Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
Vom Netzwerk:
sich. Das Siegel lag nicht mehr
in der Kassette, und die Wächter, die Olwen holen sollten, kehrten mit
leeren Händen zurück. Einem Gerücht zufolge war sie im ersten
Tageslicht mit einigen Nord-Walisern davongeritten. Das Baby hatte sie
mitgenommen. Ranulfs Sohn oder Ravenstows Bastard. Mittlerweile hatte
sich auch herausgestellt, daß niemand William de Malin kannte.
    Nun
brach der ganze gestaute Zorn aus Ranulf hervor. Hastig brachten sich
die Männer in Sicherheit, während Karaffen, Becher, zwei gebratene
Tauben und ein kostbarer Stuhl kreuz und quer durch den Raum flogen.
    Gloucester,
an solche Wutanfälle gewöhnt, wartete geduldig, bis sein Schwiegersohn
keine Gegenstände mehr fand, die er um sich werfen konnte, dann mahnte
er: »Um Himmels willen, reiß dich zusammen, ehe du dieser Festung noch
mehr Schaden zufügst wie Stephen während der sechswöchigen Belagerung!
Schick Männer hinter den Flüchtlingen her â€“ und einen Boten zu
deinen Ländereien. Richte deinen Constables aus, sie sollen vorerst
keine Dokumente anerkennen, die dein Siegel tragen, und laß so schnell
wie möglich ein neues anfertigen â€¦ Großer Gott, muß ich dir denn
Lektionen erteilen wie meinen Knappen?«
    Krampfhaft
ballte Ranulf die Hände, und seine Augen drohten aus den Höhlen zu
quellen. Aber er beherrschte sich und nickte. »Du tust gut daran, mich
an meine Pflichten zu erinnern«, erwiderte er und eilte zur Tür.
    Â»Vergiß nicht, daß Renard mein und Mathildas Neffe ist!« rief Gloucester ihm nach. »Zügle dein Temperament!«
    Â»Ich werde daran denken.« Irgendwie klang die Antwort doppeldeutig.

V IERUNDZWANZIGSTES K APITEL
    Auf
der Römerstraße nach Newark geriet zum hundertsten Mal ein Wagenrad in
eine tiefe Furche. Renard und William wurden heftig in den Sätteln
umhergeworfen. Auf einer Matte festgebunden, rührte Harry sich nicht
und rang nur röchelnd nach Atem. Kurz hinter Lincoln war ein Priester
gefunden worden, der ihm die letzte Ölung erteilt und eine großzügige
Spende für seine Kirche erhalten hatte. Damit sollte sein Schweigen
erkauft werden. Ob er tatsächlich nichts verraten würde, blieb
dahingestellt.
    Â»Wir kommen zu langsam voran.« William
warf einen sorgenvollen Blick auf Harry. »Von jetzt an sollten wir
querfeldein reiten, nicht auf der Hauptstraße, wo Chesters Ritter uns
so mühelos einfangen werden, als wären wir lahme Hasen. Und bei diesem
Hochwasser kriegen wir den riesigen Karren niemals durch die Furt.«
    Mit leeren Augen starrte Renard seinen jüngsten Bruder an.
    Â»Dann
lassen wir ihn am Ufer des Trents stehen. Was wir brauchen, laden wir
auf ein Pferd. Harry kann reiten, wenn ihn jemand im Sattel festhält.
Für seinen Zustand macht das ohnehin keinen Unterschied. Vielleicht
bringt es ihn einem barmherzigen Tod näher.«
    William seufzte tief auf. »Es ist die einzige Möglichkeit.«
    Â»Hast du Whisky bei dir?«
    William
nickte. Es war minderwertiger Fusel, der in der Kehle wie ein Spankorb
voller Hufnägel brannte, aber Renard trank ihn nicht zum Vergnügen.
    Â»Es
gibt auch Brot und Wurst«, erklärte William. »Die Kruste kannst du vom
Regen aufweichen lassen, während wir weiterreiten.« Unter angenehmeren
Umständen hätte Renard über diesen pragmatischen Rat gelacht. Aber
derzeit paßte seine Stimmung haargenau zum Wetter. Wortlos gab er die
Flasche seinem Bruder zurück, der selbst einen Schluck nahm und laut
hustete. »Gütiger Himmel! Kein Wunder, daß der Mann, der mir dieses
Zeug verkaufte, so froh war, als er's los wurde!«
    Â»Wie konntest du dir dieses Pergament beschaffen und mich aus dem Verlies holen?«
    Â»Ich hab's selber geschrieben.«
    Â»Aber das Siegel â€¦Â«
    William
zog eine Scheibe von der Größe einer Münze aus der Tasche, warf sie
hoch und fing sie auf, dann drückte er sie in Renards Hand. »Im
steinernen Herzen deiner Tänzerin fand ich eine Goldader.«
    Verblüfft schnappte Renard nach Luft. »Olwen hat dir das Siegel gegeben?«
    Â»Mehr zu ihrem eigenen Spaß, als um mir einen Gefallen zu tun.«
    Renard
betrachtete die Bronzescheibe, in die ein Ritter auf einem Pferd
eingraviert war. »Wenn Ranulf das erfährt, wird er Olwen umbringen.«
    Â»Dazu
muß er sie erst mal finden. Sie ist mit Cadwaladr ap Gruffydd geflohen,
zur selben

Weitere Kostenlose Bücher