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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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zerknittertes Hemd aus der Hand
und schlüpfte hinein. Sein Kopf verfing sich in der Verschnürung, und
er erdrosselte sich beinahe, ehe er sie entwirren konnte. »Die
Gefangenen? Betrifft das auch den König?«
    Â»Ich glaube,
Graf Robert wartete auf Euch, ehe er den König wegbringen ließ. Renard
FitzGuyon verließ das Schloß schon bei Tagesanbruch, so wie Ihr es
befohlen hattet.« Eifrig staubte der Knappe die pelzbesetzte Tunika
seines Herrn ab. Das Schweigen im Bett war fast greifbar. »Mylord?«
    Â»Eine solche Order habe ich nicht erteilt«, wisperte Ranulf heiser.
    Der
Junge riß die Augen auf. »Mylord, ein junger Ritter brachte dem
Oberwachtposten des Verlieses ein Pergament. Es trug Euer Siegel und
enthielt die Anweisung, der Graf von Ravenstow solle für die Reise nach
Gloucester in die Obhut des Ritters gegeben werden.«
    Â»Was?«
    Â»Das
hat mir der Wachtposten selber erzählt.« Klugerweise trat der Knappe
vom Bett zurück. Graf Ranulf neigte zu wilden Wutanfällen, wenn er
schlechte Nachrichten erhielt, und nach seiner Gesichtsfarbe zu
schließen, war diese Neuigkeit nicht nur schlecht, sondern ein
Katastrophe. »Offenbar bedrohte ihn der Ritter und jagte ihm eine
Heidenangst ein.«
    Â»Wie heißt dieser Ritter?« würgte Ranulf hervor.
    Â»Da
bin ich mir nicht sicher.« Nachdenklich runzelte der Knappe die Stirn.
»Der Wachtposten nannte den Namen â€¦ William â€¦ Ach ja, William
le Malin.«
    Â»Kein Titel oder Ortsname?«
    Â»Nein, Mylord.«
    Â»Bring diesen Wachtposten sofort zu mir und such im Lager nach Leuten, die einen Ritter namens William le Malin kennen.«
    Der
Knappe verneigte sich, floh erleichtert aus dem Zimmer und überließ es
Ranulfs Kaplan, die volle Wucht des gräflichen Zorns zu erdulden.
    Wenig
später wurde der zitternde Wachtposten vor Chesters Füße geworfen, in
der Anwesenheit Robert von Gloucesters und anderer Aristokraten. »Aber
er hatte doch eine Order mit Eurem Siegel!« jammerte er. Sein
verzweifelter Blick irrte zwischen den beiden Grafen hin und her.
»Außerdem war Sir William kostbar gekleidet und sprach in
gebieterischem Ton. Ich sah keinen Grund, an der Berechtigung seines
Verlangens zu zweifeln.«
    Â»Dafür hast du jetzt allen Grund zu bitterer Reue!« donnerte Ranulf.
    Â»Wie
kam dein Siegel auf dieses Pergament?« fragte Gloucester verwirrt.
»Verschließt du es nicht in der Kassette zusammen mit deinen
Silberstücken? Wer immer es genommen hat, muß Zugang zu deinem
Schlafzimmer haben.« Alle Diener wurden herbeigerufen und bestritten
energisch, in die Sache verwickelt zu sein. Niemand war ohne ihr Wissen
ins Schlafgemach gelangt, und sie erklärten sich bereit, alle heiligen
Eide auf die eigene Unschuld zu schwören. Außerdem trug der Graf den
Schlüssel zur Kassette stets bei sich, und niemand vermochte, ihn zu
entfernen, ohne daß er es merkte.
    Gloucester betrachtete seinen Schwiegersohn mit müden Augen. »Und diese Frau?«
    Â»Welche Frau?« fragte Ranulf verständnislos.
    Â»Diese Tänzerin, mit der du sogar vor den Augen deiner Frau schläfst. Hast du auch oberhalb deines Gürtels ein Gehirn?«
    Â»Warum um Himmels willen sollte sie mein Siegel stehlen?«
    Â»Das
will ich Euch sagen«, mischte sich der hartgesottene William de
Cahagnes ein, der diesem Gespräch voller Bosheit gelauscht hatte. »Weil
sie früher Ravenstows Geliebte war. Er hat sie aus Antiochia
mitgebracht.«
    Â»Was?« brüllte Ranulf und zuckte zurück, als hätte er sich verbrannt.
    Â»Einer
meiner Männer diente letztes Jahr auf Ravenstow und erkannte sie sofort
wieder, als er sie in Eurem Gefolge sah. Offenbar tanzt sie nur nach
ihrer eigenen Pfeife. Vermutlich ist sie längst über alle Berge. Und
welche Freuden Ihr in dieser Nacht auch immer genießen konntet, mußtet
Ihr mit Eurem Siegel bezahlen.«
    Ranulf erstickte beinahe an seinem Zorn und brachte kein Wort hervor.
    Â»Schau
lieber in deiner Kassette nach«, schlug Gloucester seufzend vor. »Wenn
das Siegel verschwunden ist â€“ weiß Gott, was für Dokumente sonst
noch damit gefälscht wurden â€¦Â«
    Ranulf schluckte
mühsam und tastete in seiner Tasche nach dem Schlüssel. »FitzGuyons
Hure!« stieß er hervor. Wie mußte sie über ihn gelacht haben!
    Die
schlimmsten Befürchtungen bestätigten

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