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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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pustet mir in den
Nacken, und meine Ländereien haben genau die richtige Größe, um einen
raschen, erfolgreichen Plünderzug herauszufordern. Es ist einfach zu
gefährlich, Stephen noch länger zu unterstützen.« Trotzig schob William
die Unterlippe vor. »Außerdem galt unser Eid ursprünglich Mathilda.«
    Â»Papas
Eid, nicht meiner«, erinnerte Renard ihn mit rauher Stimme, »und unter
Zwang geleistet. Hingegen habe ich Stephen zu Weihnachten freiwillig
die Treue geschworen.« Mit einem müden Seufzer fuhr er fort: »Du kannst
aufhören, wie ein Frosch nach Luft zu schnappen. Wenn dein Herz dran
hängt, geh zur Kaiserin, aber rechne nicht mit meiner Billigung. Ich
nehme an, du willst wenigstens noch diese Nacht hier verbringen?«
    William
atmete auf. »Fürchtest du nicht, ich könnte mir ein genaues Bild von
deinen Verteidigungsanlagen machen und Tante Mathilda davon berichten?«
    Renards
Augen verdunkelten sich, aber er widerstand dem Wunsch, William am Wams
zu packen und auf den Binsenteppich zu schleudern. Wenn er jetzt
Zurückhaltung übte, würde es später die Situation erleichtern, wenn der
eine oder der andere gezwungen war, klein beizugeben. »Beleidigst du
dich selbst oder mich?« Es gelang ihm sogar, seiner Stimme einen
ruhigen Klang zu geben.
    Â»Tut mir leid.« William schnitt
eine Grimasse. »Ich hab's nicht so gemeint. Adam habe ich schon
erzählt, daß ich mich auf die Seite der Kaiserin stelle. Er sagte, ich
sei ein Narr und er wünsche, er könne mich begleiten.«
    Â»Typisch Adam.«
    Â»Es
gibt noch mehr Neuigkeiten über Chester â€“ nur Klatschgeschichten,
nichts Ernstes.« William bückte sich, um seine Sporen zu entfernen,
dann schaute er Renard kurz an. »Seine Geliebte erwartet ein Kind.«
    Â»Oh?«
bemerkte Renard möglichst beiläufig, obwohl sich sein Magen umdrehte.
Wochenlang verschwendete er keinen einzigen Gedanken an Olwen. Aber hin
und wieder geisterte sie ungebeten durch seine Erinnerungen oder Träume
und schnitt mit einem Messer die eben erst verheilten Wunden auf.
    Â»Es
wurde im Winter gezeugt«, ergänzte William und drückte seine Finger auf
die Sporenspitze. »Nach allem, was ich höre, wird sie das Baby diesmal
austragen.«
    Â»Ich vermute, Ranulf gibt ganz schrecklich damit an.«
    Â»Eigentlich nicht. Er mißtraut ihr.«
    Renard
lachte säuerlich. »Dann haben Chester und ich endlich eine gemeinsame
Basis gefunden.« Er hörte leise Schritte und drehte sich um. Eleanor
kam in die Halle. Sie hatte sich ausgeruht. Zerzaustes schwarzes Haar
umgab ihr rosiges Gesicht. Die grüngoldenen Augen blinzelten
verschlafen. Irgend etwas regte sich in ihm, so schmerzlich wie die
Gedanken an Olwen, aber es reichte viel tiefer, bis in seine Seele
hinein.
    Â»William!« Erfreut umarmte sie ihren Schwager und küßte ihn.
    Er drückte sie an sich, dann trat er zurück, um sie von oben bis unten zu mustern. »Du blühst ja auf wie ein ganzer Obstgarten!«
    Â»Oh,
vielen Dank.« Lachend legte sie eine Hand auf ihren gewölbten Bauch, wo
sie seit zwei Wochen die sanften Bewegungen des Babys spürte. »Aber ich
komme mir eher vor wie ein Obstgarten, der Früchte trägt.«
    Â»Planst
du immer noch eine große Kinderschar? Wie ich mich erinnere, hattest du
als kleines Mädchen äußerst imposante mütterliche Ambitionen.«
    Â»So,
wirklich?« Errötend wandte sie sich zu Renard, der sie etwas
geistesabwesend anlächelte und einen Arm um ihre umfangreiche Taille
legte. Offenbar war er mit seinen Gedanken in weiter Ferne. »Wie lange
bleibst du hier, William?«
    Â»Nur diese Nacht.« Auch er schaute Renard an.
    Erst jetzt spürte sie die Spannung, die in der Luft lag. »Gibt es einen besonderen Grund für deinen Besuch?«
    Â»Ein äußerst ernst zu nehmender Wahnsinn«, erklärte Renard, bevor William antworten konnte.
    Sein Bruder hakte die Daumen in den Gürtel. »Stephens Wahnsinn, nicht meiner. Das wirst du bald herausfinden.«
    In
träger Hitze verstrich der Sommer. Zwischen den gegnerischen Seiten
wurde ein Friedensvertrag erörtert und wieder verworfen. Der Krieg zog
über das Land wie ein Gewitter, das sich an manchen Stellen entlud, um
Zerstörung und Elend über die Menschen zu gießen. Auf vielen Äckern
verbrannte die Erde, Ställe gingen in Flammen auf

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