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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Vertrauenswürdigkeit von Charenton bestätigen zu lassen.
    Die Nachricht zählte die Codenamen jener Mitglieder der Bollinger-Zelle auf, die das Gefecht am vergangenen Sonnabend überlebt hatten und noch immer aktiv waren. Es waren nur noch vier. Das war zwar nützlich, doch wo sich die Spione aufhielten, wusste Franck immer noch nicht.
    Er trank eine Tasse Kaffee und wartete, bis Stephanie mit ihrer Aufgabe fertig war. Schließlich reichte sie ihm ein Blatt Papier, das von oben bis unten mit ihrer ausdrucksstarken Handschrift beschrieben war.
    Als er die Botschaft las, konnte Franck sein Glück kaum fassen. BEREITEN SIE EMPFANG VON SECHS FALLSCHIRMSPRINGERN VOR STOP DECKNAME DOHLEN STOP KOMMANDO LEOPARDIN STOP ANKUNFT DREIUNDZWANZIG UHR FREITAG ERSTER JUNI CHAMP DE PIERRE.
    »Mein Gott!«, flüsterte Franck.
    »Champ de Pierre« war ebenfalls ein Deckname, doch er wusste, was damit gemeint war, denn Gaston Lefevre hatte ihm das schon beim ersten Verhör verraten. Es handelte sich um eine Landezone auf einer Wiese außerhalb von Chatelle, einem kleinen Weiler kaum acht Kilometer von Reims entfernt. Franck wusste nun also genau, wo sich Helicopter und Clairet in der kommenden Nacht aufhalten würden. Er brauchte bloß hinzufahren und die beiden einzusammeln. Außerdem kann ich sechs feindliche Agenten abfangen, dachte er. Ich muss lediglich abwarten, wie sie zur Erde segeln.
    Und unter ihnen befindet sich die »Leopardin« – Felicity Clairet, die Frau, die mehr über die Resistance weiß als jeder andere und die mir unter der Folter alles sagen wird, was ich brauche, um der Resistance das Rückgrat zu brechen – gerade noch rechtzeitig, um zu verhindern, dass sie nach der Invasion die feindlichen Truppen unterstützt.
    »Allmächtiger!«, flüsterte Franck. »Wenn das kein Durchbruch ist!«

+ + + sechster tag + + +
    freitag, 2. juni 1944
    Paul und Flick unterhielten sich. Sie lagen Seite an Seite auf seinem Bett. Das Licht war ausgedreht, aber durchs Fenster schien der Mond. Paul war so nackt, wie er gewesen war, als Flick hereinkam. Er schlief immer nackt. Einen Schlafanzug zog er nur an, bevor er über den Flur ins Badezimmer ging.
    Er hatte geschlafen, als sie eintrat, war aber sofort aufgewacht und aus dem Bett gesprungen, weil er im Unterbewusstsein davon ausging, ein heimlicher Besucher in der Nacht könne nur von der Gestapo sein. Ehe er begriff, wer da tatsächlich gekommen war, hatte er Flick auch schon die Hände um den Hals gelegt.
    Die anfängliche Verblüffung wich Aufregung und Dankbarkeit. Er schloss die Tür ab, und dann küsste er Flick noch im Stehen, endlos, wie es ihm schien. Er hatte nicht mit ihr gerechnet, und ihm war, als befände er sich in einem Traum. Er fürchtete sich vor dem Erwachen.
    Flick hatte ihn liebkost, seine Schultern, seinen Rücken, seine Brust gestreichelt. Ihre Hände waren sanft, aber ihre Berührung sicher und forschend. »Du hast eine Menge Haare«, flüsterte sie.
    »Wie ein Affe.«
    »Nur nicht so hübsch«, neckte sie ihn.
    Während sie sprach, betrachtete er entzückt die Bewegung ihrer Lippen und dachte daran, dass er sie gleich mit seinen eigenen berühren würde und was für ein herrliches Gefühl das wäre. Er lächelte. »Komm, wir legen uns hin.«
    Sie legten sich, die Gesichter einander zugewandt, aufs Bett, doch Flick behielt dabei alle Kleider an, sogar die Schuhe. Paul fand es seltsam aufregend, nackt neben einer Frau zu liegen, die noch vollständig angezogen war. Es gefiel ihm so gut, dass er nicht die geringste Eile hatte, den nächsten Schritt zu tun. Von ihm aus hätte dieser Augenblick bis in alle Ewigkeit währen können.
    »Erzähl mir was«, sagte sie mit träger, sinnlicher Stimme.
    »Was denn?«
    »Irgendwas. Ich hab das Gefühl, dich kaum zu kennen.«
    Was sollte das denn? Eine Frau wie sie hatte er noch nie gehabt. Kam da mitten in der Nacht in sein Schlafzimmer, legte sich in voller Montur auf sein Bett und stellte ihm Fragen! »Bist du deshalb gekommen?«, fragte er salopp und ließ sie dabei nicht aus den Augen. »Um mich zu verhören?«
    Sie lachte leise. »Keine Sorge, ich will mit dir schlafen, aber ich hab’s nicht eilig. Erzähl mir was von deiner ersten großen Liebe.«
    Er strich ihr sachte mit den Fingerspitzen über die Wange, spürte der Kurve ihres Kinns nach. Er wusste nicht, was sie wollte, was sie vorhatte. Sie hatte ihn völlig aus dem Gleichgewicht gebracht. »Sind Berührungen beim Erzählen erlaubt?«
    »Ja.«
    Er

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