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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Mund.«
    Diana setzte sich und schwieg, ihre Miene war jedoch rebellisch. Au verdammt, dachte Flick, das habe ich nicht optimal hingekriegt.
    Krachend flog die Tür auf, und ein kleiner, muskulöser Mann von ungefähr vierzig Jahren betrat die Küche. Die Winkel auf seinem Uniformhemd wiesen ihn als Sergeanten aus. »Guten Morgen, meine Damen!«, sagte er mit lauter Stimme.
    »Das ist Sergeant Bill Griffiths, einer unserer Ausbilder«, sagte Flick. Sie mochte Bill nicht. Er diente in der Armee, hatte eine unangenehme Vorliebe für Nahkampfübungen und zeigte nie besondere Reue, wenn er dabei jemanden verletzte. Es war ihr aufgefallen, dass er bei Frauen noch rabiater vorging als bei Männern. »Wir sind bereit für Sie, Sergeant. Warum fangen Sie nicht gleich an?« Sie trat zur Seite und lehnte sich an die Wand.
    »Ihr Wunsch ist mir Befehl«, sagte er unnötigerweise und stellte sich an ihren Platz an der Schmalseite des Tisches. »Die Landung mit einem Fallschirm«, begann er, »entspricht dem Sprung von einer etwas mehr als vier Meter hohen Mauer. Die Zimmerdecke hier ist nicht ganz so hoch. Stellen Sie sich einfach vor, Sie sprängen vom ersten Stock aus in den Garten.«
    »Ach du heiliger Strohsack!«, hörte Flick Jelly vor sich hin murmeln.
    »Eins geht auf jeden Fall schief«, fuhr Griffiths fort. »Wenn Sie versuchen, auf den Füßen zu landen und gleich stehen zu bleiben, brechen Sie sich die Beine. Die einzig sichere Methode besteht darin, sich fallen zu lassen. Das Erste, was wir Ihnen daher heute beibringen werden, ist die richtige Art des Fallens. Wenn Sie wollen, dass Ihre Klamotten sauber bleiben, gehen Sie jetzt bitte in die Stiefelkammer dort drüben und ziehen sich Overalls an. In drei Minuten treffen wir uns draußen und fangen an.«
    Während die Frauen sich umzogen, verabschiedete sich Paul Chancellor. »Wir brauchen morgen einen Flug für Testsprünge«, sagte er zu Flick. »Man wird mir natürlich sagen, dass keine einzige Maschine zur Verfügung steht, deshalb fahre ich jetzt zurück nach London und trete in den einen oder anderen Hintern. Heute Abend bin ich wieder hier.«
    Flick fragte sich insgeheim, ob er sich auch mit seiner Freundin treffen würde.
    Im Garten standen ein alter Kiefernholztisch, ein hässlicher Mahagonischrank aus viktorianischen Zeiten und eine gut vier Meter hohe Trittleiter. Jelly bekam es mit der Angst zu tun. »Ihr habt doch nicht etwa vor, uns von diesem verdammten Schrank runterspringen zu lassen, oder?«, sagte sie zu Flick.
    »Erst, wenn wir euch gezeigt haben, wie ‘s geht. Du wirst dich wundern, wie leicht es ist.«
    Jelly sah Percy Thwaite an. »Du Schuft. In was hast du mich da reingezogen?«
    Als alle bereit waren, sagte Bill: »Zuerst lernen wir aus null Komma null Meter Höhe fallen. Es gibt drei Möglichkeiten: vorwärts, rückwärts oder seitwärts.«
    Er führte ihnen alle drei Möglichkeiten vor. Mühelos ging er zu Boden und federte mit der Gelenkigkeit eines Turners wieder hoch. »Sie müssen die Beine zusammenhalten«, sagte er und fügte mit neckischem Grinsen hinzu: »So wie es sich für junge Damen gehört.« Niemand lachte. »Strecken Sie nicht die Arme aus, um den Sturz abzubremsen, sondern halten Sie sie seitwärts am Körper. Scheren Sie sich nicht drum, wenn’s ein bisschen wehtut. Wenn Sie sich den Arm brechen, tut es verdammt viel mehr weh.«
    Dass die Jüngeren unter den Frauen keine Probleme mit dieser Übung hatten, entsprach Flicks Erwartungen: Nachdem man ihnen gezeigt hatte, wie es ging, ließen sich Diana, Maude, Ruby und Denise wie Sportlerinnen fallen. Ruby verlor bereits nach dem ersten Versuch die Geduld und stieg die Leiter hinauf. »Noch nicht!«, brüllte Bill Griffiths sie an, aber es war schon zu spät. Sie sprang herunter und legte eine perfekte Landung vor. Dann entfernte sie sich, setzte sich unter einen Baum und zündete sich eine Zigarette an.
    Die wird mir noch Kummer machen, dachte Flick.
    Größeres Kopfzerbrechen bereitete ihr aber vorerst Jelly. Als einziges Teammitglied, das mit Sprengstoffen umgehen konnte, war sie eine Schlüsselfigur. Die Geschmeidigkeit der Jugend war ihr schon vor einigen Jahren abhanden gekommen, und es stand fest, dass der Fallschirmsprung für sie nicht unproblematisch war. Doch immerhin: Sie war wild entschlossen, die Aufgabe zu meistern. Sie ließ sich fallen, ächzte, als sie auf den Boden prallte, fluchte beim Aufstehen – und probierte es gleich noch einmal.
    Die Schlechteste von

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