Die Leopardin
war ihr Ehemann – Michel Clairet persönlich!
»Jaaa!«, schrie Dieter Franck und schlug vor Genugtuung mit der Faust aufs Armaturenbrett. Seine Strategie hatte sich als richtig erwiesen: Helicopter hatte ihn direkt ins Zentrum der örtlichen Resistance-Gruppe geführt.
Mit einem solchen Volltreffer hatte er so schnell gar nicht gerechnet, sondern eher mit einem Kurier. Er hatte gehofft, der Kurier würde Helicopter – und damit ihn selbst, Helicopters Schatten – zu Michel Clairet führen. Nun war der aber selbst erschienen – und Dieter Franck stand vor einem Dilemma. Michel Clairet war eine Trophäe ersten Grades. Man konnte ihn auf der Stelle verhaften. oder war es besser, ihm zu folgen, in der Hoffnung, durch ihn an die ganz großen Fische heranzukommen?
Hans Hesse schob den Deckel wieder über den Kabelschacht und stieg in den Wagen. »Eine Kontaktperson, Herr Major?«
»Ja.«
»Was tun wir jetzt?«
Franck wusste es selber nicht: Verhaften wir Clairet – oder verfolgen wir ihn?
Michel Clairet erhob sich, und Helicopter stand ebenfalls auf.
Franck beschloss, die beiden zu verfolgen.
»Was soll ich tun?«, fragte Hesse nervös.
»Holen Sie das Moped raus, aber schnell!«
Hesse öffnete die Hecktüren des Lieferwagens und hob das Moped heraus.
Die beiden Männer in der Bar legten ein paar Münzen auf die Tische und entfernten sich. Franck fiel jetzt auf, dass Michel Clairet hinkte, und erinnerte sich daran, dass er bei der Schießerei verletzt worden war.
»Sie folgen den beiden, ich folge Ihnen«, sagte er zu Hesse und ließ den Wagen an.
Hesse bestieg das Moped und trat in die Pedale, bis der Motor ansprang. Dann fuhr er seiner Beute langsam und in einem Sicherheitsabstand von etwa hundert Metern hinterher. Auch Franck fuhr los und hielt sich hinter Hesse.
Clairet und Helicopter bogen um eine Straßenecke. Als Franck eine Minute danach um die gleiche Ecke bog, sah er, dass sie vor dem Schaufenster einer Apotheke stehen geblieben waren. Natürlich hatten sie nicht vor, Medikamente zu kaufen, sondern es handelte sich um eine Vorsichtsmaßnahme gegen potenzielle Verfolger. Als Franck an ihnen vorbeifuhr, drehten sie sich um und gingen auf dem gleichen Weg zurück, den sie gekommen waren. Es war klar, dass sie vor allem auf Fahrzeuge achten würden, die hinter ihnen wendeten; Franck konnte es daher nicht riskieren, ihnen unmittelbar zu folgen. Er sah allerdings, dass Hesse hinter einem Lastwagen anhielt und sich umdrehte, sodass er die beiden Männer, die nun auf der gegenüberliegenden Straßenseite gingen, nicht aus dem Auge verlor.
Franck fuhr einmal um den Block und war dann wieder hinter ihnen. Clairet und Helicopter hielten auf den Bahnhof zu; Hesse war ihnen nach wie vor auf den Fersen.
Ob sie wussten, dass sie verfolgt wurden? Der Trick mit der Apotheke konnte bedeuten, dass sie Verdacht geschöpft hatten. Dass ihnen der Post-Lieferwagen aufgefallen war, glaubte Franck nicht, denn er hatte darauf geachtet, möglichst außer Sichtweite zu bleiben. Das Moped dagegen konnte eher ihren Argwohn erregt haben. Am wahrscheinlichsten war jedoch, dass der Richtungswechsel eine routinemäßige Vorsorgemaßnahme Clairets war, von dem man annehmen musste, dass er sich im Geheimdienstmilieu gut auskannte.
Die beiden Männer gingen durch die Grünanlage vor dem Bahnhof. Die Blumenrabatten waren nicht bepflanzt, doch ein paar Bäume standen, dem Kriege trotzend, in voller Blüte. Der Bahnhof war ein klassizistischer Bau mit Pilastern und Giebeldreiecken, schwergewichtig und überdekoriert – und darin den Geschäftsleuten aus dem 19. Jahrhundert, die ihn hatten errichten lassen, sicher nicht unähnlich.
Was mache ich, wenn Clairet und Helicopter einen Zug nehmen?, dachte Franck. In denselben Zug einzusteigen ist zu riskant, da Helicopter mich kennt; ja, es kann sogar sein, dass sich auch Michel Clairet noch an unsere Begegnung auf dem Stadtplatz von Sainte- Cecile erinnert. Hesse wird mit an Bord gehen müssen. Ich fahre hinterher.
Die beiden Männer betraten den Bahnhof durch einen der drei klassizistischen Bögen. Hans Hesse ließ sein Moped stehen und folgte ihnen, und auch Franck nahm, nachdem er einen Parkplatz gefunden hatte, die Verfolgung zu Fuß wieder auf. Wenn die beiden am Fahrkartenschalter anstanden, wollte er Hesse auftragen, sich hinter sie zu stellen und eine Fahrkarte zum gleichen Zielort zu lösen.
Aber Clairet und Helicopter standen nicht um Karten an. Als Franck den Bahnhof
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