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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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war verdammt schwer zu spielen. »Der Mistkerl schlägt mich jedes Mal«, knurrte Mike Wetherbee.
    »Du hast viel Geduld«, meinte Grace.
    »Ja, stimmt«, sagte Wetherbee säuerlich. »Wenn er sich in dieser Phase befindet, ist er so depressiv, so passiv, er sitzt nur da und suhlt sich in seinem Elend. Er saugt einem das Leben aus.«
    Holle wusste, dass Wetherbee sich bei dem Therapieprogramm unwohl fühlte, obwohl er in Anbetracht von Zanes Bedeutung für die Mission schließlich bereit gewesen war, diese Aufgabe zu übernehmen. Darum hatte er andere zu der Behandlung hinzugezogen: Holle, die Zane zu ihm geschickt hatte, Venus, die ebenfalls von Harry Smith missbraucht worden war –
ein wahrscheinlicher Auslöser für Zanes Zustand –, und Grace Gray, die nach dem Mord an Harry mit Zane gesprochen hatte. Grace erwies sich als eine der fähigeren von Wetherbees Hilfskräften, da sie in ihren Jahren in der Wanderarbeiterstadt auf den Great Plains eine Menge praktischer Erfahrungen gesammelt hatte. Sie bildeten ein gutes, emotional starkes Team, dachte Holle, selbst wenn sie keine Erfahrung mit solchen Fällen hatten.
    In Wirklichkeit verteilte Wetherbee die Last jedoch nur auf mehrere Schultern. Er besaß eine Mentalität, die Holle von vielen Medizinstudenten und Ärzten auf der Erde kannte. Lebhaft, gut aussehend und tüchtig, hatte er keine feste Partnerin, war aber eine Abfolge von Beziehungen mit Frauen aus der Crew eingegangen – eine Menge Leute wollten den einzigen Arzt des Schiffes an sich und ihre Kinder binden. Aber er zeigte niemals auch nur einen Hauch von Überlebensschuld oder irgendein Interesse am Schicksal seiner versunkenen Heimat. Und er wahrte eine Distanz von seinen Patienten, bei der man sich manchmal fragte, warum er überhaupt in die Medizin gegangen war.
    Jetzt beugte Mike sich vor und berührte den Bildschirm, um den Ton lauter zu stellen. »Wir hatten über das Schachspiel gesprochen. Dann fing er plötzlich an, von seinem Vater zu reden. Schaut, seht ihr die Veränderung hier?«
    Holle sah, wie Zane sich kerzengerade aufrichtete und sich umschaute, fast so, als wäre er gerade erst hereingekommen. »Doc Wetherbee?«
    »Ich bin hier, Zane.«
    »Wir sind im OP. Wir spielen Schach.« Er warf einen Blick auf das Brett. »Schachmatt in zwei Zügen.« Er lächelte. Alles an ihm schien auf einmal heiterer zu sein, dachte Holle, als wäre er ein ganz anderer Mensch.

    »In zwei Zügen? Ich seh’s nicht, aber das überrascht mich auch nicht.«
    »Ich spiele Schach mit meinem Vater.«
    »Beachtet das Präsens«, sagte Wetherbee leise zu den Frauen.
    »Ich schlage meinen Vater nie. Das könnte er nicht ausstehen. «
    »Hast du … ich meine, lässt du ihn gewinnen?«
    »O nein. Er könnte es nicht ausstehen, sich selbst für schwach zu halten. Und er könnte es auch nicht ausstehen, wenn ich gefühlsduselig wäre. Das Spiel ist alles, man muss gewinnen …«
    »Ihr seht den Konflikt«, kommentierte Wetherbee. »Ich glaube, er hat den Vater doch gewinnen lassen und es dann verdrängt. Der alte Mann hat immer wieder Barrieren aufgebaut, die der Junge nicht durchbrechen konnte. Hört euch an, womit er jetzt anfängt.«
    »Ich habe versucht, Dad von Harry Smith zu erzählen«, sagte Zane auf dem Bildschirm.
    »Das, worüber wir gesprochen haben? Die intimen Berührungen und so weiter.«
    »Ja. Ich hab’s mehr als einmal versucht. Beim ersten Mal wollte Dad einfach nicht zuhören. Beim nächsten Mal hat er mich geschlagen. Er hat gesagt, ich würde lügen, Harry Smith sei ein ehrenwerter Mann, er kenne ihn gut. Und er hat gesagt, ich sei schmutzig, dreckig. Ich solle ja den Mund halten. Wenn ich irgendjemandem diese Lügen erzählte, würde ich damit nur mir selber Ärger einhandeln und von der Arche fliegen, und dann würden mich die Eye-Dees vergewaltigen und töten, und wenn die’s nicht täten, würde ich eben ertrinken.«
    »Aber jetzt ist das alles vorbei. Du bist auf der Arche. In Sicherheit.«

    Zane lächelte mit wissender Miene. »Na ja, ich bin immer noch Kandidat, Doc Wetherbee. Das ist ganz und gar nicht dasselbe. «
    »Als wäre er in der Vergangenheit gefangen«, sagte Venus. »Er weiß nicht, dass er auf der Arche ist.«
    »So ähnlich, ja, manchmal … hört zu.«
    Auf dem Bildschirm fragte Wetherbee: »Wenn du es doch auf die Arche schaffst, was meinst du, wie sich das alles auf dich auswirken wird? Das mit Harry Smith und deinem Vater.«
    Zane runzelte die Stirn. »Darüber denke

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