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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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Ranulf und Roumare schickten ihre Frauen nach
Lincoln. Dort sollten sie die Gattin des Constables besuchen und sich
freundlich mit ihr unterhalten. Als es Zeit für den Aufbruch wurde,
wanderten Chester und sein Bruder mit einer Eskorte um die Festung und
gaben vor, sie wollten nur ihre Frauen abholen. Statt dessen umstellten
sie die Garnison, während ihre Verstärkung aus der Deckung eilte.
Mühelos nahmen sie das Schloß ein. Ganz Lincoln befindet sich in
Aufruhr. Die Bürger der Stadt haben einen Boten zum König geschickt, um
seine Hilfe zu erbitten, und alle tauglichen Männer werden zu den
Waffen gerufen. Vermutlich wirst du in den nächsten Tagen einen
offiziellen Brief erhalten.« In Harrys Tonfall schwang eine gewisse
Genugtuung mit, weil er ausnahmsweise gegenüber seinem älteren Bruder
im Vorteil war.
    Renard schaute Eleanor vielsagend an. »Ich sagte doch, daß es zu friedlich war, nicht wahr?«
    Sie
nickte nur. Die Stimme gehorchte ihr nicht. Also würde er wieder in den
Krieg ziehen. Es war kein richtiger Friede gewesen, nur die Ruhe vor
dem Sturm. »Ich dachte, auf Caermoel würde ich ein Jahr Schonfrist
haben«, bemerkte Renard seufzend. »Wenn die Festung diesen Krieg nicht
übersteht, kann ich genausogut mein Schwert über meinem Knie
zerbrechen.«
    Â»Tut mir leid, daß ich der Überbringer
schlechter Nachrichten bin.« Harry blickte von seinem Bruder zu seiner
Schwägerin, die leichenblaß geworden war. Ihre Finger krallten sich in
die Falten ihres Rocks, die grüngoldenen Augen, auf Renard gerichtet,
spiegelten unverhohlene Furcht wider. O Eleanor, dachte er, und ein
fast überwältigender Schmerz krampfte sein Herz zusammen.
    Renard schlug ihn auf die gesunde Schulter. »Unsinn, ich freue mich, dich zu sehen. Wie geht's deinem Arm?«
    Seine
Stimme klang ehrlich besorgt, ohne jenen gelangweilten Unterton, der
sich so oft in ihre Gespräche schlich. Harry winkelte den rechten Arm
an und bewegte die Finger â€“ langsam und steif, weil ihm die Kälte
des Ritts immer noch in den Knochen steckte. Aber zumindest hatte er
ein Gefühl in seiner Hand und konnte sie einigermaßen kontrollieren.
»Ich komme zurecht«, erwiderte er mit einem dünnen Lächeln. »Wie immer
nicht besonders gut, aber ich schaff's schon.«

E INUNDZWANZIGSTES K APITEL
    E NGLAND
    Â»Renard
FitzGuyon an seine liebste Frau Eleanor. Hört es in diesem Teil des
Landes jemals zu regnen auf. Ich glaube nicht. Meine Halsberge sollte
aus Fischschuppen bestehen, nicht aus Eisenketten. Owain und Guy haben
sich schon alle Fingernägel abgebrochen, weil sie ständig den Rost von
den Rüstungen abkratzen müssen.
    Unser Feind ist
verschwunden. Er wirbt im Süden um Anhänger und hat es mutigerweise
seinen Frauen überlassen, die Festung Lincoln gegen uns zu verteidigen.
Das ist nicht so dumm, wie es klingt. Wie Du weißt, ist Matille die
Tochter Gloucesters, und er ist ein liebevoller Vater, während Ranulf
ihr keineswegs so herzlich zugetan ist. Ob der Papa ihr durch diesen
Schneeregen und Wind zu Hilfe eilen wird, ist zu bezweifeln, aber sie
verteidigt sich recht wacker und scheint Verstärkung zu erwarten.
    Der
König benutzt die Kirche als Stützpunkt. Von dort aus befehligt er die
Belagerung, und wir kampieren zwischen ihren Mauern und dem Schloß,
glücklicherweise hoch über dem Fluß. Er ist an mehreren Stellen über
die Ufer getreten und hat die Leute aus ihren Häusern geschwemmt.
    Und
ich weiß nicht, wie lange wir noch gezwungen sind, in Lincoln
auszuharren. Mindestens zwei Wochen, und dann werde ich noch mehr
Silbermünzen brauchen, um die Männer zu bezahlen. Schick mir zwei
Beutel aus dem Eisenschrank von Ravenstow. Ich brauche Dir wohl nicht
zu versichern, daß der Geldtransport gut überwacht wird. Sei so
freundlich und füg auch noch ein Oxhoft Anjou hinzu. Der Wein hier
schmeckt wie Flußwasser, und es ist sehr unerfreulich, sich damit zu
betrinken, um die derzeitige mißliche Lage zu vergessen. Harry macht
sich sehr gut, offenbar hat er sich monatelang im Kampf ertüchtigt.
    Gestern
sprach ich mit Adam. Er ist nur höchst ungern hier, hat aber
resigniert. Obwohl seine Sympathien der Kaiserin gehören, hegt er immer
noch eine heftige Abneigung gegen Ranulf von Chester. Er läßt Dich
grüßen und bittet Dich, nach Thorneyford zu reiten und Heulwen und den
Kindern

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