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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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von der Arche zu warten, aber die Bildschirme waren ausgefallen, und so gab er nach, als Edward ihn am Arm packte.
     
    Die Soldaten bildeten eine Keilformation und bahnten sich ihren Weg durch die Menge. Die Haupttüren wurden gewaltsam geöffnet, und Rauch quoll um sie herum aus dem Gebäude, als sie ins Freie stolperten. Patrick wurde einen Moment lang von den Schreien, den Schüssen, der verräucherten Luft und einem weiteren gewaltigen Krachen überwältigt, das den Boden selbst zu erschüttern schien. Er sah, wie eine Kette von Soldaten keine fünfzig Meter von seinem Standort entfernt die Stellung gegen einen Mob von Eye-Dees zu halten versuchte, die mit lautem Gebrüll Trümmerstücke warfen und blitzende Macheten schwenkten.
    Über ihnen schwebte der Chinook wartend in der Luft. Ein Besatzungsmitglied ließ eine Strickleiter aus einer offenen Luke herunter. Zwei Soldaten liefen herbei und hielten das untere Ende der Strickleiter fest. Patricks Herz klopfte heftig, als er
Don Meisel und Mel Belbruno erkannte, den Liebhaber seiner Tochter. Aber Mels Gesicht war hart und verkniffen, und seine Augen lagen tief in den Höhlen.
    Sie schoben sich vorwärts, auf die Strickleiter zu.
    »Das wird nicht gerade glamourös werden«, rief Thandie.
    Gordo knurrte: »Ich hoffe nur, dass keines dieser zerlumpten Arschlöcher eine Boden-Luft-Rakete hat.«
    Eine in Lumpen gekleidete Frau löste sich aus dem Getümmel und stürzte zu der Leiter. Sie war jung, nicht älter als zwanzig oder einundzwanzig, und sie trug ein Baby in einem improvisiertem Tragegestell auf der Brust. Don und Mel fingen sie ab. Sie begann sich zu wehren. »Lasst mich in dieses Ding rein!« Das Baby zappelte und schrie. Don und Mel zögerten, die Frau härter anzufassen, sah Patrick; sie hatten Angst, dem Baby könnte etwas geschehen.
    Gordo trat vor, ein Messer in der Hand. Energisch schnitt er die Halteriemen des Tragegestells durch, entriss das Baby seiner Mutter und schleuderte es in die Menge. Die Frau gab den Kampf sofort auf und lief hinterher. »Und ich werde das Gesicht dieser Frau auf meinem Sterbebett sehen«, sagte Gordo und steckte das Messer in eine Scheide in seinem Ärmel.
    Don verzog keine Miene. Er hielt Gordo die Leiter hin. »Es gibt nur vier Plätze im Chopper, Sir. Wir können nicht alle mitnehmen. «
    Thandie stieß Gordo vorwärts. »Rauf mit Ihnen, Colonel. Befehle, denken Sie dran.«
    »Und Sie auch«, blaffte Gordo und packte ihre Hand.
    Edward Kenzie zerrte Patrick am Arm vorwärts. »Kommen Sie, Patrick, wir waren von Anfang an dabei. Ohne unser Geld wäre die Arche nicht gebaut worden – und es sind unsere Kinder, die diesen Vogel fliegen. Wir haben einiges gut.«

    Aber Patrick entzog ihm seinen Arm.
    Der Chopper senkte die Nase und bockte; ein Heckenschütze schoss sich ein, und eine Kugel prallte vom Rumpf ab.
    »Sir«, sagte Don, »dieser Vogel steigt in einer Sekunde hoch.«
    Edward Kenzie war auf der Leiter. »Groundwater«, brüllte er herunter, »was zum Teufel …?«
    »Ohne mich, Edward. Wir hatten unsere Zeit.« Und gerade als der Hubschrauber emporstieg, machte Patrick einen Satz nach vorn und stieß Mel gegen die Leiter.
    Mel hielt sich fest, um nicht hinzufallen, und wurde sofort in die Luft getragen; wie ein Engel fuhr er von der Erde empor. Patrick sah Mels offenen Mund, sein schockiertes Gesicht.
    »Das ist für Holle«, sagte Patrick grimmig.
    Don Meisel lachte nur. »Hübsches Timing, Mr. Groundwater. «
    Eine Soldatin baute sich vor Don auf – hartes Gesicht, loses, krauses graues Haar unter dem Helm. »Sir. Die Stellung ist nicht mehr zu halten. Einige von uns werden versuchen, sich zu höher gelegenem Gelände durchzuschlagen.«
    Don nickte. »Bleiben Sie dicht bei mir, Sir«, sagte er zu Patrick.
    »Ich bin kein Soldat, mein Junge.«
    Don drückte ihm ein AK-47 in die Arme. »Jetzt schon.«
    Der Chinook verschwand, sein Getöse wich in den Himmel zurück, seine Lichter waren ein erlöschendes Sternbild. Und hoch über Patrick klarte der Himmel auf und gab den Blick auf das blutige Licht einer Mondfinsternis frei.

56
    Als das Antlitz des Mondes vollständig durch den Erdschatten bedeckt wurde und jenes faszinierende Blutrot erblühte, hörte Lily Brooke die plötzlichen Laute des Erstaunens, die überall in der Floßgemeinschaft emporstiegen, das ehrfürchtige Gemurmel der Menge, die Rufe der Kinder: »Schau dir das an!«, in einer Vielzahl von Sprachen. An dem des Mondlichts beraubten Himmel kamen

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