Die Lerche fliegt im Morgengrauen
muß aber jetzt nach London zurück. Sie können bleiben, wenn Sie wollen, und morgen nachmittag hinterherkommen. Ich veranlasse, daß der Learjet für Sie beide bereitsteht. Ist das recht so?«
»Es spricht nichts dagegen.« Sie lächelte ihn offen an und streckte die Hand nach der Teekanne aus. »Wollen Sie noch eine Tasse, Brigadier?«
Sean Dillon erreichte den Schnellzug nach Rennes und stieg um drei Uhr in den Zug nach St. Malo um. Dort herrschte kaum Touristenbetrieb, denn es war nicht die richtige Jahres zeit dafür, und außerdem hatte das augenblicklich über ganz Europa herrschende schlechte Wetter auch das Wenige an Fremdenverkehr zum Erliegen gebracht, das ansonsten zu verzeichnen war. Auf dem Tragflächenboot nach Jersey waren kaum zwanzig Passagiere. Er ging kurz vor sechs Uhr in St. Helier am Albert Pier von Bord und fuhr mit einem Taxi zum Flughafen.
Er wußte, daß es Probleme geben würde, denn je näher sie dem Flughafen kamen, desto dichter wurde der Nebel. Es war eine für Jersey typische Situation, aber nicht unbedingt der Untergang der Welt. Er vergewisserte sich, daß beide Abend flüge nach London gestrichen worden waren, dann verließ er das Flughafengebäude, suchte sich ein anderes Taxi und bat
den Fahrer, ihn zum nächsten Hotel zu bringen.
Eine halbe Stunde später telefonierte er mit Makeev in Paris. »Tut mir leid, daß ich mich nicht aus St. Malo melden konnte. Der Zug hatte Verspätung. Ich hätte sonst das Boot verfehlt. Haben Sie mit Nowikowa gesprochen?«
»Ja«, antwortete Makeev. »Alles in Ordnung. Sie erwartet Sie. Wo befinden Sie sich zur Zeit?«
»In einem Hotel mit dem Namen >L’Horizon< in Jersey. Wir hatten Nebel auf dem Flughafen. Ich hoffe, daß ich morgen rauskomme.«
»Das werden Sie bestimmt. Lassen Sie von sich hören.«
»Das tue ich.«
Dillon legte den Hörer auf, dann schlüpfte er in sein Jackett und ging hinunter an die Bar. Er hatte irgendwo gehört, daß das Grillrestaurant des Hotels einen ausgezeichneten Ruf hatte. Nach einer Weile tauchte an seinem Tisch ein gutaussehender, resolut auftretender Italiener auf, der sich ihm als Chefkellner namens Augusto vorstellte. Dillon nahm dankbar die Speise karte in Empfang, bestellte sich eine Flasche KrugChampagner und machte es sich gemütlich.
Ungefähr um die gleiche Zeit läutete die Türklingel in Bros nans Wohnung am Quai de Montebello. Als er die Tür öffnete, ein großes Glas Scotch in einer Hand, stand Mary Tanner vor ihm.
»Hallo«, sagte er. »Das ist aber ein unerwarteter Besuch.«
Sie nahm ihm das Scotchglas aus der Hand und entleerte es in die Topfpflanze, die an der Tür stand. »Das hilft Ihnen überhaupt nicht.«
»Wenn Sie das sagen. Was wollen Sie?«
»Ich dachte, daß Sie allein sind. Und das hielt ich nicht für besonders gut. Hat Ferguson mit Ihnen gesprochen, ehe er abflog?«
»Ja, er meinte, daß Sie hierbleiben. Er machte den Vorschlag, wir sollten morgen nachmittag nachkommen.«
»Ja, aber das hilft uns heute abend nicht weiter. Ich gehe davon aus, daß Sie heute noch nichts gegessen haben, deshalb schlage ich vor, daß wir uns erst einmal ein Restaurant suchen, und sagen Sie jetzt nicht nein.«
»Das würde ich niemals wagen, Captain.« Er salutierte.
»Machen Sie keine dummen Scherze. Es gibt doch sicherlich in der Nähe irgend etwas, das Ihnen zusagt.«
»Das gibt es tatsächlich. Ich hole nur meinen Mantel und bin gleich wieder da.«
Es war ein typisches Nebenstraßen-Bistro, einfach und an spruchslos, mit Nischen, um ungestört zu sein, und Kochdüften aus der Küche, die einfach phantastisch waren. Brosnan bestellte Champagner.
»Krug?« fragte sie, als die Flasche gebracht wurde.
»Man kennt mich hier.«
»Trinken Sie nur Champagner?«
»Ich habe vor Jahren einen Bauchschuß abbekommen. Da
durch hatte ich einige Probleme. Die Ärzte meinten, unter keinen Umständen Alkohol, keinen Rotwein. Champagner ist möglich. Haben Sie gesehen, wie dieses Bistro heißt?«
»Ja, La Belle Aurore.«
»Genauso wie das Café in Casablanca. Humphrey Bogart? Ingrid Bergman?« Er hob sein Glas. »Ich seh’ dir in die Augen, Kleines.«
Für eine Weile saßen sie schweigend da, und dann meinte sie: »Können wir mal das Thema wechseln?«
»Warum nicht? An was dachten Sie?«
»Was geschieht als nächstes? Ich meine, dieser Dillon ver
schmilzt geradezu mit seinem Hintergrund und ist nicht mehr zu sehen, das haben Sie selbst gesagt. Wie um alles in der
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