Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
Cousin, der ihn gerettet hat, dieser Charenton?«
    Sie bog in eine Straße ab, die nach Süden führte und gab Gas. »Er muss heute arbeiten.«
    »An einem Sonntag? Was macht er denn?«
    »Er ist bei der Feuerwehr. Heute hat er Dienst.«
    Das klang glaubhaft. Paul steuerte nun rasch auf den eigentlichen Zweck seines Besuchs zu. »Wo ist Helicopter?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Mein Haus ist nur eine Durchlaufstation. Ich nehme die Leute in Empfang und reiche sie an Monet weiter. Mehr darf ich gar nicht wissen.«
    »Ist Monet wohlauf?«
    »Ja. Er hat mich am Dienstagnachmittag angerufen und wegen Charenton nachgefragt.«
    »Seitdem hat er sich nicht mehr gemeldet?«
    »Nein. Aber das ist nicht ungewöhnlich.«
    »Wann haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?«
    »Persönlich? Noch nie.«
    »Haben Sie eine Nachricht von der Leopardin bekommen?«
    »Nein.«
    Während der Wagen durch die Vororte kurvte, geriet Paul ins Grübeln. Bourgeoise konnte ihm kaum etwas sagen. Er musste sich an das nächste Glied in der Kette wenden.
    Sie parkte in einem Hof neben einem hohen Haus. »Kommen Sie rein und machen Sie sich frisch«, sagte sie.
    Paul stieg aus. Soweit schien alles seine Ordnung zu haben: Bourgeoise war am richtigen Treffpunkt gewesen, hatte sich mit den richtigen Signalen identifiziert, und niemand war ihr gefolgt. Andererseits hatte sie ihm keine brauchbaren Informationen gegeben, und er wusste weder, wie weit die Bollinger-Zelle infiltriert war, noch konnte er die Gefahr einschätzen, in der Flick sich befand. Während Bourgeoise ihn zur Haustür führte und aufschloss, tastete er nach der hölzernen Zahnbürste in seiner Hemdtasche: Sie war in Frankreich hergestellt, deshalb hatte er sie mitnehmen dürfen. Und plötzlich hatte er eine Eingebung: Während Bourgeoise ins Haus ging, zog er die Zahnbürste aus der Tasche und ließ sie direkt vor der Haustür auf den Boden fallen.
    Dann trat er ebenfalls ein. »Ein großes Haus«, sagte er. Die Tapeten waren dunkel und altmodisch, die Möbel klobig und schwer. Das passte gar nicht zu dieser Frau. »Wohnen Sie schon lange hier?«
    »Ich habe es vor drei oder vier Jahren geerbt. Ich würde es gerne renovieren, aber man bekommt ja nichts.« Sie öffnete eine Tür und trat einen Schritt beiseite, damit er als Erster durchgehen konnte. »Kommen Sie in die Küche.«
    Paul trat ein und sah zwei Männer in Uniform. Beide hielten Pistolen in der Hand. Und beide Waffen waren auf Paul gerichtet.
    Dieter Franck hatte auf der Route Nationale 3 zwischen Paris und Meaux eine Autopanne. Ein krummer Nagel steckte im Reifen. Der Aufenthalt ärgerte den Major; rastlos schritt er am Straßenrand auf und ab. Leutnant Hesse setzte den Wagenheber an und wechselte den Reifen mit ruhiger Effizienz. Ein paar Minuten später waren sie auch schon wieder unterwegs.
    Franck hatte unter dem Einfluss der Morphiumspritze, die ihm Hesse in den frühen Morgenstunden gegeben hatte, verschlafen. Voller Ungeduld beobachtete er, wie das öde Industriegebiet östlich von Paris allmählich in eine bäuerlich geprägte Landschaft überging. Er konnte es kaum erwarten, nach Reims zu kommen. Er hatte Felicity Clairet eine Falle gestellt und musste unbedingt an Ort und Stelle sein, wenn sie hineintappte.
    Der große Hispano-Suiza flog über die von Pappeln gesäumte schnurgerade Straße, deren Trasse vermutlich schon von den Römern gebaut worden war. Zu Beginn des Krieges hatte Franck geglaubt, das Dritte Reich würde so etwas werden wie einst das Römische Reich, eine europäische Hegemonialmacht, die all ihren Untertanen beispiellosen Frieden und Wohlstand bescheren würde. Inzwischen war er sich seiner Sache nicht mehr so sicher.
    Er machte sich große Sorgen um seine Geliebte. Stephanie war in Gefahr, und er war dafür verantwortlich. Aber in Zeiten wie diesen war jedermanns Leben gefährdet. Der moderne Krieg schickte die gesamte Bevölkerung an die Front. Die einzige Chance, Stephanie, sich selbst und seine Familie in Deutschland zu schützen, bestand darin, die Invasion zurückzuschlagen. Dennoch gab es Momente, in denen er sich schwerste Vorwürfe machte, dass er seine Freundin so sehr in seine Tätigkeit mit einbezogen hatte. Er spielte ein riskantes
    Spiel und setzte Stephanie dabei in einer sehr exponierten Position ein.
    Die Kämpfer der Resistance machten keine Gefangenen. Da sie selbst in ständiger Todesgefahr lebten, hatten sie keine Skrupel, Franzosen, die mit dem Feind

Weitere Kostenlose Bücher