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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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Aufenthalts in Caermoel einen Angriff durchgeführt?« fragte Adam seinen Schwager.
    Â»Dafür
fehlte mir die Zeit. Im Schloß hatte ich alle Hände voll zu tun. Da
konnte ich nicht auch noch mit Fackeln herumlaufen und feindliche
Stellungen niederbrennen.«
    Renard goß sich etwas Wein
ein und erwiderte den Blick Leicesters, der ihn mit einem gutmütigen
Lächeln fragte: »Und vor mir wollt Ihr wohl nicht erzählen, was Ihr
alles getan habt?«
    Â»Allerdings nicht. Habt Ihr die
Leichen an unserem Galgen gesehen? Eine hübsche Zierde für ein
Hochzeitsfest â€¦ Ich wünschte nur, Ranulf von Chester würde
dazwischen baumeln.«
    Am Abend, als die
meisten Hausbewohner und Gäste schon zur Ruhe gegangen waren, zeigte
Renard seinem Vater ein Pergament mit Skizzen von den Umbauten, die er
am Schloß Caermoel vornehmen wollte. Sein Finger glitt über die
Zeichnung. »Hier soll die Außenmauer verlängert werden. Und ich möchte
in regelmäßigen Abständen neue Wachtürme errichten, damit man besser
beobachten kann, wer sich der Festung nähert. Außerdem plane ich zwei
weitere Brunnenschächte.«
    Â»Das sind deine eigenen Ideen?« fragte Guyon erstaunt.
    Â»Ich
wurde von Schlössern angeregt, die ich in der Levante sah, Sayhun und
Kaukab al-Hawa. Und ich glaube, es gibt keine bessere Möglichkeiten.«
    Judith spähte ihnen über die Schultern. »Wird das sehr teuer?«
    Â»Nicht
unbedingt«, erwiderte Renard. »Wahrscheinlich kann ich von den Vasallen
Zuschüsse erbitten â€“ mit Papas Erlaubnis«, fügte er hastig hinzu.
Wenn auch die Verantwortung für die Grafschaft jetzt auf seinen
Schultern lag â€“ formal unterstand sie immer noch Guyons Kontrolle.
»Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, wo Schloß Caermoel entstanden
ist«, sagte Judith versonnen. »In den ersten Jahren unserer Ehe. Dort
wurdest du empfangen und geboren.«
    Renard drehte sich zu ihr um. »Und du willst keine Veränderungen sehen?«
    Â»Ach, das alles ist schon so lange her«, entgegnete sie betont munter, um ihre innere Bewegung zu überspielen. »Zu lange.«
    Â»Es
sind lauter vorteilhafte Veränderungen«, meinte Guyon, »vorausgesetzt,
du kannst sie bewirken, ohne uns an den Bettelstab zu bringen.«
Wehmütig lächelte er seine Frau an. »Auch ich erinnere mich an jene
Zeit. Leider konnte ich mich nicht nur meinem jungen Liebesglück
widmen, ich mußte auch überlegen, wie ich mich bei einem eventuellen
Großangriff der Waliser verhalten sollte. Für die ist die Festung jetzt
zu stark, aber Ranulf de Gernons könnte sie im Lauf einer hartnäckigen
Belagerung erobern.«
    Renard klopfte auf das Pergament.
»Nicht mit diesen Anbauten. Ich werde einen Architekten und Handwerker
einstellen. Die Bauarbeiten sollen sofort beginnen.«
    Â»Ehe du an den Hof gehst?«
    Â»Sobald der ganze närrische Wirbel um die Hochzeit überstanden ist.« Renard ging zur Tür des elterlichen Schlafzimmers.
    Â»Der
ganze närrische Wirbel?« wiederholte Guyon, als sein Sohn den Vorhang
erreichte. »Sei nett zu deiner Braut! Die Heirat mag nicht nach deinem
Geschmack sein, aber verdirb ihr das Fest nicht.« Er sah, wie sich
Renards Schultern strafften, und fügte halb humorvoll, halb warnend
hinzu: »Es ist immer noch mein Vorrecht, dir gute Ratschläge zu
erteilen.«
    Renard drehte sich um. »Und mein Recht ist
es, so zu handeln, wie es mir richtig erscheint. Aber keine Bange, ich
werde so zahm sein wie ein Einhorn im Schoß einer Jungfrau.«
    Â»Du erwartest doch nicht, daß ich das glaube.«
    Judith musterte ihren Sohn durchdringend. »Warst du auf deinem Heimweg in Hawkfield?«
    Â»Nein.«
Seine Finger glitten über den schweren roten Wollstoff des Vorhangs. Am
nächsten Tag sollte eine Jagd stattfinden, und auf der Rückkehr wollte
er bei Olwen Halt machen. Doch das verriet er seiner Mutter nicht, die
seine Bedürfnisse in einem anderen Licht sah als er selbst. Sie
betrachtete ihn immer noch mißtrauisch. Hastig wünschte er seinen
Eltern eine gute Nacht und verließ den Raum.
    Â»Ich
wußte, daß du kommen würdest.« Olwen stand in der Tür und beobachtete,
wie Renard in der Abenddämmerung vom Pferd stieg. Sein Jagdhund ließ
den Kopf hängen und setzte sich. Salziger Schweiß verkrustete das Fell
an Schultern und

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