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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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Widerschein des
tanzenden Kerzenlichts, der über Renards Rücken tanzte. Er saß am
Bettrand, griff nach seinen Kleidern und zuckte zusammen, als sie
seinen Arm berührte. In vollen Zügen hatte sie die Wirkung ausgekostet,
die sie auf ihn ausübte, mit ihm gespielt, ihn an den Rand des
Wahnsinns gebracht, aber an diesem Abend keine eigene Erfüllung
gefunden. »Wann wirst du wiederkommen?«
    Er zuckte die
Achseln. »Das weiß ich nicht. Nach der Hochzeit muß ich nach Caermoel
zurückkehren, und von dort reise ich zur Weihnachtsfeier am Hof.«
    Â»Wird
der Graf von Chester auch da sein?« erkundigte sie sich im leichtem
Konversationston, während er sich anzog, und gab nicht zu erkennen, wie
heftig ihr Herz klopfte.
    Â»Alle Kronvasallen werden kommen, natürlich abgesehen von den Rebellen. Die bleiben in Bristol.«
    Sie kniete sich im Bett auf, schlang die Arme um seinen Hals und schmiegte ihre Wange an seine. »Nimmst du mich mit?«
    Â»Unmöglich. Es ist ein offizielles Fest. Eleanor wird mich begleiten, um dem König und der Königin vorgestellt zu werden.«
    Erbittert
runzelte sie die Stirn und sank in die zerknüllten Laken zurück. »Soll
ich den Rest meines Lebens in diesem winzigen entlegenen Kuhstall
verbringen?«
    Â»Du hättest in Antiochia bleiben und
tanzen können, um deinen Lebensunterhalt zu verdienen«, erinnerte er
sie und schlüpfte in seine Hose. Sein Schenkel wies ein rotes Mal auf,
wo sie ihn gebissen hatte.
    Â»Ja, das hätte ich tun
sollen!« Olwen rückte von ihm weg. Zornestränen brannten hinter ihren
Lidern. »Dann würde ich wenigstens nicht vor Langeweile sterben.«
    Ungeduldig
starrte er sie an. »Hawkfield ist keineswegs ein winziger entlegener
Kuhstall, sondern eines der ertragreichsten Güter von Ravenstow.
Hättest du auch nur einen Funken Verstand, würdest du dich drum bemühen
und das Beste draus machen, statt zu höhnen und zu spotten. Ich hätte
dir gar nichts geben müssen.«
    Â»O ja, du warst sehr
großzügig!« erwiderte sie verächtlich. »Du hast mir eine Spitzhacke in
die Hand gedrückt und erwartest, mich vor Dankbarkeit dahinschmelzen zu
sehen.«
    Der Ausdruck ihrer Augen und der Klang ihrer
Stimme erzürnten ihn noch mehr als ihre Worte. Blitzschnell packte er
sie an den Schultern und warf sich auf sie. Noch nie hatte er eine Frau
geschlagen. Ein Mann, der eine Frau schlug, entmannte sich. Sein ganzer
Körper bebte, als Olwen ihre Beine um seine Schenkel schlang und eine
andere Leidenschaft in ihm weckte. Er sah den nackten Hunger in ihrem
Blick, aber diesmal widerstand er der Versuchung. Fast schluchzend riß
er sich los. Er zog seine restlichen Kleider nicht an, klemmte sie
einfach unter den Arm und stürmte wortlos hinaus.
    Keuchend
starrte Olwen ihm nach. Sie hörte den Ruf eines Reitknechts, ein
Wiehern und Hufschläge, dann Stille. Die Hitze der unbefriedigten Lust
und der Wut kühlte ab auf ihrer Haut, und sie fröstelte, als hätte sie
zu lange vor einem Herd gesessen, dessen Feuer erloschen war.

Z WÖLFTES K APITEL
    Stolz
lächelte Eleanor über die ehrfürchtigen, neidischen und entzückten
Aaahs und Ooohs, als ihre Brautkleider aufs Bett gelegt wurden. Die
schmucklose Untertunika aus weicher weinroter Wolle, mit engen Ärmeln,
erfüllte nur den Zweck, das Überkleid aus moosgrünem Samt besser zur
Geltung zu bringen. Am Saum, am Hals und an den weiten Ärmeln war es
mit roten Bändern verziert, am Rock und Oberteil prangten üppige
Goldstickereien â€“ Füchse, Leoparden, Schafe und Pferde tummelten
sich zwischen Bäumen rings um zwei Schlösser, die Ravenstow und Woolcot
darstellten. In einem Garten standen, Hand in Hand, ein Mann und eine
Frau. Er trug eine mit winzigen Füchsen bestickte Tunika, sie eine mit
grasenden Schafen.
    Prüfend strichen die weiblichen
Hochzeitsgäste über die Gewänder und lobten Eleanors Nähkünste. Das
Paar im Garten gab Anlaß zu heiteren Kommentaren, die ihr das Blut in
die Wangen trieb. Nun bereute sie, die beiden Gestalten gestickt zu
haben, aber es war zu spät, um die Fäden herauszuziehen.
    Trotz
der Kohlenpfanne und des Kaminfeuers herrschte spätherbstliche Kälte im
Zimmer. Die wohlige Wärme, die Eleanor nach dem Bad empfunden hatte,
verflog allmählich, und sie begann in ihrem kurzen Hemd zu erschauern.
Judith, die

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