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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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wundervoll, Euch wieder daheim zu wissen, Mylord â€¦Â« Das letzte
Wort endete mit einem lauten Keuchen, als Sir Thomas ausatmen mußte.
Wackelnd landete der Bauch wieder auf dem Gürtel.
    Renard
warf ihm einen forschenden Blick zu. Aber das Gesicht des Mannes
wirkte â€“ abgesehen von der leichten, durch den angehaltenen Atem
hervorgerufenen Rötung â€“ so schlicht und ehrlich wie ein
erkalteter Klumpen Erbsenbrei. Wahrscheinlich meinte es der fette Narr
ernst, und Renard wußte nicht, ob er ihm danken oder ihn auslachen und
ihm alle Illusionen rauben sollte. Letzten Endes tat er weder das eine
noch das andere, nickte nur und versetzte Gorvenal in gemäßigten Trab.
    Den
restlichen Vormittag verbrachte er damit, Informationen über das Ausmaß
der Plünderungen von walisischer Seite zu sammeln. Er besichtigte die
Ruinen einiger ausgeraubter, niedergebrannter Scheunen. Nachdenklich
ritt er zur Grenze, um in Adams Festung Thorneyford zu essen und die
Pferde rasten zu lassen, ehe er durch das ungefährdete Zentrum der
Grafschaft nach Ravenstow zurückkehrte.
    Sengend schien
die Sonne des frühen Nachmittags herab, Schweißtropfen begannen über
Renards Rücken zu rinnen. Eine andere Hitze als in Antiochien, dachte
er. Dort dörrt sie einen völlig aus, hier schmilzt man, bis man glaubt,
nur noch aus Schweiß zu bestehen.
    Ã„hrenleser arbeiteten
auf den Stoppelfeldern. Dahinter stieg das Land sanft zu Eichen- und
Buchenwäldern an, die sich allmählich verringerten, weil die wachsende
Bevölkerung von Hawkfield immer größere Gebiete rodete. Gerade wurde
wieder neues Ackerland urbar gemacht, während Renard mit seinem Gefolge
zwischen die Bäume ritt. Ein junger Bauer schwang seine Axt, um einen
dicken Stamm zu fällen. Als er die Reiter sah, hielt er inne und strich
sich das Haar aus der feuchten Stirn. Ein älterer Mann, der neben ihm
arbeitete, preßte sich stöhnend die Hände aufs Kreuz.
    Renard
stieg ab, um mit den beiden zu reden. Seine Ritter wechselten leidvolle
Blicke, rutschten unruhig in den Sätteln umher und schmorten unter den
schweren Rüstungen.
    Schüchtern reichte der jüngere Mann
dem Sohn des Oberherrn einen steinernen Becher mit Apfelwein und ein
etwas schmutziges Brot. Renard lehnte letzteres ab, trank aber durstig
den scharf gewürzten Wein. Er mußte husten, machte eine scherzhafte
Bemerkung, und die zwei Bauern grinsten. Anerkennend beobachteten sie,
wie er noch einen großen Schluck nahm. Dann erkundigte er sich
freundlich nach den Rodungsarbeiten, stellte fachkundige Fragen und
hörte aufmerksam zu. Eine Mitteilung des älteren Häuslers veranlaßte
ihn, den grüngoldenen, sonnigen Herbstwald nachdenklich und lächelnd zu
betrachten.
    Nach zehn Minuten hatte er den Respekt der
beiden Männer gewonnen, nach zwanzig fraßen sie ihm aus der Hand.
Wieder wechselten seine Begleiter vielsagende Blicke, die von
gemischten Gefühlen zeugten â€“ Bewunderung, widerwilligem Stolz und
Sorge.
    Â»Mylord, findet Ihr es klug, so vertraulich mit
den Leibeigenen umzugehen?« gab ein Ritter zu bedenken, als sie durch
den Wald ritten.
    Renard verlagerte seinen Schild, der
zwischen den Schulterblättern zu scheuern begann. »Ich weiß, was ich
tue«, erwiderte er im Brustton der Überzeugung. »Mit Geld kann man
Treue nicht erkaufen, ebensowenig, indem man Angst und Schrecken
verbreitet. Man muß sich so verhalten, als würde man ein Pferd zureiten
oder eine Frau gefügig machen â€“ und sanft, aber streng an der
richtigen Stelle und zum rechten Zeitpunkt Druck ausüben.«
    Lachend
hob der Ritter die Brauen, und Renard hatte mühelos einen weiteren
loyalen Anhänger gefunden. Seufzend dachte er an die Frau, die er noch
nicht gezähmt hatte. Würde ihm das jemals gelingen?
    Â»Lord Renard!« rief Ancelin warnend.
    Blitzschnell
senkte Renard seinen Schild auf den linken Unterarm und griff mit der
rechten Hand nach dem Schwert. Doch die Waffe blieb halb in der Scheide
stecken, mitten in der Bewegung erstarrte er und spürte die Anspannung
seiner Männer. Hinter ihm schluckte jemand vernehmlich in der lastenden
Stille. Zwischen bunten Herbstblättern spiegelten sich Sonnenstrahlen
in Pfeil- und Speerspitzen â€“ und in Augen, die den Spähtrupp aus
der Deckung des Laubs hervor beobachteten, dunkel wie Brombeeren.
    Renard,
der die Luft angehalten hatte,

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