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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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dass sie ein schnelle Entscheidung treffen musste – aber welche?
    »Holle!« Paul Shaughnessy kam eine Leiter herunter. Er trug die Außenschicht eines Druckanzugs und hatte noch eine weitere dabei, die wie eine abgezogene Haut über seinem Rücken baumelte. Er hielt sich an das, was sie ihm beigebracht hatte; die Anzüge waren in gewissem Maß feuerfest, und ihre Träger konnten dank der Sauerstoffversorgung weiter aktiv bleiben, selbst wenn die Luft giftig wurde. Paul wirkte angespannt, besorgt und beunruhigt.
    Er reichte ihr den überzähligen Anzug. Sie schlüpfte mit den Beinen hinein. »Alles in Ordnung mit dir, Paul? Weißt du, wie das angefangen hat?«
    »Es war Jack. Ich war oben in der Nase. Mein Bruder war unten auf Zehn, im Instandhaltungsbereich. Er hat einen Riss in seinem Anzug geflickt. Der Anzug ist einfach explodiert! Ich hab’s auf den Monitorbildern gesehen. Er ist in Flammen aufgegangen, und dann hat sich Feuer ausgebreitet.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das ergibt keinen Sinn.« Die Luftversorgung der Anzüge bestand aus reinem Sauerstoff, so dass immer das Risiko eines Feuers bestand, aber die Sicherheitsvorkehrungen boten eigentlich die Gewähr dafür, dass sich ein solcher Unfall niemals ereignen konnte.

    »Ich hab’s ja gesehen. Ich muss runter zu Jack. Masayo ist auch da unten.«
    »Dann beeil dich. Ich muss mit Kelly und Venus sprechen.«
    Er nickte, ließ sein Visier zuschnappen und stieg weiter in den Hochofen hinab.
    Holle schloss ebenfalls ihren Helm. »Venus, bist du da?«
    »Groundwater, Jenning. Wir sind in der Kuppel.«
    »Okay, bleibt dort. Und bereitet euch darauf vor, die Kuppel abzutrennen und mit ihr nach Hawila hinüberzufliegen.«
    »Sind schon dabei, das ist das reguläre Verfahren.«
    Holle stellte sich das ruhige Zwielicht der Kuppel vor, die lautlosen, kreisenden Sterne draußen, auf den Monitoren die Bilder der Verwüstung im Innern des Moduls. »Könnt ihr sehen, was hier drin vorgeht?«
    »Die meisten Kameras funktionieren noch, obwohl immer mehr ausfallen, und die Funkverbindungen brechen ebenfalls zusammen. Die Decks neun bis elf sind völlig ausgebrannt. Die Gitterböden schmelzen und tropfen in die Hydrokulturbeete auf vierzehn. Gegenmaßnahmen funktionieren nicht allzu gut. Das Feuer hat sich hinter die Ausrüstungs-Racks vorgearbeitet. Das hätte nicht passieren dürfen. Opferzahl unbekannt, wir können einfach nichts sehen.«
    Kellys verstärkte Stimme verstummte plötzlich, und das Modul füllte sich mit einer Kakofonie von Schreien und dem Brausen des Feuers.
    »Was ist mit der Temperatur im Modul?«
    »Sie steigt, Holle. Ich kann diesen Anzeigen nicht vertrauen, aber …«
    »Verstanden.« Die größte Gefahr bestand darin, dass sich das Feuer durch die Hülle fraß und den Druckkörper des Moduls beschädigte. Es gab eine letzte Notmaßnahme, um diese finale
Katastrophe zu verhindern, einen drastischen Schritt. Holle gelangte allmählich zu der Überzeugung, dass ihnen keine andere Wahl mehr blieb. Sie schaltete erneut ihr Mikrofon ein. »Bist du auf Empfang, Kelly?«
    »Wir haben die Verbindung zu ihr verloren, Holle«, meldete Venus.
    »Venus, ich denke daran, das Seil zu durchtrennen.«
    »Kelly ist nicht erreichbar. Ich unterstütze deine Entscheidung. Tu es!«
    Holle begann eine Leiter hinaufzusteigen, weg vom Feuer, hinein in den immer dichter werdenden Rauch. »Könnt ihr alles Weitere von da drin aus erledigen? Warnt Hawila. Gebt die internen Warnungen raus, bereitet alles auf Mikrogravitation vor. Übernehmt die Fluglageregelung …«
    »Schon dabei, Holle. Wird schon gutgehen, wir haben das ja geprobt.«
    Holle sagte nichts mehr. Sie stieg hastig weiter nach oben. Ihr Anzug fühlte sich schwer und starr an, und ihre Hände wurden rasch müde, als sie gegen die Biegesteifigkeit der Handschuhe ankämpfte, um die Metallsprossen zu packen. Venus hatte Recht. Ja, sie hatten auf der Erde und auch nach dem Start geprobt, hatten fast so drastische Situationen wie diese simuliert. Doch auch ihr jahrelanges Training hatte weder den Ausbruch des Feuers verhindert noch die Entwicklung der Lage bis zu diesem tödlichen Punkt gestoppt.
    Sie erreichte die Kuppeldecke des Moduls. Mit einer unbeholfenen Drehung sprang sie auf die Oberseite eines der Stege hinüber, die unterhalb des Kuppel verliefen, und befestigte einen Sicherheitsgurt am Geländer. Schwer atmend hielt sie inne. Der Rauch war hier so dicht, dass man kaum noch etwas sehen konnte. Mit einem

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