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Die Lerche fliegt im Morgengrauen

Titel: Die Lerche fliegt im Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Klingelns ab.
    »Makeev hier.«
    »Josef? Yuri Gatow. Ich rufe aus London an.«
    »Yuri, was für eine Überraschung«, sagte Makeev und wurde sofort wachsam.
    »Ich habe eine sehr traurige Nachricht, Josef. Tania — Tania Nowikowa.«
    »Was ist mit ihr?«
    »Sie hat heute abend Selbstmord begangen, zusammen mit ihrem Freund, einem Büroangestellten im Verteidigungsmini­ sterium.«
    »Mein Gott!« Makeev gab sich Mühe, überzeugend zu klin­ gen.
    »Er belieferte sie mit geheimen Informationen. Ich habe gerade mit Charles Ferguson von der >Gruppe vier< gespro­ chen. Sie kennen Charles?«
    »Natürlich.«
    »Ich war zutiefst schockiert. Ich muß Ihnen gestehen, daß ich keine Ahnung von Tanias Aktivitäten hatte. Sie hat drei Jahre für Sie gearbeitet, Josef, deshalb müßten Sie sie besser kennen als jeder andere. Können Sie mir in dieser Angelegenheit weiterhelfen?«
    »Ich fürchte nein.«
    »Na schön, falls Ihnen doch noch etwas einfällt, dann melden Sie sich bitte bei mir, ja?«
    Makeev schenkte sich einen doppelten Scotch ein, ging zum Fenster und schaute hinaus auf die winterliche Pariser Straße. Für einen erregten kurzen Moment verspürte er den Impuls, Michael Aroun anzurufen. Aber welchen Sinn sollte das haben, und außerdem hatte Tania so überzeugt geklungen. Setzt die Welt in Brand, hatte ihr Wunsch gelautet.
    Er hob sein Glas. »Auf dich, Dillon«, sagte er leise. »Mal

    sehen, ob du das schaffst.«

    Es war fast elf Uhr im River Room im Savoy. Die Band spielte noch, und Harry Flood, Brosnan und Mary dachten bereits daran, den Abend zu beenden, als Ferguson erschien.
    »Wenn ich jemals einen Drink gebraucht habe, dann gewiß jetzt. Einen Scotch, und zwar einen möglichst großen.«
    Flood winkte einen Kellner herbei und gab die Bestellung auf, und Mary fragte: »Was um alles in der Welt ist denn passiert?«
    Ferguson lieferte ihnen eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse des Abends. Als er damit fertig war, sagte Brosnan: »Das erklärt eine ganze Menge. Aber was einen mit Wut erfüllt, ist die Tatsache, daß wir damit keinen Deut näher an Dillon herankommen.«
    »Eines muß ich noch erwähnen«, sagte Ferguson. »Als ich Brown in der Kantine des Ministeriums verhaftete, telefonierte er gerade und hatte den Bericht in der Hand. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, daß er gerade mit dieser Nowikowa sprach.«
    »Ich merke, worauf Sie hinauswollen«, sagte Mary. »Meinen Sie, daß diese Frau es war, die die Informationen an Dillon weitergab?«
    »Das ist möglich«, sagte Ferguson.
    »Und was vermuten Sie jetzt?« fragte Brosnan. »Daß auch Dillon nach Belfast fliegt?«
    »Vielleicht«, sagte Ferguson. »Wenn es wichtig genug ist.«
    »Dann müssen wir uns beeilen.« Brosnan wandte sich an Mary. »Wir starten morgen schon sehr früh. Deshalb sollten wir jetzt lieber gehen.«
    Während sie durch den Saal zum Eingang schritten, gingen Brosnan und Ferguson ein Stück voraus und unterhielten sich noch für einen Moment. Mary sagte zu Flood: »Sie halten
    große Stücke auf ihn, nicht wahr?«
    »Auf Martin?« Er nickte. »Die Vietcong hatten mich wo­ chenlang in ein Erdloch gesteckt. Wenn es regnete, lief es mit Wasser bis obenhin voll, und ich mußte Tag und Nacht im Stehen verbringen, um nicht zu ertrinken. Blutegel, Würmer, jedes Ungeziefer gab es dort, und dann, eines Tages, als es so schlimm war wie noch nie, reichte eine Hand zu mir nach unten und zog mich heraus. Und das war Martin, mit einem Stirnband, die Haare bis auf die Schultern und das Gesicht bemalt wie ein Apache auf dem Kriegspfad. Er ist ein besonde­ rer Mensch.«
    Mary betrachtete Brosnan aus der Entfernung. »Ja«, sagte sie. »Ich glaube, diese Beschreibung trifft auf ihn zu.«

    Dillon bestellte ein Taxi, das ihn am nächsten Morgen schon um sechs Uhr im Hotel abholen sollte. Er wartete bereits auf der Hoteltreppe, als es eintraf. In der einen Hand hatte er seinen Reisekoffer, in der anderen den Aktenkoffer. Er trug seinen Trenchcoat, Anzug, gestreifte Krawatte und eine Brille und spielte wieder seine Peter-Hilton-Rolle. Als Beweis für seine Identität hatte er seinen Führerschein aus Jersey und seinen Pilotenschein bei sich. Im Koffer befanden sich ein Kulturbeutel mit Inhalt sowie die Gegenstände, die er bei Clayton in Covent Garden erstanden hatte. Alles war säuber­ lich zusammengelegt. Hinzu kamen ein Handtuch des Hotels, Socken und Unterwäsche. Alles sah schrecklich normal aus, und die Perücke ließ sich auch

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