie wohl nicht abholen, Alex?«
    »Nein … Augenblick! Alex’ Bruder?«
    »Nein, schon gut«, sagte der graugesichtige Besucher schnell. »Der Bruder, von dem Sie sprechen, wo ist er?«
    »Das ist streng geheim. Man hat versucht, ihn zu töten.«
    »Wer hat versucht ihn zu töten?«
    »Sie wissen schon. Diese Leute … wir.«
    »Morgen früh also im Diplomatenteil. Das ist doch der Flughafen Charles de Gaulle, nicht wahr?«
    »Ja. Geplante Ankunftszeit ist zehn Uhr.«
    »Na schön, Alex. Dann wünsche ich Ihnen eine schöne Zeit mit Ihrem Bruder und dieser Frau, die Sie abholt. Wir sprechen uns wieder.«
    »Wo gehen Sie jetzt hin, wo sind Sie?«
    »Man hat mich gerade aus dem OP angepiepst. Ich muß operieren.«
    »Ja, natürlich. Sie rufen doch wieder an?«
    »Ganz bestimmt.«
    Der Besucher mit der Stahlbrille beugte sich über den niedrigen Tisch und redete mit leiser, aber fester Stimme weiter, wobei er unverwandt Lennox’ ausdruckslose Augen fixierte. »Denken Sie daran, alter Freund, Sie müssen die Wünsche unseres Gastes aus Washington respektieren. Er handelt auf Befehl. Sein Name interessiert Sie nicht.«
    »Aber sicher. Befehl ist Befehl, selbst wenn es ein dummer Befehl ist.«
    Der Gast richtete sich auf, griff über den Tisch und nahm Harry das Ausweisetui aus der schlaffen linken Hand. Er klappte es auf, setzte sich wieder auf die Couch und hob die Taschenuhr von dem niedrigen Tisch auf. Er drückte den Einstellknopf ein und hielt ihn fest, bis er sah, wie Lennox’ Augen langsam wieder lebendig wurden, sah wie er blinzelte, plötzlich seine
Umgebung wahrnahm, wobei gleichzeitig sein Gesicht wieder fest wurde und seine Kinnmuskeln sich spannten. »So«, sagte der Besucher und klappte das Ausweisetui laut zu. »Und jetzt, wo Sie wissen, daß ich authentisch bin und mein Foto gesehen haben und alles das, sollten Sie mich einfach Peter nennen.«
    »Ja … authentisch. Ich verstehe immer noch nicht … Peter. Schön, Sie sind also ein Geist, aber warum? Wem vertraut man denn in dem Tribunal nicht? Wie kann man irgendeinen von diesen Leuten anzweifeln?«
    »Vielleicht tut man das gar nicht, aber man hat ja auch noch andere geholt, nicht wahr?«
    »Ein paar Spinner, ja. Die wollten die Namen gar nicht überprüfen, die ich mitgebracht habe. Sie wollten bloß eine ganze Menge davon freigeben, bevor sie unter die Lupe genommmen werden - weniger Arbeit und eine geringere Chance, jemandem mit großen Füßen auf die Zehen zu treten.«
    »Was halten Sie von den Namen?«
    »Was ich davon halte, ist unwichtig, Peter. Natürlich halte ich einige davon für absolut absurd, aber ich befand mich ja selbst an der Quelle, und man hat mir vertraut, bis ich geflohen bin. Ich habe ihre Sache massiv unterstützt und fest daran geglaubt. Warum sollten die mir also falsche Informationen aufhalsen?«
    »Ein richtiges Rätsel, nicht wahr?«
    »Was wäre in diesem Geschäft kein Rätsel? Im Augenblick muß ich Alexander Lassiter schon um meiner eigenen Zurechnungsfähigkeit willen aus meiner Psyche löschen. Ich muß wieder Harry Lennox sein; mein Auftrag ist abgeschlossen. Sollen andere jetzt weitermachen.«
    »Da bin ich ganz Ihrer Meinung, Harry. Im übrigen ist meine Zeit jetzt um. Bitte erinnern Sie sich an meine Befehle. Wir sind uns heute abend nicht begegnet … Geben Sie nicht mir die Schuld, geben Sie sie Washington.«
     
    Der Besucher ging über den Flur zu den Fahrstühlen, nahm den ersten, der anhielt, fuhr ein Stockwerk tiefer und ging zu seiner eigenen Suite, die unmittelbar unter der Lennox’ lag. Auf dem
Schreibtisch waren einige elektronische Gerätschaften angeordnet. Er ging darauf zu, drückte ein

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