Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
Vom Netzwerk:
in der Zelle um. »Wenn überhaupt jemals
wieder.«
    Â»Gibt's hier kein Wasser?«
    Â»Nein,
aber Bier. Richard reichte den Krug herüber. Wir haben auch altbackenes
Brot«, fuhr er fort, wieder zu Renard gewandt. »Aber so, wie Ihr
ausseht, würdet Ihr Euch umbringen, wenn Ihr es zu kauen versuchtet.«
    Â»Ich
bin ohnehin nicht hungrig.« Renard beobachtete einen Ritter, der aus
einem glasierten Steinkrug etwas in einen der allgegenwärtigen
schwarzledernen Soldatenbecher goß. Das Plätschern war eine
musikalische Qual, aber er bezähmte seine Gier, als er das Bier
entgegennahm, trank langsam und vorsichtig, um seinen verletzten Kopf
zu schonen.
    Â»Graf Ranulf wollte uns nichts zu trinken geben«, erklärte Ingelram, »aber Gloucester zeigte sich etwas gnädiger.«
    Erleichtert
ließ Renard die kühle bittere Flüssigkeit durch seine ausgedörrte Kehle
rinnen. »Und der König? Ist er tot oder gefangen?«
    Â»So
wie Ihr bewußtlos geschlagen, im Kampf mit Ranulf. Ein Soldat des
Grafen warf einen Stein auf den König und traf ihn zwischen die Augen.
Ein Jammer â€¦ Stephen hatte Ranulf gerade zu Boden geworfen, um ihn
anzuspucken, als er getroffen wurde. Das alles sah ich mit an, konnte
aber nichts tun.« Stöhnend berührte Ingelram sein Knie.
    Renard
sah sich im Verließ um. Seine Zellengenossen waren hauptsächlich Ritter
und rangniedrigere Kronvasallen, der Kern von Stephens Leibwache. Er
selbst, ein Graf und Neffe der Kaiserin, würde das höchste Lösegeld
einbringen.
    Â»Sobald hier alles gesichert ist, werden
wir ins Schloß Gloucester gebracht, wo wir abwarten sollen, welches Los
uns die Kaiserin zudenken wird«, fügte Ingelram hinzu.
    Â»Auf Gloucester?«
    Â»Unglücklicherweise.
Am besten kriecht Ihr zu Kreuze. Wenigstens habe ich da mit diesem Bein
einige Vorteile gegenüber den anderen. Habt Ihr schon mal zu pinkeln
versucht, wenn Ihr nur auf einem Bein stehen könnt? Übrigens, den Eimer
findet Ihr da drüben in der Ecke.«
    Renard drehte sich
um und hielt den Atem an, als ein neuer heftiger Schmerz durch seinen
Kopf fuhr. Der Helm hatte ihn vor dem sicheren Tod gerettet, aber ein
Wangenknochen war unter dem wuchtigen Keulenschlag gesprungen. Er
wollte sich lieber nicht vorstellen, wie ihn seine Tante begrüßen
würde. Im Schweigen, das nun entstand, dachte er an Adam und hoffte, es
wäre dem Schwager gelungen, das Lager rechtzeitig zu räumen und seine
Leute in Sicherheit zu bringen. Und dann erinnerte er sich an Eleanor,
an seinen kleinen Sohn. Ingelram bemerkte, wie heftig der Graf
zitterte. »Aye, es ist kalt. Als sie uns Brot und Bier brachten, bat
ich sie um Decken, aber sie verfluchten mich nur, diese Hurensöhne.«
    Â»Decken
würden die Kälte nicht lindern, die mich erfüllt. Wenn ich
überlege â€¦Â« Renard verstummte und blickte zur Tür, deren schwerer
Riegel zurückgeschoben wurde.
    Â»Vielleicht habe ich mich getäuscht«, meinte Ingelram, »und wir bekommen doch noch Decken.«
    Fackeln
flammten auf und beleuchteten ein halbes Dutzend bewaffneter Männer,
zwei mit gezogenen Schwertern und in voller Rüstung, die anderen in der
gewöhnlichen Fußsoldatenrüstung. Sie schleppten einen weiteren
Gefangenen herein, der schlaff wie ein geköpftes Huhn zwischen ihnen
hing. Ingelrams Bemerkung über die Decken war zu optimistisch gewesen.
    Einer
der Gefangenen stellte eine Frage und handelte sich eine Schnittwunde
am Unterarm ein. Der Soldat, der das Schwert schwang, hatte es
offensichtlich einem reicheren Mann auf dem Schlachtfeld entwendet,
denn der Griff war mit Juwelen besetzt. Renard ahnte, daß auch seine
eigenen Waffen und die Rüstung in Feindeshand gefallen waren.
    Der
neue Gefangene wurde aufs Stroh geworfen und blieb reglos liegen. Dann
fiel die Tür ins Schloß, sperrte das Fackellicht aus, und sie blieben
wieder in ihrem kalten grauen Fegefeuer zurück. Renard musterte die
unbewegte Gestalt im Stroh, und der leere Becher glitt ihm aus den
Fingern. »O Gott«, würgte er hervor.
    Richard FitzUrse
kniete neben dem Neuankömmling nieder und tastete nach dem Puls am
Hals. »Er lebt. Und er fühlt sich so heiß an, als käme er geradewegs
aus der Hölle. Wundfieber. Offenbar wurde er ausgepeitscht.«
    Â»Er
ist mein Bruder â€¦Â« Renard schluckte mühsam und kroch zu Harry
hinüber.

Weitere Kostenlose Bücher