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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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bereits mit
ihren Pferden versammelt hatten. Von der etwas entfernten Stelle, wo
der neue Brunnen gegraben wurde, drangen klirrende Hammerschläge
herüber.
    Â»De Gernons muß verrückt oder sehr
selbstsicher sein, um einen solchen Trick anzuwenden.« Renard bedeutete
Ancelin, mit dem Unterricht der beiden Edelknaben fortzufahren, und
ging mit seinem Bruder durch den Innenhof in die Halle.
    Â»Nicht er ist verrückt, sondern Stephen.« William nahm einen Krug mit Apfelwein
von dem Tisch, wo der Verwalter und ein Schreiber Talglichter
herstellten, und füllte einen Becher. An seinem Unterarm schimmerte ein
schweres Goldarmband. »Ich werde ihm die Königstreue aufkündigen und
nach Bristol reiten, um mich Mathilda anzuschließen«, verkündete er
herausfordernd, aber auch ein bißchen unbehaglich, und trank einen
großen Schluck.
    Â»Tatsächlich?« Renard hob die Brauen. »Warum sagst du das?«
    Â»Was? Daß ich Stephen für wahnsinnig halte oder daß ich vor Mathilda meinen Treueeid ablegen werde?«
    Â»Beides.«
    Mit
einem Knall stellte William seinen Becher auf den Tisch. »Stephen muß
ganz einfach wahnsinnig sein. Als seine Spione ihn vor der Verschwörung
gegen Huntingdon warnten, wandte er sich an de Gernons und Roumare,
hielt ihnen eine Moralpredigt, bis sie feuerrote Ohren bekamen, und
belohnte sie. Um Himmels willen, Renard, er belohnte sie! ›Tut mir
leid, Ihr könnt Carlisle nicht haben, aber ich entschädige Euch mit
Cambridge und einigen anderen Vergünstigungen.‹« Williams Augen
funkelten vor Zorn. »Dieser Mann könnte nicht einmal ein Trinkgelage in
einer Kneipe organisieren, geschweige denn ein Königreich regieren.«
    Â»Und wieso glaubst du, daß Mathilda besser ist?«
    Â»Jedenfalls kann sie nicht schlechter sein.«
    Renard
hatte sich an den Tisch gesetzt. Auf einen Ellbogen gestützt, zupfte er
an seiner Oberlippe. »Da bin ich anderer Meinung als du, aber richte
Onkel Robert meine Grüße und mein Bedauern aus, wenn du ihn siehst.«
Onkel Robert war Judiths Halbbruder, der Graf von Gloucester, der die
Armee der Kaiserin befehligte.
    Â»Also versuchst du gar
nicht, mir meine Pläne auszureden?« fragte William mißtrauisch. Renard
warf ihm einen belustigten Blick zu und schenkte sich einen Becher
Apfelwein ein. »Bist du deshalb hier?«
    Grinsend zuckte
William die Achseln. »Nein, diesmal steht mein Entschluß fest. Ich kann
nicht bis in alle Ewigkeit an deinem Rockzipfel hängen. Nein, ich bin
hergekommen, um mich zu rechtfertigen â€“ und dir zu sagen, daß de
Gernons mein Freund ist.« Er spielte mit dem schmalen Goldreif an
seinem sehnigen Handgelenk. »Ich weiß, jetzt hältst du mich für einen
Schurken. Aber ich habe lange und gründlich darüber nachgedacht, nicht
zuletzt über die Möglichkeit, dir auf einem Schlachtfeld zu begegnen.«
    Mit
einer knappen Geste verscheuchte Renard den Verwalter und den
Schreiber, die ihr Arbeitszeug zusammenrafften und sich woanders
niederließen. »Das wäre wirklich ein Pech, nicht wahr«, erwiderte er
sarkastisch.
    Â»Ich würde nicht gegen dich kämpfen. Du
bist größer und viel erfahrener als ich. Statt dessen werde ich der
Kaiserin meine Dienste als Späher und Plünderer anbieten â€“ unter
der Voraussetzung, daß sie nicht von mir fordert, auf deinen Ländereien
zu spionieren und zu plündern.«
    Â»Oh, wie edel!« stieß
Renard zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und prostete seinem
Bruder zu. »Was erwartest du jetzt von mir? Soll ich deinen Kopf
tätscheln und dich mit meinem Segen wegschicken? Großer Gott, William,
werde doch endlich erwachsen! Mathilda ist nicht so wie Stephen. Wenn
du zu ihr gehst, opfert sie dich womöglich auf dem Altar ihrer
Ambitionen und schneidet dir das Herz aus dem Leib. Du wirst dir nicht
aussuchen können, wo und wann du spionierst â€“ so wie eine
pingelige alte Nonne, die eine Portion grätenlosen Fisch verlangt.«
    Dunkle
Röte kroch unter Williams gebräunte Haut. »Ich besitze gewisse
Fähigkeiten und bin durchaus in der Lage, einige Zugeständnisse
auszuhandeln.«
    Renard hüllte sich in Schweigen, nahm
einen Schluck Apfelwein und warf seinem Bruder einen Seitenblick zu,
der mehr sagte als alle Worte.
    Â»Hör mal, ich bin viel
näher bei den Rebellen als du. Miles von Hereford

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