Die Leopardin
angeht«, erklärte sie, als er aus der Wanne stieg und
die Handtücher aus ihrer Hand entgegennahm.
»So?« bemerkte er trocken.
Eleanor,
die ihn nicht anschaute, hörte nur den sarkastischen Tonfall, ohne den
Humor in seinen Augen zu sehen. »Natürlich trägst du nach der Hochzeit
die Verantwortung für die Schafe, und ich wollte mir nicht
anmaÃen â¦Â«
Er schlang ein Handtuch um seine Hüften
und legte ihr die Hände auf die Schultern. »Hör auf, dich ständig zu
entschuldigen, Nell, dann werden wir viel besser miteinander auskommen.«
»Ich
glaubte, du wärst böse â¦Â« In seiner Nähe konnte sie nicht klar
denken. Ein bleischwerer Klumpen schien ihr im Magen zu liegen â
Angst und noch etwas anderes. Sie wollte seine Haut berühren, über die
muskulösen Oberarme streichen, die Finger in seinem Nacken
verschränken. Unschuldige Mädchen taten so etwas natürlich nicht, ohne
dazu aufgefordert zu werden. Aber wenn sie durch Gräfin Judiths Schule
gegangen waren, wuÃten sie Bescheid über solche Dinge, wenn auch nicht
in allen Einzelheiten.
»Ich habe nur Spaà gemacht.«
Lächelnd hob er ihr Kinn. »Gib mir nächstes Mal einfach Widerworte. Ich
verspreche, dich nicht zu schlagen.« Eleanor wurde feuerrot, rià sich
los, und ihr offenkundiges Unbehagen veranlaÃte ihn, die Stirn zu
runzeln. Er ergriff seine Hose. »Was willst du mit der Wolle machen,
wenn du sie nicht an die Flamen verkaufst?«
»Ein Teil
soll immer noch nach Flandern geschickt werden. Diese Sicherheit
brauchen wir.« Unwillkürlich blickte sie zwischen seine Schenkel,
während er in die Hose schlüpfte. Aber sein Penis hing schlaff herab,
stellte weder eine Drohung noch ein Versprechen dar. Schaudernd
erinnerte sie sich an Hamos steifes Organ. Der Gedanke, sich mit Renard
zu vereinigen, war anders â beängstigend und erregend zugleich.
»Und
der Rest?« Ihr Blick war ihm nicht entgangen, und plötzlich verstand er
den Grund ihrer Nervosität. Nachdem sie beinahe vergewaltigt worden
wäre, würde sie sich keineswegs darauf freuen, das Ehebett mit einem
ungeduldigen, miÃgelaunten Fremden zu teilen.
»Den will
ich auf Woolcot weben und färben lassen, um ihn in Ravenstow,
Shrewsbury und anderen nahen Städten zu verkaufen.« Sie brachte ihm ein
Hemd und eine Tunika.
»Andere Schafzüchter tun das bereits. Sicher kann man damit einen kleinen Gewinn erzielen.«
»Ich
meine keine schlichten, sondern feine, wertvolle Stoffe für Leute, die
normalerweise die Erzeugnisse flämischer Webstühle kaufen. Meine wären
natürlich billiger, da die Beförderungskosten wegfallen würden.«
Eine
so kühne Idee hätte er ihr nicht zugetraut. »Und wer soll solche Stoffe
anfertigen? Gibt es hier Leute, die dieses Talent besitzen?«
»Jetzt
schon.« Ihr haselnuÃbraunen, grüngefleckten Augen strahlten vor Eifer,
ein rosiger Hauch überzog ihre Wangen. »Wer kann Stoffe herstellen, wie
sie unseren Webern und Färbern niemals gelingen?«
»Die Flamen«, erwiderte er prompt.
Sie nickte. »Und welche Söldner beschäftigt König Stephen in groÃer Zahl?«
»Unfähige?« fragte er grinsend, wurde aber sofort wieder ernst. »Flamen. Nun verstehe ich, was dir vorschwebt.«
»Einige
wollen den Dienst quittieren, andere sind verletzt. Viele haben
Familien, die sie versorgt wissen wollen, wenn sie in den Krieg ziehen.
Darunter muà es mehrere geben, die über das von mir benötigte Geschick
verfügen. Einen erfahrenen Weber und einen Färber habe ich bereits
gefunden und im Dorf untergebracht.« Ãngstlich schaute sie zu Renard
auf, der inzwischen sein Hemd angezogen hatte. »Nun, was hältst du
davon?«
Lachend entgegnete er: »Ich glaube, ich habe
einen Fisch auf dem Trockenen gesehen, der plötzlich triumphierend ins
Meer gesprungen ist â¦Â«
»Aber â¦Â«
»Deine Idee ist groÃartig.«
Ihr
Blick erinnerte ihn an die anbetende Bewunderung, die sie ihm als
kleines Mädchen geschenkt hatte, aber es lag noch etwas anderes darin.
»Deine Tunika ist ein Beispiel für die Stoffe, die ich erzeugen
möchte«, erklärte sie schüchtern. Erst jetzt betrachtete er das
Kleidungsstück, das sie ihm gebracht hatte. Es bestand aus weichem,
dunkelblauem Stoff, in derselben Farbe bestickt.
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