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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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Karren
loszuschirren.
    Â»Nein.« William überprüfte den
Sattelgurt seines Braunen. »Der Graf von Chester hat ihn selbst
bezahlt, und der Kaufvertrag trägt sein Siegel.«
    Renard wurde von einem plötzlichen Hustenreiz befallen.
    Â»Mal sehen, was ich tun kann.« Der alte Bauer pfiff nach seinen Hunden und stapfte zu den Hütten zurück.
    Wenig
später tauchten zwei Frauen auf und servierten den Männern eine
wässerige Suppe, deren Farbe dem schlammigen Fluß glich, und frisches
Brot. Renard nahm eine Holzschüssel entgegen und bedankte sich bei der
Frau, die sie ihm reichte.
    Die Suppe schmeckte besser,
als sie aussah, nach Lauch und Pilzen. Aber nach den Entbehrungen von
Lincoln wäre ihm alles außer Spülwasser wie Manna erschienen. Er
tauchte das Brot in die Schüssel und aß heißhungrig. Von seiner
Freundlichkeit und seinem guten Appetit ermutigt, bemerkte die Frau:
»Wir haben Gerüchte gehört. Bei der Stadt da drüben fand eine große
Schlacht statt, und der König wurde gefangengenommen.«
    Â»Dieses Gerücht entspricht der Wahrheit.« Er sah, wie ihr Blick die Wunde an seiner Wange streifte.
    Â»Habt Ihr auch mitgekämpft?«
    Renards
kühle Miene gab ihr zu verstehen, daß er zwar ihre Suppe aß, aber daß
sie sich deshalb noch lange nicht zu seinesgleichen rechnen durfte.
»Ja«, antwortete er kurz angebunden, gab ihr die leere Schüssel zurück
und ging zu seinem Cleveland zurück.
    Sie schnalzte mit
der Zunge und stemmte die Hände in die Hüften, dann richtete sie ihre
Aufmerksamkeit auf die Soldaten, die sich darauf vorbereiteten, die
Furt zu durchqueren. Andere Frauen brachten heiße Pfannkuchen, die in
Windeseile verschlungen und mit Silbermünzen bezahlt wurden.
    Interessiert
beobachtete die Frau, mit der Renard gesprochen hatte, wie zwei Männer
einen Verletzten aus dem Wagen hoben. Viel sah sie nicht, nur ein
wachsbleiches Gesicht, bereits vom Tod gezeichnet. Und sie stellte
fest, daß er zu jung zum Sterben war. Hastig bekreuzigte sie sich.
    Â»Er wird mit mir reiten«, sagte der Mann, dem sie die Suppe serviert hatte und der nun hinter seinem Sattel saß.
    Â»Wirst du das durchhalten?« fragte der hübsche Bursche, der eine kostbare Rüstung trug.
    Â»Natürlich«,
lautete die grimmige Antwort. Nach kurzem Zögern bedeutete der andere
den Soldaten, den Kranken vorsichtig in den leeren Sattel zu heben.
Dort sank er in sich zusammen, von dem Mann festgehalten, der hinter
ihm saß.
    Â»Holla!« rief Renard und drückte die Fersen in
die Pferdeflanken. Sofort gehorchte das kräftige Tier und trabte ohne
Zaudern ins sprudelnde Wasser.
    Gischt spritzte bis zu
den Schultern hoch, durchnäßte Renards und Harrys Beine. Der Hengst
kämpfte sich durch die schnelle Strömung.
    Hinter sich hörte Renard ein lautes Plätschern, als die anderen Pferde ins Wasser stapften. Nur eines wieherte protestierend.
    Die
Frau stand am Ufer, schaute eine Weile zu, dann bekreuzigte sie sich
noch einmal und kehrte zu ihrer Hütte zurück. Plötzlich blieb sie
erschrocken stehen, denn eine andere Reitertruppe galoppierte auf das
Dorf bei der Furt zu. Sie stieß einen schrillen Schrei aus.
    William,
der die Nachhut bildete und bereits die Flußmitte erreicht hatte, warf
einen Blick über die Schulter. Fluchend spornte er seinen Braunen an.
Auch Renard, inzwischen am anderen Ufer angelangt, hörte das Geschrei
und sah, was es ankündigte. Es gab keine Möglichkeit, einem solchen
Trupp zu entfliehen oder ihn zu besiegen, denn er war besser bewaffnet
als Williams Bogenschützen.
    Â»Hilf mir!« befahl er dem
Soldaten an seiner Seite, und gemeinsam hoben sie Harry aus dem Sattel.
Sie legten ihn auf den feuchten, kalten Boden, weil sie keine andere
Wahl hatten, und Renard fügte hinzu: »Und jetzt nimm deinen Bogen, aber
ziel nicht auf die Reiter. Die Pfeile würden von den Helmen und
Schilden abprallen und niemanden ernsthaft verletzen, der ein gutes
Kettenhemd trägt. Du mußt die Streitrösser zur Strecke bringen. Ist das
dein Ersatzbogen, der in deiner Sattelrolle steckt?« Er streckte seine
Hand nach der Waffe aus und spannte sie rasch.
    In
wildem Galopp erreichte Williams Brauner das seichte Wasser am Ufer,
strauchelte und überschlug sich. Sein Reiter wurde über den Sattelknauf
nach vorn geschleudert, landete hart am Boden und verlor die

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