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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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Bildern.
    »Schau – hier siehst du die Ankunft des Objekts, das du gesehen hast, des hellen neuen Satelliten. Diese Bilder sind von einem Teleskop aufgenommen worden, das zufällig in die richtige Ecke des Himmels schaute, genau dorthin, wo er zuerst erschienen ist. Ich wusste, es musste jemanden geben, der ihn eingefangen hat. Jetzt warte … schau auf die Uhr … Da!« Ein heller Blitz erschien, rechts vom Zentrum des Sternenfeldes – das Schiff selbst, und ein Lichtschimmer ging von ihm aus, wanderte in schnurgerader Linie nach links und verblasste, als hätte das Schiff eine helle visuelle Botschaft dorthin zurückgeschickt, woher es gekommen war. »Siehst du?«, fragte Thandie triumphierend
und starrte Boris an. »Verstehst du, was das ist, was dieser Beobachter gesehen hat?«
    »Nein«, sagte Boris unverblümt. Er wirkte unruhig, sein Blick schweifte ab. Die Kinder hatten so gut wie gar keine Aufmerksamkeitsspanne mehr.
    Thandie unterdrückte ihren Ärger. »Das ist ein Schiff, das schneller als das Licht geflogen ist. Man kann es sehen, während es unterwegs ist; seine Warp-Blase gibt eine Kaskade exotischer Strahlungsenergie ab, die teilweise ins sichtbare Spektrum herunterreicht. Aber es ist schneller als sein eigenes Bild. Das Schiff kommt also zuerst an, und das Licht muss es einholen, all die Photonen, die es auf seiner Bahn emittiert hat, treffen lediglich mit Lichtgeschwindigkeit ein. Die älteren Bilder kommen zuletzt, und das wirkt, als würde das Schiff sich entfernen und nicht ankommen …« Sie spielte die kurze Sequenz immer wieder ab. »Das ist die Signatur der Ankunft eines überlichtschnellen Raumschiffs, Boris. Es ist die Arche, die Arche Eins. Ich wusste, dass sie zurückkommen würden.«
    Er runzelte die Stirn, der komische Versuch eines Dreizehnjährigen, Interesse zu heucheln. Wenigstens war er höflich. »Und was willst du nun tun?«
    »Die Funkbake einsatzbereit machen. Mal sehen, ob die Batterien noch ein bisschen Saft haben. Holen wir sie nach Hause.«

75
    Zane kam in Holles OP geschwebt, ein stämmiger, gedrungener Mann von neununddreißig Jahren, selbstbewusst, mit entschlossenen Bewegungen in der Mikrogravitation. Er zog sich auf eine Liege hinunter und legte sich einen Gurt lose um die Taille. »Ah«, sagte er. »Nach mehr als zehn Jahren Therapie kommt es mir so vor, als wäre diese alte Couch ein Teil von mir.«
    Holle hatte zusammen mit Theo Morell auf ihn gewartet. Während Theo die Kameras auf ihre Wandhalterungen montierte, um die Sitzung zu filmen, ließ sie sich auf ihrem Stuhl nieder, das Gesicht zur Liege, ihren Handheld auf dem Schoß. »Ich nehme an, ich spreche mit Jerry.«
    »Ich habe meine heutigen Aufgaben erledigt, bevor ich hergekommen bin. Die Warp-Blase arbeitet innerhalb sämtlicher nominalen Parameter, nebenbei bemerkt. Treibt uns weiter zur Erde III. Ich dachte, ich sollte draußen bleiben, um … ähm … Zane 3 sozusagen hierherzubringen. Er weiß, was du heute vorhast, es hat ihn sehr beschäftigt. Er ist nervös deswegen, das muss ich dir sagen. Er hat Angst davor, im Integrationsprozess einen Teil von sich selbst zu verlieren. Ihm ist bewusst, dass er bei der Crew, den Jüngeren, beliebt ist. Das gibt ihm eine gewisse Bestätigung.« Er musterte Holle. »Was einer der Gründe ist, weshalb du weitermachen willst, nicht wahr? Ich weiß, dass es Vorbehalte wegen des Einflusses gibt, den Zane auf die jungen Leute ausübt.«

    Es hatte keinen Sinn, in diesem Punkt zu lügen. »Wilson hat gewisse Bedenken zum Ausdruck gebracht.«
    Zane schnaubte. »Wilson sollte sich lieber mal um seinen eigenen Umgang mit den Jugendlichen kümmern. Wir wissen ja alle, was da läuft.«
    »Aber das ist nicht der Grund, weshalb wir beschlossen haben, mit dem Prozess zu beginnen, Jerry. Wenn wir nicht glauben würden, dass du bereit bist, würden wir’s nicht versuchen. Du bist natürlich sehr wichtig für uns. Deine Bedürfnisse haben Vorrang.«
    »Na schön. Die Frage ist, bist du bereit? Es ist erst sieben Jahre her, seit du Mike abgelöst hast!«
    »Sei nicht so streng mit mir«, sagte Holle. »Ich musste die Seelenheilkunde von Grund auf lernen. Es ist nicht leicht, Jerry. Und ich glaube nicht, dass wir es ohne dich geschafft hätten, so weit zu kommen.« Das stimmte. Das Alter Ego namens Jerry war wie ein Studienpartner gewesen, als Holle, Theo und Grace die im Schiffsarchiv gespeicherten Psychiatrie-Zeitschriften, Bücher und Expertensysteme sowie Mike Wetherbees

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