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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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stieg
auf und lenkte Gorvenal neben den Schecken seines Bruders. »Ja, es
stimmt«, bestätigte er seufzend und erzählte die ganze Geschichte, denn
sie hatten sich trotz des Altersunterschieds von zehn Jahren immer sehr
nahe gestanden. Nie hätte Renard sich einfallen lassen, mit dem nur
vier Jahre jüngeren Harry so offen zu reden, dessen Phantasielosigkeit
und festgefahrenen Ansichten jede Diskussion überflüssig machten. »Frag
mich bloß nicht, was ich mit ihr vorhabe, oder ich erwürge dich!«
beendete er seinen Bericht.
    Â»Ich glaube, in dieser
Hinsicht brauchst du keine Ratschläge â€“ es sei denn, du hast dich
in diesen vier Jahren grundlegend geändert«, erwiderte William
grinsend. Dann runzelte er nachdenklich die Stirn. »In Ravenstow kann
sie nicht bleiben.«
    Â»Das weiß ich.« Renard rückte seinen Steigbügel zurecht.
    Â»Vielleicht
eine hübsche, gemütliche Jagdhütte â€“ oder ein Haus in der
Stadt â€¦Â« William legte den Kopf schief. »Ich würde sie gern mal
tanzen sehen. Stimmt es, daߠ…«
    Â»O ja, alles
stimmt«, fiel Renard ihm ins Wort und lachte grimmig. »Sei bloß froh,
daß du noch nicht so verworfen bist wie ich. Lebst du immer noch zur
Hälfte in Wales?«
    Erstaunt musterte William seinen
Bruder, der ihm irgendwie unsicher vorkam. Und das paßte nicht zu
Renard. Vielleicht hatte die Levante ihn tatsächlich verändert.
»Manchmal. Meistens bin ich auf Ashdyke. Das ist besser befestigt als
mein zweiter Besitz â€“ und liegt näher bei Wales, falls ich mal die
Flucht ergreifen oder untertauchen muß.«
    Â»Und dein
vierzigtägiger Dienst?« erkundigte sich Renard interessiert. »Wenn
Stephen dich zu sich beordert, wird er nicht warten wollen, bis du die
Grenzen überquert hast.«
    Â»Oh, da gibt's keine
Probleme«, entgegnete William leichthin. »Ich schicke dem König, was
ihm zusteht â€“ zwei voll gerüstete Ritter, die ihm die ganze Zeit
dienen, und entschuldige mich mit der Erklärung, ich sei mit den
Walisern zu beschäftigt, um persönlich bei Hof zu erscheinen. Die
Männer, die ich seiner Hoheit zur Verfügung stelle, gehören zu den
ältesten, faulsten oder mißmutigsten in meiner Garnison. Und das gilt
auch für ihre Pferde.«
    Renard brach in schallendes Gelächter aus.
    Â»Unser
Vater hat's auch so gemacht«, fuhr William fort, »aber er muß
vorsichtiger sein. Zwei verdächtige Ritter auf kurzatmigen Gäulen von
einem kleinen Lehnsherrn wie mir spielen keine Rolle. Aber ein Dutzend
solcher Kerle aus Papas Festungen und noch viermal so viele Fußsoldaten
und Bogenschützen â€“ das wäre schon eine schlimme Beleidigung.
Leider macht uns der König auch in anderer Hinsicht zu schaffen. Ich
mußte meine Zuchtherde mit Rhodri ap Owains Erlaubnis auf walisischer
Seite grasen lassen, um Stephen dran zu hindern, die Hälfte meiner
Pferde für sein Heer zu beschlagnahmen. Außerdem sandte er Papa zwanzig
Stuten, die gedeckt werden sollten. Unser armer Vater war wütend. Er
sagte, Beaucent habe mit seinem Harem auf Ravenstow schon genug zu tun
und könne nicht auch noch die königlichen Schindmähren bedienen.«
    William
sah, wie sich sein Bruder auf die Lippen biß. »Warte nur, bald wird dir
das Lachen vergehen! Der Rappe, den du da reitest, eignet sich ideal
für die Zwecke des Königs. Wenn Stephen dich schon nicht in sein Heer
stecken kann, wird er alles tun, um deinen Hengst zu ergattern.«
    Â»Für einen gewissen Preis kann er ihn haben«, erwiderte Renard und tätschelte Gorvenals glänzendes schwarzes Fell.
    Â»Für welchen? Ranulf de Gernons' Kopf in einer Silberschüssel?«
    Â»So
was Ähnliches â€¦ Aber ich fürchte, Stephen ist nicht besonders
empfänglich für levantinische Tänzerinnen.« Renard beschleunigte den
Trab seines Hengstes.
    In einen Pelz gehüllt,
saß Guyon beim Kaminfeuer und hielt eine Besprechung mit seinem
Verwalter ab. Als er die blonde Schönheit, die seinen Sohn auf der
Heimreise begleitet hatte, unsicher im Durchgang zu den Schlafgemächern
stehen sah, runzelte er die Stirn. Es war bereits am späten Vormittag.
Man hatte die Frühstückstische abgeräumt, die Essensreste in die Küche
zurückgebracht oder unter den Bedürftigen am Schloßtor verteilt.
    Â»Wenn
Ihr es für richtig

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