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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Hand.
    »Jelly?«, wiederholte Flick unsicher.
    »Kein Mensch weiß, wie ich zu diesem Spitznamen gekommen bin.«
    »Ich kann’s mir denken«, sagte Flick. »Jelly Knight, gel-ig-nite – Dynamit-Jelly!«
    Jelly ging auf die Bemerkung nicht ein. »Bitte einen Gin mit, Percy, und du zahlst.«
    Flick sprach sie auf Französisch an. »Lebst du in diesem Stadtteil von London?«
    »Seit meinem zehnten Lebensjahr«, antwortete sie auf Französisch mit nordamerikanischem Akzent. »Geboren bin ich in Quebec.«
    Weniger gut, dachte Flick. Einem Deutschen fiel der Akzent vielleicht nicht auf, einem Franzosen aber mit Sicherheit. Jelly würde demnach als Französin kanadischer Herkunft auftreten müssen. So was kam vor und war absolut plausibel, aber doch wieder ungewöhnlich genug, um Skeptiker neugierig zu machen. Verdammt. »Aber du betrachtest dich als Britin?«
    »Engländerin, nicht Britin«, korrigierte Jelly mit schelmischer Empörung und wechselte wieder zur englischen Sprache über. »Ich bin Anglikanerin, wähle die Torries und mag weder Ausländer, Heiden noch Republikaner.« Nach einem Seitenblick auf Percy fügte sie hinzu: »Anwesende ausgenommen, natürlich.«
    »Du solltest eigentlich in Yorkshire leben, Jelly«, sagte Percy, »irgendwo auf einer Farm in den Bergen, wo seit den Zeiten der Wikinger kein Ausländer mehr gesichtet wurde. Ich weiß wirklich nicht, wie du es hier in London noch aushältst, umgeben von lauter russischen Bolschewiken, deutschen Juden, irischen Katholiken und walisischen Freikirchlern, die überall ihre Kapellchen hinbauen wie Maulwürfe, die den Rasen ruinieren.«
    »London ist auch nicht mehr das, was es mal war, Percy.«
    »Nicht mehr so wie damals, als du selber noch Ausländerin warst?«
    Flick hatte den Eindruck, dass die beiden sich schon öfter über dieses Thema gezankt hatten, und unterbrach sie ungeduldig. »Freut mich, dass du so patriotisch bist, Jelly.«
    »Und wieso interessiert dich das, wenn ich fragen darf?«
    »Du könntest da etwas tun für dein Vaterland. «
    »Ich habe Flick von deinen. Erfahrungen erzählt, Jelly«, warf Percy ein.
    Geraldine Knight betrachtete ihre knallrot lackierten Fingernägel. »Diskretion, Percy, wenn ich bitten darf. Der bessere Teil der Tapferkeit ist Vorsicht, steht schon in der Bibel.«
    Nein, bei Shakespeare, dachte Flick, behielt es aber für sich und sagte: »Du weißt wahrscheinlich, dass es auf diesem Gebiet eine Reihe faszinierender neuer Entwicklungen gibt. Die Plastiksprengstoffe zum Beispiel.«
    »Ich bemühe mich, auf dem Laufenden zu bleiben«, erwiderte Jelly mit affektierter Bescheidenheit. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich, und sie sah Flick pfiffig an. »Die Sache hat was mit dem Krieg zu tun, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Dann könnt ihr mit mir rechnen. Für England tu ich alles.«
    »Du wirst für ein paar Tage verreisen müssen.«
    »Kein Problem.«
    ». und vielleicht nicht mehr zurückkehren.«
    »Was soll denn das heißen, zum Teufel?«
    »Es handelt sich um eine äußerst gefährliche Angelegenheit«, sagte Flick ruhig.
    Jelly erschrak. »Oh.« Sie schluckte. »Na, und wenn schon.« Es klang alles andere als überzeugend.
    »Bist du dir auch ganz sicher?«
    Jelly wirkte nachdenklich, als berechne sie irgendetwas. »Ihr wollt, dass ich was in die Luft jage.«
    Flick nickte wortlos.
    »Aber das ist nicht irgendwo auf dem Kontinent, oder?«
    »Doch. Gut möglich.«
    Jelly wurde blass unter ihrem Make-up. »Ach du meine Güte. Ihr wollt mich nach Frankreich schicken, oder?«
    Flick sagte nichts.
    »Hinter die feindlichen Linien! Lieber Gott, für so etwas bin ich nun wirklich schon viel zu alt. « Sie zögerte. »Ich bin siebenunddreißig.«
    Du bist mindestens fünf Jahre älter, dachte Flick, doch sie sagte: »Dann sind wir ja fast gleichaltrig. Ich bin auch schon fast dreißig. Für ein kleines Abenteuer ist das doch nicht zu alt.«
    »Das ist deine Meinung, meine Gute.«
    Flick war kurz davor, zu verzweifeln. Jelly gab ihnen einen Korb.
    Der ganze Plan war eine Fehlkonstruktion. Es war einfach unmöglich, genügend Frauen zu finden, die für die verschiedenen Aufgaben infrage kamen und obendrein auch noch perfekt Französisch sprachen. Ein tot geborenes Kind, von Anfang an.
    Sie wandte sich von Jelly ab und wäre am liebsten in Tränen ausgebrochen.
    »Jelly«, sagte Thwaite, »ich habe dich noch nie um etwas gebeten, aber ich bitte dich jetzt. Die Aufgabe, um die es hier geht, ist von entscheidender Bedeutung

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