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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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kriegt.«
    »Wo bist du?«
    »In irgendeinem Nest. Wir haben eine verflixte Reifenpanne.«
    »Beeil dich.«
    »Ich bin in ein, zwei Stunden spätestens bei dir.«
    »Schön.«
    »Wie geht’s dir?«
    »Gut.«
    Franck wollte eine genauere Antwort. »Mal ehrlich, wie fühlst du dich?«
    »Wie ich mich fühle?« Stephanie zögerte mit der Antwort. »Solche Fragen bin ich von dir nicht gewöhnt.«
    Franck zögerte. »Es ist auch ungewöhnlich, dass ich dich bei der Festnahme feindlicher Spione einsetze.«
    Ihre Stimme wurde weich. »Es geht mir wirklich gut. Mach dir keine Sorgen um mich.«
    Plötzlich lag ihm eine Frage auf den Lippen, die zu stellen er nicht beabsichtigt hatte. Aber er sprach sie aus: »Was machen wir nach dem Krieg, Stephanie?«
    Das Schweigen am anderen Ende der Leitung verriet ihm, wie sehr er Stephanie überrascht hatte.
    »Sicher, der Krieg kann durchaus noch zehn Jahre dauern«, fuhr er fort. »Er kann aber auch in zwei Wochen schon vorbei sein, und was tun wir dann?« Sie schien sich wieder einigermaßen gefasst zu haben, doch ihre Stimme zitterte leise, was er von ihr kaum kannte. »Was möchtest du denn gerne tun?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte er, war aber mit der Antwort selbst nicht zufrieden. Nach einer kurzen Pause brach es aus ihm hervor: »Ich will dich nicht verlieren.«
    »Oh.«
    Er wartete, doch Stephanie sagte nichts weiter.
    »Was denkst du?«, fragte er.
    Sie gab keine Antwort. Er hörte ein merkwürdiges Geräusch und brauchte eine Weile, bis er begriff, dass Stephanie weinte. Er selbst spürte einen Kloß im Hals. Die Frau des Mechanikers sah ihn misstrauisch an und kontrollierte die Gesprächsdauer mit einem Blick auf die Uhr. Er schluckte und wandte sich ab. Kein Fremder sollte sehen, wie aufgewühlt er war. »Ich bin bald bei dir«, sagte er. »Dann reden wir weiter.«
    »Ich liebe dich«, sagte Stephanie.
    Die Frau mit den schlampigen Haaren glotzte ihn an, und er dachte: Hol dich doch der Teufel. Dann sagte er zu Stephanie: »Ich liebe dich auch«, und legte den Hörer auf.
    Die Dohlen brauchten fast den ganzen Tag, um von Paris nach Reims zu kommen.
    Alle Kontrollstellen passierten sie ohne Zwischenfall. Ihre neuen Legenden funktionierten ebenso gut wie die alten, und niemandem fiel auf, dass Flicks Passfoto mit einem Augenbrauenstift retuschiert worden war.
    Dass es trotzdem nicht schneller voranging, lag an ihrem Zug: Immer wieder hielt er an und blieb bis zu einer Stunde auf freier Strecke stehen. Kostbare Minuten verrannen ungenutzt. Flick saß im heißen Waggon und schwitzte Blut und Wasser. Der Grund für die wiederholten Aufenthalte war ihr durchaus klar: Amerikanische und britische Bomben hatten die Trasse an zahllosen Stellen getroffen und schwer beschädigt. Wenn der Zug endlich wieder anfuhr und weitertuckerte, konnten die Dohlen beim Blick aus dem Fenster Arbeitertrupps sehen, die die Strecke notdürftig wieder instand setzten. Sie räumten zerschmetterte Schwellen beiseite, sägten verbogene Gleise ab und verlegten neue. Flicks einziger Trost war, dass die Verzögerungen Rommel noch viel schlimmer trafen als sie, denn er war auf die Bahn angewiesen, wenn seine Truppen nach Beginn der Invasion so schnell wie möglich zu den Brennpunkten des Geschehens verlegt werden sollten.
    Ein großer, kalter Klumpen saß in ihrer Brust. Wieder und immer wieder musste sie an Diana und Maude denken. Mittlerweile waren sie bestimmt verhört, wahrscheinlich gefoltert und vielleicht sogar schon umgebracht worden. Flick kannte Diana von Kindesbeinen an. Sie würde ihrem Bruder William berichten müssen, was passiert war. Auch ihre eigene Mutter würde von der Nachricht am Boden zerstört sein – sie hatte Diana ja mit großgezogen.
    Neben den Gleisen waren jetzt öfter Weinberge zu sehen, dann bald auch die großen Champagner-Kellereien. Ein paar Minuten nach vier lief der Zug endlich in Reims ein, und Flicks Befürchtungen bestätigten sich: Um die geplante Operation noch am gleichen Abend durchführen zu können, war es bereits zu spät. Sie mussten weitere nervtötende vierundzwanzig Stunden im besetzten Gebiet verbringen, und daraus ergab sich gleich das nächste Problem für Flick: Wo sollten die Dohlen übernachten?
    Reims war schließlich nicht Paris. Hier gab es keinen Rotlichtbezirk mit anrüchigen Absteigen, deren Besitzer keine Fragen stellten, und ein Kloster, dessen Nonnen jeden versteckten, der um eine Zuflucht bat, kannte Flick auch nicht. Es gab keine dunklen

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