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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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aber ausgesprochen mit der rauen Stimme eines Neununddreißigjährigen, brach es ihr das Herz. »Ich verspreche es. Vielleicht könntest du zurücktreten und mich nochmal mit Zane 3 sprechen lassen.«
    Nach einer weiteren Pause kam das Alter Ego Zane 3 wieder zum Vorschein. »Und was nun? Wie machen wir das? Wie hole ich ihn in mich herein?«
    Holle warf Theo einen Blick zu. Die Texte und Fallstudien waren vage, was die genauen Mechanismen dieses entscheidenden Augenblicks betraf.
    Theo beugte sich vor. »Siehst du ihn? Was tut er gerade?«
    »Er weint.« Zane klang ein wenig angewidert.
    »Dann halte ihn einfach fest«, sagte Theo. »Leg die Arme um ihn. Schau, ob du ihn dazu bringen kannst, mit dem Weinen aufzuhören.«
    »Okay.« Zanes Stimme klang widerstrebend, aber seine Oberarme zuckten, ein Anflug von Bewegung. »Ich halte ihn fest. Er macht mir das Hemd nass. Er hört auf zu weinen. Ich … Na komm. Ist schon gut.«
    »Was geschieht jetzt gerade?«, fragte Holle.
    »Es ist, als würde ein Schatten über mich fallen, ich – oh, ich sehe ihn, aber er ist jetzt in meinem Kopf. Hinter meinen Augenlidern! «
    »Keine Angst«, sagte Holle beruhigend. »Es läuft gut. Alles in Ordnung. Hörst du seine Stimme? Hörst du, was er denkt?«
    »Ich höre ihn, ich sehe ihn, o Gott. Ich sehe seine Erinnerungen. Es ist wie ein HeadSpace-Porno. Ist das mir zugestoßen?
Ich erinnere mich jetzt, ich erinnere mich an das erste Mal, Harry hat mich wegen des Antimaterie-Unfalls getröstet, er hat seinen großen, schweren Arm um mich gelegt – oh, verdammt!«
    »Ist schon gut, Zane, du machst das prima.«
    »Und das arme Kind hat diesen Dreck all die Jahre mit sich herumgetragen?«
    »Er hat es für dich getan, Zane. Ich zähle von fünf an rückwärts, und dann wachst du auf, du wirst hier bei mir und Theo im OP sein. Okay? Fünf. Vier …«
     
    Als Zane aufwachte, war er auf kaum merkliche Weise verändert. Gequälter. Zorniger.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Holle. »Möchtest du irgendwas, einen Schluck Wasser vielleicht?«
    »Kein Wasser. Mir geht’s gut.« Es klang allerdings ganz und gar nicht so. Zane wirkte verwirrt; er beschattete die Augen. »Alles ist so hell. Oh, und so laut .« Aber das einzige Geräusch im Raum war das unablässige Summen der Pumpen und Ventilatoren des Lebenserhaltungssystems. »Ich höre meinen Herzschlag. «
    Holles Stimme war sehr leise. »Woran erinnerst du dich?«
    »Woran ich mich bislang nicht erinnert habe, meinst du? An jahrelangen systematischen Missbrauch durch Harry Smith, diesem Arschloch. Und im Rückblick, an frühere Jahre der Vorbereitung darauf.« Seine Augen klappten auf. Plötzlich war er spöttisch und wütend. »Aber vielleicht habt ihr mir diese Scheiße auch bloß in den Kopf gepflanzt. Nichts anderes an dem, was wir hier erleben, ist real. Weshalb sollten diese Erinnerungen zuverlässiger sein?«
    Holle fühlte sich besiegt. »Zane, wir haben lediglich …«
    »Sind wir fertig? Kann ich gehen?«

76
    Fünf Tage, nachdem Seba in die Erdumlaufbahn eingeschwenkt war, rief Masayo Kelly über Funk an und bat sie, ins Cockpit des Shuttles zu kommen.
    Sie schwebte durch die Schleuse hinüber. Mike Wetherbee und Masayo warteten auf sie, lose auf die beiden Pilotenliegen in der Nase des Shuttles geschnallt. Kelly gab Masayo einen innigen Kuss, dann schwebte sie hinter den beiden Männern und schaute ihnen über die Schulter. Lange Minuten blickten sie schweigend zu den großen Cockpit-Fenstern hinaus.
    Draußen vor den Fenstern ragte die Erde über ihnen auf. Selbst nach fünf Tagen fiel es ihnen schwer zu glauben, dass sie hier waren, dass sie es nach einem siebenjährigen Rückflug von der Erde II tatsächlich geschafft hatten, wieder nach Hause zu kommen. Doch dies war die nüchterne Realität.
    Die Welt war ein Schild aus klumpigen Wolken, so nah, dass ihre Krümmung kaum sichtbar war. Wenn Kelly zum Horizont schaute, sah sie die Wolkenbanken in ihrer dreidimensionalen Pracht, kontinentgroße Stürme, gekrönt von riesenhaften Gewitterwolken. Seba näherte sich dem Terminator, der diffusen Grenze zwischen Nacht und Tag, und in der irgendwo hinter dem Modul stehenden Sonne warfen diese gewaltigen Gewitterwolken Schatten auf die Wolkenbänke darunter. Über die Monitore plätscherten und blinkten unterdessen Daten und Bilder von der Erde, Informationen über das Klima, die Ozeanographie,
die Atmosphärenzusammensetzung und alles andere, zusammengetragen von

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