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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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also die Beine für irgendeinen Illegalen breit machen? «
    Holle lachte. »Nett ausgedrückt.«
    »Künstliche Befruchtung ginge auch«, sagte Kelly zu Elle. »Du müsstest mit niemandem schlafen.«
    »Manchmal kann ich einfach nicht glauben, was für Gespräche wir führen«, warf Masayo milde ein.
    »Aber ich hätte trotzdem das Balg irgendeines Illegalen im Bauch«, erwiderte Elle. »So wird Thomas es jedenfalls garantiert sehen.«
    »Wir schlagen uns permanent mit derartigen Fragen herum, Elle, das weißt du«, sagte Kelly mit erzwungener Geduld. »Dein Recht, über deinen Körper zu bestimmen, liegt im Konflikt mit den Rechten und Pflichten der Gruppe als Ganzer. Der Vorschlag lautet, dass jede von uns Frauen sich unter den betroffenen Männern einen zweiten Partner aussuchen, dass jede von uns Kinder von mehr als einem Mann kriegen soll. Wenn du
selbst niemanden aussuchen kannst, wird eine Wahl durchgeführt …«
    Elle schnaubte. »Manipuliert wie jede Abstimmung auf diesem Kahn seit dem Start.«
    »Da wird nichts manipuliert. Wir alle müssen dem ins Auge blicken, Elle. Alle Frauen, und alle Männer übrigens auch. Wir werden zwischen Lebensgemeinschaften und Partnerschaften zur Fortpflanzung unterscheiden müssen. Über Erstere bestimmt man ganz allein, da braucht die Mission sich nicht einzumischen, aber bei Letzeren muss die Crew als Ganze ein paar Zielvorgaben setzen, damit wir unsere größere Verpflichtung erfüllen können. Nur auf diese Weise kann eine so kleine Crew die genetische Diversität aufrechterhalten. Wir sind nun mal in einer einmaligen Situation, die …«
    »Also wirklich, jetzt reicht’s mir aber.« Elle stand auf und stieß dabei ihren Stuhl um; er kippte in der halben Schwerkraft träge nach hinten. »Dauernd kommst du einem mit diesem hypermoralischen Schwachsinn, Kelly. Du konzentrierst dich nie auf den Menschen, den du vor dir hast. Na schön, ich werde mit Venus in der Kuppel sprechen. Die wird dir schon in den Arm fallen. Und vielleicht tut sie irgendwas, um Thomas und Jack voneinander fernzuhalten, bevor die beiden sich gegenseitig umbringen.« Sie stolzierte davon.
    Kelly seufzte und trank einen Schluck Wasser aus einem abgedeckten Glas. »O je, o je.«
    »Ich rede mal ein Wörtchen mit Jack Shaughnessy«, versprach Holle. »Unter vier Augen. Um sicherzustellen, dass er Elle in Ruhe lässt.«
    »Ich habe keine Anzeichen dafür gesehen, dass er immer noch hinter ihr her ist. Diese Schlägerei mit Thomas scheint ihn davon überzeugt zu haben, dass Elle bleiben will, wo sie ist.
Wahrscheinlich ist Thomas einfach bloß paranoid. Sei vorsichtig, Holle, wenn du was Falsches sagst, machst du alles vielleicht nur noch schlimmer.«
    »Solche Konflikte werden wir immer wieder erleben«, meinte Masayo.
    »Ich weiß«, sagte Kelly. »Auf dem ganzen Flug bis zur Erde II. Aber was sollen wir sonst machen? Darum geht’s doch bei der Mission. Es wäre nicht halb so schwierig, wenn die Crew wie vorgesehen aus der vollen Zahl von Kandidaten bestünde, mit einem ausgewogenen Geschlechterverhältnis und einer Ausbildung in diesen Dingen.«
    Masayo verdrehte die Augen.
    Kelly wandte sich an Holle. »Wie steht’s mit dem vermissten Kind drüben in Hawila?«
    »Wilson sagt, er meldet sich, wenn es Neuigkeiten gibt.«
    »Die verdammten Kinder«, sagte Kelly. »Die sind so merkwürdig. Weißt du, ich habe gesehen, dass sie Spinnen und Fliegen fangen und als Haustiere halten. Nicht zu glauben. Man sollte meinen, sie müssten den Verstand verlieren, weil sie in so einem Einweckglas aufwachsen. Aber sie haben ja nie was anderes gekannt. Was ist mit Cora?«
    Holle gab ihr einen kurzen Überblick über die Geschehnisse und erzählte, wie sie und Wilson geholfen hatten, Cora aus der Zelle zu holen. »Ich habe Doc Wetherbee gebeten, sie sich mal anzusehen. Ich glaube, sie hat in letzter Zeit noch nicht mal richtig gegessen.«
    »Ihr Problem ist nicht das Essen«, meinte Kelly, »sondern ihre HeadSpace-Sucht. Wir haben dafür gesorgt, dass es an Bord weder Alkohol noch sonst welche Drogen gibt, und trotzdem wachsen uns ständig Süchtige nach. Irgendeinen Mist gibt es immer.« Sie sah Holle scharf an. »Wie denkst du über
Theo? Glaubst du, er dealt mit HeadSpace-Credits, wie Wilson sagt?«
    »Kann sein«, sagte Holle vorsichtig. »Aber Theo ist naiv. Oder er war es, als er an Bord gekommen ist. Vielleicht versteht er gar nicht, was er tut, welche moralischen Implikationen und Auswirkungen auf andere Leute

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